Dienstag 02 Juli 2019, 17:07

Schweden und der psychologische Faktor

  • Teampsychologen für ihren Beitrag zu Schwedens WM-Erfolgen gelobt

  • Spielerinnen und Trainerstab loben positiven Einfluss von Wallin-Tornberg

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Von Alexandra Jonson, Teamreporterin Schweden [[flag-swe-s]]

Im zweiten Jahr in Folge macht Schweden mit seinen Leistungen auf der Weltbühne Schlagzeilen. 2018 sorgte die Männermannschaft mit dem Einzug ins Viertelfinale für Überraschung. Dieses Jahr haben die Frauen es sogar noch besser gemacht und kämpfen nun um den Einzug ins Finale.

Bei beiden Turnieren lobten mehrere Spieler, Spielerinnen und Angehörige der Trainerstäbe den jeweiligen psychologischen Berater des Teams und stuften seine Arbeit als entscheidenden Erfolgsfaktor ein. Der Mann, der in Frankreich mit Lob überhäuft wird, ist Rasmus Wallin-Tornberg.

"Der Zusammenhalt im Team ist enorm, und meiner Meinung nach haben wir das ihm zu verdanken", meint Magdalena Eriksson im Gespräch mit der FIFA. "Er hat dafür gesorgt, dass gegenseitige Hilfe immer wieder thematisiert wird und sich nicht jede in ihren eigenen Kosmos zurückzieht. Es geht darum, als Team immer zusammenzuhalten – egal was passiert."

Trainer Peter Gerhardsson ist ebenfalls beeindruckt. "Er hat viel darüber gesprochen, Gefühle anzunehmen, und dass es okay ist, nervös, gereizt oder frustriert zu sein, solange du trotz dieser Gefühle deine Leistung bringen kannst. Je weiter du in diesem Turnier kommst, desto wichtiger wird das."

Wir haben uns auch mit Wallin-Tornberg selbst unterhalten, der auf einige Aspekte seiner Arbeit mit den schwedischen Halbfinalstars eingegangen ist.

Rasmus, können Sie uns sagen, was Sie von der Arbeit Ihres Pendants Daniel Ekvall mitgenommen haben, der letztes Jahr die Männermannschaft betreut hat?

Das Wichtigste war eine Gruppensitzung, die sie vor dem Turnier abgehalten haben und bei der über die Vorbereitung auf unterschiedliche Szenarien gesprochen wurde. Obwohl in Russland später mehrere Dinge passierten, die so nicht zu erwarten waren, wussten die Spieler, wie sie mit diesen Situationen umgehen mussten. Weil das so gut funktioniert hat, haben wir vor unserem Turnier eine ähnliche Sitzung abgehalten.

Spüren Sie, dass der Druck auf die Spielerinnen steigt, je weiter das Team im Turnier kommt?

Ja, ich glaube schon, aber ich bin immer noch der Meinung, dass das Auftaktspiel das schwierigste für sie war. Davor haben mehr Spielerinnen darüber gesprochen, nervös zu sein. Wir haben allerdings darüber geredet, dass es in den K.-o.-Runden nur zwei Möglichkeiten gibt, nämlich siegen oder in der Versenkung verschwinden, dass ein einziger Fehler entscheidend sein kann, dass mehr Fans auf den Tribünen sein werden und so weiter. Gleichzeitig haben wir betont, dass wir deshalb nichts anders machen sollten als sonst. Es gibt keinen mentalen Trick. Du solltest das tun, was du sonst auch tust. Das ist unserer Meinung nach der beste Ansatz.

Wie sieht ein normaler Arbeitstag bei der WM für Sie aus?

Beim Frühstück beantworten die Spielerinnen einige Fragen auf einem iPad. Da geht es um solche Dinge wie Regeneration und Verletzungen, und dann noch ein paar Fragen zu Motivation und Stress. Auf dem Weg zum Training gehen wir die Antworten in der medizinischen Abteilung durch. Das können die verschiedensten Dinge sein. Eine Spielerin hat nicht gut geschlafen, die andere fand es zu heiß in ihrem Zimmer, eine dritte bekommt eine Erkältung. Um diese Dinge kümmern sich die Ärzte und Physiotherapeuten. Manchmal schreibt eine Spielerin aber auch, dass sie sich gestresst fühlt oder sich Sorgen macht. Das fällt dann in meinen Aufgabenbereich.

So fängt es an, und dann führe ich häufig Einzelgespräche mit Spielerinnen. An manchen Tagen sind es mehrere, an anderen findet kein einziges statt. Meistens kommen die Spielerinnen auf mich zu, aber manchmal wende ich mich auch an sie, um zu schauen, wie es läuft oder bei einem Thema nachzuhaken, über das wir vorher gesprochen haben.

Wie wichtig ist Ihrer Meinung nach der mentale Aspekt bei einem Turnier wie diesem?

Er ist wichtig, aber im Rahmen eines größeren Ganzen. Man kann nicht einfach ein Element herausgreifen und zum Beispiel sagen: 'Diese Spielerin hat ihre Sache aufgrund ihrer mentalen Stärke oder ihrer guten Technik gut gemacht. Alle Puzzleteile müssen zusammen passen. Psychologie ist wichtig, aber anderen Aspekten kommt eine ebenso große Bedeutung zu. Außerdem bin ich für einige Spielerinnen wichtiger als für andere. Für eine Spielerin, die sehr leicht nervös wird oder sich Sorgen macht, spielt die Psychologie eine wichtige Rolle. Doch für jemanden, der vielleicht schon länger dabei ist und nicht so sehr mit diesen Gefühlen zu kämpfen hat, ist es keine allzu große Sache.

Tickets

Für das Halbfinale zwischen den Niederlanden und Schweden am 3. Juli in Lyon werden zusätzliche Tickets angeboten. Achten Sie regelmäßig auf aktuelle Meldungen auf der Ticket-Plattform.