Montag 29 Mai 2023, 03:00

Lernen, teilen und auf nachhaltige Weise wachsen – die Ziele zweier Argentinier beim FIFA-Diplom im Klub-Management

  • Gerardo Moyano Cires ist erster Vizepräsident und Geschäftsführer des Klubs Talleres de Cordoba

  • Guido Baroli ist Geschäftsführer des Klubs Defensa y Justicia

  • Beide berichten über ihre Erfahrungen bei der Teilnahme an der zweiten Auflage des FIFA-Diploms im Klub-Management

Gerardo Moyano Cires und Guido Baroli haben ein ganz ähnliches Profil: Sie sind junge Argentinier, die nicht im Fussball-Ökosystem angefangen haben, die aber bereits seit mehreren Jahren wichtige Entscheidungen für ihre Klubs in der ersten Liga des Landes treffen. Beide sind bei nationalen Spitzenklubs angestellt, die auch international mitmischen, und beide streben ein weiteres Wachstum an.

Mit diesem gemeinsamen Ziel vor Augen haben sie seit September 2022 noch eine weitere Gemeinsamkeit: Sie gehören zu den 40 Teilnehmern bei der zweiten Auflage des FIFA-Diploms im Klub-Management.

"Einige Monate vor der ersten persönlichen Sitzung in New York habe ich einen Spielertransfer mit ihm [Baroli] ausgehandelt, doch wir kannten uns nicht persönlich", berichtet der 37-jährige Moyano, erster Vizepräsident und Geschäftsführer des Klubs Talleres de Cordoba gegenüber FIFA.com. "Deshalb habe ich laut gelacht, als ich seinen Namen auf der Liste sah." Vor drei Jahren spielte Talleres noch in der dritten Liga, aber 2022 hat sein Klub das Viertelfinale der südamerikanischen Königsklasse, der Copa Libertadores erreicht.

FIFA Diploma in Club Management

"Außerdem haben wir während der Pandemie einige Online-Fortbildungsstunden gemeinsam absolviert", so der 36-jährige Baroli gegenüber FIFA.com. "Ich würde sagen, dass wir heute zwar auf dem Spielfeld Rivalen sind, aber abseits davon gute Freunde." In seiner Zeit als Geschäftsführer von Defensa y Justicia hat Baroli zwei Titelgewinne gefeiert, nämlich die Copa Sudamericana 2020 und die Recopa Sudamericana 2021, sowie zwei Vizemeisterschaften in der heimischen Liga.

Moyano Cires erzählte noch einige weitere Einzelheiten über die Teilnahme an dem Diplom-Ausbildungsgang. "In meinem Fall geht es einerseits um die persönliche Entwicklung, doch vor allem um eine institutionelle Frage", sagte der Diplomkaufmann, der aus der Unternehmens- und Finanzwelt kommt. "Seit ich vor neun Jahren in das Projekt eingestiegen bin, haben wir in unserem Verein verinnerlicht, dass der Schlüssel zum Wachstum darin liegt, den Weg der Professionalisierung zu gehen. Die Diplom-Ausbildung ist innovativ und der Inhalt konzentriert sich nicht nur auf das Klub-Management, sondern auch auf das Knüpfen von Netzwerken."

"Bei Defensa y Justicia hielten wir es für eine gute Gelegenheit, sowohl für den Club als auch für mein berufliches Wachstum, neue Erfahrungen zu sammeln und Netzwerke zu knüpfen", so Baroli, der auch einen Abschluss in Betriebswirtschaft hat und bereits für das Basketballteam von Real Madrid und das Fussballteam von River Plate gearbeitet hat, bevor er vor rund fünf Jahren zu Defensa y Justicia kam. "In einer Branche wie der unseren, in der es keine objektiv messbaren Leistungsindikatoren für das Management gibt, ist es sehr wichtig, die eigene Situation mit derjenigen anderer Klubs zu vergleichen, um zu verstehen, wo wir über unsere Unterschiede hinaus stehen, um zu erkennen, was wir gut machen und was nicht, und um in der Lage zu sein, Ideen zu übernehmen, mit denen andere gute Ergebnisse erzielt haben."

Nach rund acht Monaten Lehrgangsdauer für das Diplom verwies Moyano Cires auf einen Aspekt, der ihn überrascht hat: "Die strategische Entscheidung der FIFA, eine direkte Verbindung zu den Klubs herzustellen, wird sehr begrüßt, denn es ist eine wichtige strategische Entscheidung, die Vereine an den Tisch zu bringen, indem sie Informationen und Wissen mit den Verantwortlichen des Kurses teilen, die alle hochrangige Führungskräfte sind. Dies ist der Weg, die FIFA wirklich global zu machen."

FIFA Diploma in Club Management

Für Baroli stachen insbesondere zwei Aspekte heraus: "Zunächst einmal stellen die Teilnehmer einen sehr interessanten Querschnitt von Entscheidungsträgern dar, von Menschen mit ganz unterschiedlichen Profilen wie Sportdirektoren, Klubbesitzern, CEOs, Spezialisten für Daten oder für strategische Entscheidungen und Menschen, die zu 100 Prozent managementorientiert sind. Gleichzeitig erweitert die große Vielfalt an Management-Modellen und nachhaltigen Geschäftsmodellen mit ganz unterschiedlichen Einnahmen- und Kostenstrukturen wirklich die Perspektive."

Beide Teilnehmer betonten, dass das Diplom nicht starr vorschreibt, welche Wege zu beschreiten sind, sondern vielmehr hilfreiche Instrumente zur Verfügung stellt, um bessere Entscheidungsfindungen zu ermöglichen. Dies ist gerade in Argentinien besonders nützlich, wo die Klubs gemeinnützige Einrichtungen mit starken sozialen und kommunalen Wurzeln sind und keine Aktiengesellschaften, die sich ausschließlich dem Fussball widmen.

"Mit diesem Diplom eröffnet die FIFA Klubs wie dem unseren, die noch einen langen Weg der Professionalisierung vor sich haben und bei denen die Beziehungen zwischen dem Management und den Profimannschaften immer noch verflochten sind, die Möglichkeit, bewährte und gute Praktiken aus den weiter entwickelten Ligen der Welt des Fussballs zu übernehmen", sagte Moyano Cires.

FIFA Diploma in Club Management

Für Barolo steht fest, dass "alle zur Verfügung gestellten Tools das Potenzial für den Einsatz in verschiedensten Situationen haben. Wir befassen uns mit konkreten Fallstudien und versuchen, die jeweils getroffenen strategischen Entscheidungen zu verstehen. Der gemeinsame Nenner lautet, dass man ein solides und nachhaltiges Geschäftsmodell haben muss. Das Diplom soll dafür sorgen, dass die Klubs wettbewerbsfähiger werden und dass sich diese Wettbewerbsfähigkeit überall entwickelt."

Neben der Qualität der Referenten und der Tatsache, dass einige von ihnen nicht Teil des Fussball-Ökosystems sind, begrüßten die beiden argentinischen Teilnehmer auch die Struktur des Kurses, in dem persönliche Sitzungen und Online-Sitzungen kombiniert werden, und die Tatsache, dass die FIFA die persönlichen Sitzungen besonders fördert, um die Vernetzung weiter zu stärken. So haben beispielsweise ihre Erfahrungen in Tokio im April bleibenden Eindruck hinterlassen.

"In Japan hat mich sehr beeindruckt, wie sie dort Entscheidungen treffen, die 50 Jahre in die Zukunft reichen, was bei uns und unserer Kultur sehr schwierig ist", so Baroli. "Dies hat uns ermöglicht, mit dem Klub Gamba Osaka ins Gespräch zu kommen, um letztlich Know-how zwischen ihrer und unserer Arbeitsweise auszutauschen", fügte Moyano Cires hinzu.

“In Japan, it blew my mind to understand how they make decisions thinking 50 years into the future, which is something that is very difficult for our culture to do,” said Baroli. “It allowed us to start a conversation with Gamba Osaka to ultimately exchange know-how between their way of operating and ours,” added Moyano Cires.

FIFA Diploma in Club Management

Beide wünschen sich, dass ihre Klubs den Schwung nutzen, der durch den Titelgewinn Argentiniens bei der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Katar 2022™ und die Ausrichtung der FIFA U-20-Weltmeisterschaft entstanden ist. Sie wissen, wie wichtig es ist, dass der Fussball in Argentinien fest im Blickpunkt der Öffentlichkeit bleibt. Mit diesem Gedanken im Hinterkopf blicken sie in die Zukunft.

"Bei unserem Klub Defensa y Justicia haben wir ein ganz klares Geschäftsmodell, das darin besteht, den Wert von Spielern zu steigern und sie dann zu verkaufen, also eine Plattform zu sein, die für Wertsteigerungen steht", sagt Baroli. "Wenn es eine Sache gibt, die ich während des Diploms bestätigt gesehen habe, dann ist es, dass wir unsere Identität nicht verlieren dürfen, denn diese Identität muss die Entscheidungsprozesse der gesamten Organisation prägen."

"Natürlich würden wir gerne jedes Jahr Titel gewinnen, aber in dieser Branche kann man einen Klub gut führen und trotzdem ohne Titelgewinne bleiben", fuhr er fort. "Wir müssen weiterhin in die Infrastruktur investieren, denn sie ist der Schlüssel zur Entwicklung. Und wir müssen versuchen, jedes Jahr an internationalen Wettbewerben teilzunehmen, um weiter zu wachsen."

"Wir streben bei Talleres ein strategisches Entwicklungsprojekt für die nächsten zehn Jahre an, zu dem auch die Fertigstellung unseres Sportkomplexes und der Bau eines hochmodernen Stadions gehören", kündigt Moyano Cires an. "Wir wollen unseren Klub in dieser Hinsicht als einen der besten in Lateinamerika etablieren. Darüber hinaus werden wir die internen Entwicklungsprozesse zur Professionalisierung unserer Mitarbeiter intensivieren."

Auf die Frage, ob sie bei der nächsten Ausgabe des Diplom-Lehrgangs als Gastredner eingeladen werden möchten, wie es bei dem Kurs üblich ist, antworteten beide, dass sie dies gerne tun würden: "Die Erfolgsgeschichten anderer Klubs und Mitarbeiter haben uns geholfen und wir hoffen, dass unsere Erfahrungen wiederum anderen helfen können."

AN WEN RICHTET SICH DAS?

Wieso soll ich mich anmelden?

Wer kann sich bewerben?

• Für eine Teilnahme müssen Sie derzeit bei einem Klub eine Führungs-/Managementfunktion innehaben und • über einen Zeitraum von 15 Monaten an den sechs Modulen teilnehmen, die aus Studienarbeiten sowie Online- und Präsenzunterricht bestehen.

Vorteile

• Möglichkeit, sich mit einer renommierten Gruppe von Führungskräften von Klubs, Branchenexperten, führenden Persönlichkeiten und Fachleuten auszutauschen, • Einblicke aus erster Hand in neuste Branchendaten, Forschungsergebnisse und Trends, • praxisbezogene, interaktive Präsentationen, Analysen und Diskussionen von Fallstudien