Dienstag 20 Februar 2024, 08:15

Monte Tomé: „Ehrgeiz, den Willen, uns weiter zu verbessern, und Bescheidenheit bewahren“

  • Teilnahme der spanischen Nationaltrainerin am Trainerforum der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™

  • Im Gespräch über das Erfolgsgeheimnis und die nächsten Herausforderungen der Weltmeisterinnen

  • Vorbildfunktion der Spielerinnen für Kinder betont

Spanien ist im internationalen Frauenfussball derzeit das Mass aller Dinge. Nach den Titelgewinnen in den U-17- und U-20-Kategorien feierte das Land am 20. August 2023 dank dem Finalsieg gegen England bei der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Australien & Neuseeland 2023™ endlich auch seinen ersten Titel bei den Elitefrauen.

Nur Japan war zuvor schon Titelträger in allen drei Kategorien, allerdings nicht gleichzeitig. Dazu kommen die Auszeichnungen als „The Best – FIFA-Weltfussballerin“ von Aitana Bonmatí und Alexia Putellas in den Jahren 2023 bzw. 2022 und 2021. Der spanische Frauenfussball scheint in der Tat auf einem Allzeithoch.

Post FIFA Women's World Cup Coaches Forum

Die individuellen und kollektiven Erfolge erfüllen das fussballbegeisterte Land natürlich mit Stolz. Um das Erfolgsgeheimnis zumindest teilweise zu lüften und mehr über die anstehenden Herausforderungen zu erfahren, sprach FIFA.com/inside während des Trainerforums zur Analyse der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™ mit Nationaltrainerin Montse Tomé.

„Wir verfügen in allen Kategorien über sehr viel Talent und haben die Qual der Wahl“, umschreibt die oberste Trainerin das Zusammenspiel zwischen den A- und den Jugendteams.

2024 haben einige Teams die Chance, ihren Titel zu verteidigen. Die U-20-Auswahl ist als U-19-Europameisterin bereits für die FIFA U-20-Frauen-Weltmeisterschaft Kolumbien 2024™ qualifiziert, während das U-17-Team im März die Qualifikation für die U-17-EM beginnt und dabei versuchen wird, sich einen der drei Startplätze für die FIFA U-17-Frauen-Weltmeisterschaft Dominikanische Republik 2024™ zu sichern.

Montse Tomé ist sichtlich stolz, hat aber auch eine klare Vision für die Struktur des Frauenfussballs beim spanischen Verband: „Wir müssen uns auf unsere Bedürfnisse, Ziele und Aufgaben konzentrieren, uns jeden Tag verbessern, unser spielerisches Profil schärfen und in jedem Spiel auf Sieg spielen.“

Des Weiteren betont sie: „In Spanien haben wir für die einzelnen Positionen Profile und können die auswählen, die wir wollen. Wir haben das Glück, über dieses Instrument zu verfügen. Wir suchen ein Profil und denken, dass wir es finden. Wir impfen den Spielerinnen, die wir finden, unsere Identität ein.“

Dem Erfolgsgeheimnis auf der Spur

Ein wichtiger Teil des Erfolgs ist die gemeinsame Philosophie aller spanischer Frauennationalteams.

„Im A-Team geht es um Klasse, Leistung und Erfolg. Wir anerkennen diese Arbeit mit Exklusivität. In den Jugendkategorien wird auch viel Wert auf Wettkampf und Ehrgeiz gelegt. Der Fokus liegt aber auf den Prozessen. Wir achten sehr darauf, wie wir Dinge tun, und verfolgen eine einzigartige Methode, die die Entwicklung unserer Spielerinnen fördert.“

Im Blick ist dabei ständig der Aufstieg ins A-Team. Doch was genau ist das Erfolgsrezept der aktuellen Nummer eins in der FIFA-Weltrangliste? „Das Talent der Spielerinnen spielt eine wichtige Rolle. Ebenso wichtig sind Ehrgeiz, der Wille, sich weiter zu verbessern, und Bescheidenheit. Ferner müssen sich alle bewusst sein, dass wir das Niveau nur halten können, wenn wir weiter an uns arbeiten. Dazu sind wir alle voll motiviert.“

"Einzigartige und wunderbare Chance"

Montse Tomé ist die erste Frau an der Spitze des Frauennationalteams und erst seit fünf Monaten im Amt. Sie schätzt es deshalb sehr, am Trainerforum zur Frauen-WM teilzunehmen und sich mit grossen Namen auszutauschen.

„Das ist eine einzigartige und wunderbare Chance, mich als Trainerin und Person weiterzuentwickeln. Grosse Trainer mit viel Erfahrung sind hier, wie Jill Ellis, die eine internationale Spitzentrainerin ist. Ich habe die Gespräche mit ihr sehr geschätzt. Der Erfahrungsaustausch macht uns besser. Hier haben wir den Raum, zuzuhören und über unsere Arbeit zu sprechen. Das sind wichtige Debatten“, betont sie.

Und die Gespräche liefern wichtige Erkenntnisse für die nächsten Herausforderungen: die erstmalige Qualifikation für das Olympische Fussballturnier der Frauen und vielleicht sogar der Gewinn von Olympiagold. Die erste Hürde wartet am 23. Februar, wenn Spanien zu Hause sein Halbfinale des Finalturniers der UEFA Nations League gegen die Niederlande bestreitet und dabei um einen weiteren Titel sowie einen der beiden verbliebenen Startplätze für die Olympischen Spiele 2024 in Paris kämpft.

„Wir wollen gewinnen. Wir haben den WM-Titel gewonnen, was nicht einfach und harter Arbeit zu verdanken war. Spanien hat viel Talent und Klasse und brennt auf weitere Siege. Mit diesem Erfolgswillen müssen wir versuchen, das Finale zu erreichen.“

Aitanas Ehrgeiz

Die Spielerinnen leben diesen Ehrgeiz tagtäglich bei ihren Klubs, im Nationalteam und bei allen Wettbewerben. Eine sticht dabei besonders heraus: Aitana Bonmatí. Vor wenigen Wochen wurde sie erstmals als „The Best – FIFA-Weltfussballerin“ ausgezeichnet und von allen Seiten mit Lob überhäuft, auch von der Nationaltrainerin.

„Sie ist eine überragende Spielerin mit einem unglaublichen Potenzial, das noch lange nicht ausgeschöpft ist. Sie hat einen wahnsinnigen Ehrgeiz sowie eine angeborene Siegermentalität. Zudem kann sie mit vielen verschiedenen Situationen umgehen. Dank ihren physischen Voraussetzungen kann sie mit dem Ball tun, was sie will, und so schnell, sie will.“

Als Spielerin und Trainerin hat Montse Tomé die Entwicklung des Frauenfussballs hautnah miterlebt, auch die führende Rolle der FIFA mit deren Frauenfussballstrategie und Entwicklungsprogrammen.

ZURICH, SWITZERLAND - JANUARY 23: Spain women's national football team head coach Montse Tome poses for a portrait during the Post FIFA Women's World Cup Coaches Forum at HoF, Home of FIFA on January 23, 2024 in Zurich, Switzerland. (Photo by Harold Cunningham/FIFA)

Wir müssen Sorge zum Frauenfussball tragen, weil er grosse Klasse hat. Bei allem, was wir tun, müssen wir immer an die Kinder denken, die den Spielerinnen nacheifern. Wir müssen Vorbilder sein.

Montse Tomé
Nationaltrainerin Spaniens

„Der Frauenfussball entwickelt sich in allen Aspekten weiter: Athletik, Geschwindigkeit, Position der Spielerinnen, Ressourcen des technischen Stabs und Stadien. Wir müssen das bewahren, was dies ermöglicht hat, sprich das Wesen und die Leidenschaft des Sports“, betont Montse Tomé.

Dabei erwähnt sie auch die Rolle der Medien sowie die zunehmende Popularität des Frauenfussballs. Bester Beweis dafür ist die vergrösserte und erfolgreiche Frauen-WM 2023, die der Welt die Augen öffnete und auf allen Stufen mehrere Rekorde aufstellte.

„Dank den Medien können heute Tausende Menschen attraktiven Frauenfussball verfolgen. Wir müssen diese wichtigen Werte in die ganze Welt hinaustragen“, meint sie abschliessend.

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