Montag 29 April 2019, 03:45

Van Es: "Wir möchten Außenseiter sein"

  • Niederländische Verteidigerin Kika van Es für zweiten WM-Kader der Niederlande nominiert

  • Laut der Gewinnerin der EURO 2017 ist frühe Kaderbekanntgabe gut für die Nerven

  • Sie hofft, dass das Interesse an Ihrem Team nach der Euphorie von 2017 weiter wächst

Die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™ nähert sich mit Riesenschritten, und die Spielerinnen aus der ganzen Welt warten schon gespannt darauf, ob sie im Juni mit ihrer Nationalmannschaft nach Frankreich reisen werden.

Für die Spielerinnen aus den Niederlanden gibt es keinen Grund mehr, nervös an den Nägeln zu kauen, denn Cheftrainerin Sarina Wiegman hat sich entschlossen, ihren 23-köpfigen Kader bereits weit vor der zweiten WM-Teilnahme ihres Teams zu nominieren.

Kika van Es, Verteidigerin von Ajax Amsterdam, die 2017 mit den Niederlanden vor heimischem Publikum die UEFA EURO der Frauen gewann, gehört zu den von Wiegman bekannt gegebenen Spielerinnen. Laut eigener Aussage kann sie sich durch die frühe Nominierung des Kaders nun ohne Ablenkung ganz auf das Wesentliche konzentrieren.

"Für mich ist das wirklich positiv, weil ich mich jetzt ganz auf die WM konzentrieren kann", erklärt sie. "Es ist wirklich gut, dass wir früh Bescheid wissen, denn jetzt wissen wir, was zu erwarten ist. Das ist gut für die Mannschaft, weil wir gemeinsam arbeiten und uns auf Frankreich vorbereiten können."

Die Frauen in Orange werden in Frankreich besonders unter Druck stehen, da sie nach ihrem phänomenalen Turniersieg vor zwei Jahren auf heimischem Boden als Europameisterinnen ins Turnier gehen.

Seit diesem Sieg sind die Stadien ständig ausverkauft, und die Spielerinnen sind über Nacht zu Stars geworden. Damit geht jedoch auch eine hohe Erwartungshaltung einher, und die niederländische Öffentlichkeit wird viel bessere Leistungen von dem Team erwarten als bei der WM 2015, wo man im Achtelfinale ausschied.

"Es war so cool und hat Spaß gemacht, vor vielen Zuschauern zu spielen und beim Spielen die Anfeuerungsrufe von Mädchen zu hören. Das ist wirklich ein gutes Gefühl", meint van Es. "Der Status des Teams hat sich geändert. Wir sind in den Niederlanden jetzt nicht mehr nur die Mädchen, die Fussball spielen. Stattdessen erwarten die Leute von uns, dass wir die WM gewinnen. Wir sind noch immer dieselben Mädchen, aber die Erwartungen sind einfach andere."

Van Es sprach bei der jüngsten Etappe der Trophy Tour der FIFA Frauen-WM am 27. April, dem Königstag, in Amersfoort. Der Königstag ist in den Niederlanden ein ganz besonderer Tag, an dem der Geburtstag von König Willem-Alexander gefeiert wird. Ein Meer orange gekleideter Menschen säumt an diesem Tag die Straßen, um einen Blick auf den König zu erhaschen. Das lässt bei van Es und ihren Teamkameradinnen Erinnerungen an die Fans wach werden, die vor zwei Jahren nach dem 4:2-Sieg gegen Dänemark in Enschede die Straßen bevölkerten.

Die Niederlande galten vor der Heim-Euro als Underdogs, doch dieses Jahr in Frankreich wird es schwer sein, unbemerkt zu bleiben, obwohl das Team laut van Es noch immer eine Außenseiterrolle einnimmt.

"Wir möchten Außenseiter sein und sagen dies auch allen. Schließlich ist das erst unsere zweite WM", meint sie. "Die WM ist ganz anders als Europameisterschaften, und es wird sehr schwer werden, Weltmeister zu werden. Daher sehen wir uns als Außenseiter. Das ist besser für uns."

Außenseiter oder nicht, die Niederlande verfügen über eine unglaublich talentierte Mannschaft, deren Spielerinnen in ganz Europa aktiv sind. Nach der Leistung von vor zwei Jahren sind ihre Aktien sogar noch gestiegen.

Ziel wird es nun sein, das Land mit einer guten Leistung gegen die Gruppengegner Kanada, Neuseeland und Kamerun stolz zu machen, in der Hoffnung auf ein Weiterkommen in die K.-o.-Runde. Dadurch würden sie sicherlich noch mehr Fans gewinnen und jungen Mädchen Anlass zum Träumen geben.

"Vor den Europameisterschaften wusste niemand, wer wir waren, und einen Monat später war es einfach der Wahnsinn. Kleine Kinder können nun davon träumen, Profis zu werden, und es ist einfacher geworden, mit anderen Mädchen Fussball zu spielen. Außerdem haben wir den Eltern gezeigt, dass Fussball auch etwas für Mädchen ist, nicht nur für Jungs. Für uns ist es unserer Meinung nach gut, dass wir im Norden Frankreichs spielen. So können viele niederländische Fans kommen und uns unterstützen. Ich glaube, das wird eine tolle WM und ein tolles Jahr."