Dienstag 09 Mai 2023, 05:30

Japan-Erfahrung ein Gewinn für das FIFA-Diplom in Klub-Management

  • Seminar in Japan vom 19. bis 24. April

  • Entwicklung des japanischen Vereinsfussballs Schwerpunkt des Studiengangs

  • Der Lehrgang vermittelt modernstes Praxiswissen für zentrale Bereiche der Vereinsführung

Im Rahmen der zweiten Auflage des FIFA-Diploms für Vereinsmanagement ging es vergangenen September zuerst nach New York, dann im Dezember nach Doha und zuletzt im Februar nach Tanger. Die vierte Präsenzveranstaltung fand nun vom 19. bis 24. April in Japan statt und unterstrich das Engagement der FIFA für den Wissensaustausch und die Entwicklung eines ausgewogeneren Fussballsystems auf Vereinsebene in der ganzen Welt.

"Das Ziel ist es, weltweit ein Fussballumfeld zu schaffen, in dem es mehr als nur ein paar Vereine in einem bestimmten Teil der Welt gibt, die auf höchstem Niveau wettbewerbsfähig sind", sagte Ornella Desiree Bellia, Direktorin für Beziehungen und Entwicklung im Berufsfussball bei der FIFA. "Wir versuchen, mehr Menschen aus außereuropäischen Ländern einzubinden, weil wir glauben, dass das der Schwerpunkt der FIFA sein muss", fügte sie hinzu und betonte damit auch die Vision von FIFA-Präsident Gianni Infantino, den Fussball wirklich global zu machen.

Die Diplomanden kommen aus allen Konföderationen und erhalten Ratschläge und Anregungen von weltweit anerkannten Fachleuten. Der Studiengang besteht aus Online- und Präsenzkursen zu den Themen Management und Führung, Sportstrategie, Akademien, Marketing und Kommunikation, Stadionbetrieb und -verwaltung, Governance, Rechtsfragen und Finanzen.

Die Teilnehmenden des Seminars in Japan erfuhren von Fachleuten mehr über allgemeine Managementfähigkeiten. Der Schwerpunkt lag dabei auf mentalen und persönlichen Aspekten in Veranstaltungen wie "Selbstbewusstsein und Führung" und "Emotionale Intelligenz und Führung". Sie profitierten auch von der Erfahrung von Fachleuten des japanischen Fussballs, insbesondere bezüglich des Managements von Vereinen, die im Jugendbereich der J.League (Japans Profifussballliga) spielen, und mit Blick auf die Entwicklung des Frauenfussballs im Land.

Gemeinsame Fortschritte, gemeinsames Wachstum

Niemand ist besser geeignet, über den japanischen Vereinsfußball zu sprechen, als J.League-Präsident Yoshikazu Nonomura, der einen Überblick über die nationale Liga und ihre Entwicklungsstrategie bot. "Japan muss sich sowohl in Bezug auf das Management als auch auf das Niveau der Spieler wettbewerbsfähiger aufstellen. Beides geht Hand in Hand", so Nonomura.

Weiter führte er aus: "Wir haben 60 Vereine, die in ihren Regionen herausragende Leistungen erbringen, und die J.League fördert den Bekanntheitsgrad auf lokaler Ebene. Wir müssen dieses Projekt unterstützen und Investitionen in Unterstützungsmaßnahmen Vorrang einräumen. Lokale Bekanntheit erzeugt Engagement, das zu höheren Einnahmen aus Partnerschaften und Kartenverkauf führt."

Außerdem, erklärte Nonomura, müsse man das große Ganze im Blick haben: "Ziel ist es, die beste Liga in Asien zu werden und dabei eine Vorreiterrolle zu übernehmen. Wir wollen J.League-Fanclubs in Südostasien, insbesondere in Thailand und Vietnam, aufbauen. Dazu müssen wir die J.League für die besten Spieler Asiens attraktiv machen. Wir müssen das entsprechende Umfeld schaffen, in dem sich Spieler aus Südostasien verbessern können und die J.League mit ihnen. Dafür muss die Liga Kapital bereitstellen und so dafür sorgen, dass die Spieler in der Meisterschaft vorankommen. Das Wachstum muss beidseitig sein."

Ein weiteres Thema des Seminars war der Frauenfussball und seine Rolle in der Entwicklungsstrategie. In einem Land, das die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft in allen Altersklassen (U-17, U-20 und A-Nationalmannschaft) gewonnen und Legenden wie Homare Sawa, Aya Miyama und Yuki Nagasato hervorgebracht hat, steht die Popularität der Frauen-Nationalmannschaften außer Frage. Allerdings hat die japanische Liga Schwierigkeiten, mit ihren europäischen und nordamerikanischen Pendants mitzuhalten, weshalb 2021 die WE League gegründet wurde, die wettbewerbsfähiger sein und für mehr Gleichheit sorgen soll.

FIFA Diploma in Club Management in Japan - 10

Treibende Kraft für Gleichstellung

"Um Fortschritte zu erzielen, muss Japan mehr Frauen in den Fussball einbinden", erklärte Miyuki Kobayashi, die im Vorstand der WE League sitzt und die Abteilung "Empowerment" leitet. "Es gibt eine große Ungleichheit zwischen Männern und Frauen und in vielen Bereichen nur sehr wenige Frauen in Führungspositionen."

Die WE League wurde mit dem Ziel gegründet, die Gleichstellung der Geschlechter in Japan voranzutreiben, den Grundstein für professionellen Frauensport zu legen und zum Wachstum des Frauenfussballs beizutragen. "Die WE League strebt eine integrative Gesellschaft an, in der jeder träumen und das Leben leben kann, das er sich wünscht, und in der jede Einzelne durch die Kraft des Frauenfussballs und des Sports glänzen kann", so Kobayashi weiter.

Und es tut sich bereits was. Die Hälfte des Verwaltungspersonals der Liga ist weiblich, in jeder Altersgruppe gibt es mindestens eine Frau im Trainerstab, ein spezielles Team wurde mit der Überwachung von Aufgaben im Zusammenhang mit dem Frauenfussball betraut, und in den Altersgruppen U-18 und U-15 wurden Akademien eingerichtet.

"Die WE League hat auch Maßnahmen für die Spielerinnen selbst eingeführt, die ihnen einen Mindestlohn, Ausbildungszulagen, Schutz für schwangere Spielerinnen und Mutterschaftsgeld garantieren", sagte Kobayashi.

Langfristig sollte die Strategie zur Entwicklung des Vereinsfussballs sowohl im Frauen- als auch im Männerfussball den japanischen Nationalmannschaften zugute kommen. Was Nonomura betrifft, so hofft dieser, dass Japans Männer, die Samurai Blue, durch diese Maßnahmen bis 2050 die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ gewinnen. Kobayashi ihrerseits würde nur zu gern einen weiteren Weltmeistertitel für die Frauen, die Nadeshiko, sehen.

Den Kampf auf Anhieb gewinnen

Die Zukunft stand auch im Mittelpunkt des Beitrags von Tom Byer. Der Gründer von Football Starts at Home sprach darüber, wie wichtig es ist, jungen Schülern die Welt des Fussballs näher zu bringen. Der aus den USA stammende Trainer wendet eine Methode an, die es Eltern ermöglicht, Vertrauen aufzubauen und sich auf ihre Kinder zu konzentrieren, während diese grundlegende fussballerische Fertigkeiten entwickeln. Dies trägt dazu bei, eine Beziehung aufzubauen, die auf Liebe zum Sport beruht.

FIFA Diploma in Club Management in Japan - 06

"Der Erwerb erster Kompetenzen kann bereits im Alter von zwei, drei oder vier Jahren erfolgen", erklärte er den Seminarteilnehmern. "Länder mit einer sehr ausgeprägten Fussballkultur auf der ganzen Welt gewinnen den Kampf auf Anhieb. Die führenden Länder der Welt, die die besten Spieler der Welt ausbilden, gewinnen den Kampf in diesem Alter, während der Rest der Welt glaubt, dass dieser Kampf erst auf Spitzenniveau stattfindet."

Byer, der seine Ideen bereits in vielen Ländern der Welt umgesetzt hat, arbeitet seit 2008 daran, japanische Kinder in die Welt des Fussballs einzuführen, damit sie sich beim Wechsel in den Vereinsfussball besser anpassen können.

Durch Beiträge wie die von Byer, die durch Besuche bei den örtlichen Vereinen Cerezo Osaka und Gamba Osaka ergänzt wurden, sowie durch Vorträge der brasilianischen Legende Zico, der viel zur Entwicklung des japanischen Fussballs beigetragen hat, und des ehemaligen Schweizer Nationalspielers und Fussballdirektors des FC Servette, Philippe Senderos, verließen die Seminarteilnehmer Japan mit neuem Wissen, das ihnen helfen wird, ihr FIFA-Diplom im Vereinsmanagement zu erlangen. Ebenso wichtig ist, dass sie eine klare Vorstellung davon haben, wie sie dieses Wissen in ihrem künftigen Beruf einsetzen können.