Montag 10 Juni 2019, 08:29

Letelier blickt in die Zukunft

  • Chiles Nationaltrainer über das WM-Debüt

  • Letelier führte das Frauenteam von Colo-Colo zum Copa-Libertadores-Sieg

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Von Cecilia Lagos, Teamreporterin Chile

José Letelier übernahm 2015 das Amt des Nationaltrainers der chilenischen Auswahl. Damals wurde das Team aus Mangel an Aktivität noch nicht einmal in der FIFA-Weltrangliste geführt. Basierend auf seinem Erfolg mit dem Frauenteam von Colo-Colo, mit dem er 2012 die Copa Libertadores gewann, hauchte er der chilenischen Frauen-Nationalmannschaft neues Leben ein.

Er hatte die Copa Libertadores bereits 1991 mit Colo-Colo gewonnen, allerdings als Torhüter des Männerteams. Damals hätte er sich nicht träumen lassen, dass er eines Tages als Trainer bei einer FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™ dabei sein würde. "Diese WM war ein ferner Traum, weil ich nie gedacht hätte, dass ich eines Tages im Frauenfussball tätig sein würde. Als ich dann anfing, mit Frauen zu arbeiten, begann ich, ihre Fähigkeiten in dieser Sportart anders einzuschätzen. Nach einer Weile machte ich mir Hoffnungen."

Letelier weiß, dass die Teilnahme an der Copa América, bei der die Chileninnen den zweiten Platz belegten, sehr positive Auswirkungen für die Spielerinnen hatte: "In Chile ist der Frauenfussball kein Profisport. Es gab nur vier chilenische Spielerinnen, die sich ausschließlich diesem Sport widmen konnten und alle standen im Ausland unter Vertrag. Infolge der Copa América haben viele Spielerinnen in kürzester Zeit den Sprung in Profiligen geschafft. Dadurch können sie ihr Wettkampfniveau weiter steigern."

Lampenfieber

Jetzt wird der Traum Wirklichkeit. La Roja muss gleich im Auftaktspiel der WM 2019 gegen eine der Fussballmächte antreten: "Schweden hat ein körperlich sehr starkes Team, die Spielerinnen haben eine andere Physis als unsere. Es wird ein sehr schweres Spiel werden. Sie werden versuchen, uns am Spielaufbau zu hindern."

Dennoch hat der Trainer viel Vertrauen in die Fähigkeiten seines Teams und hat gezielt an einem Aspekt gearbeitet, mit dem jeder Debütant zu kämpfen hat: den Nerven. "Wir arbeiten mit den Spielerinnen bereits seit einiger Zeit verstärkt im mentalen Bereich, um die Gefühle, die Angespanntheit in die richtigen Bahnen zu lenken. Sie sind einfach Bestandteil des menschlichen Wesens, Bestandteil einer Mannschaft, insbesondere wenn sie vor ihrem ersten Auftritt bei diesem Turnier steht."

Er ist zuversichtlich, dass diese WM-Erfahrung, egal, wie lange sie dauern wird, den nach der Copa América eingeleiteten Wandel weiter vorantreiben wird. "Hoffen wir, dass dies nicht nur eine vorübergehende Erscheinung ist, sondern dass dadurch ein solides Fundament für den Frauenfussball in Chile gelegt wird."