Montag 22 April 2019, 07:28

Dennerby und das Spiel seines Lebens

  • Thomas Dennerby übernahm im Januar 2018 die Super Falcons

  • Frankreich wird nach Deutschland 2011 seine zweite WM-Teilnahme als Trainer sein

  • Partie gegen Gastgeber Frankreich ein einmaliges Erlebnis

Wer bei einer FIFA Frauen-Weltmeisterschaft bestehen will, für den ist eine gute Vorbereitung nicht nur die Basis, sondern das berühmte A und O. Das weiß auch Thomas Dennerby, der im Januar 2018 das Amt des Trainers der Frauen-Nationalmannschaft Nigerias übernommen hat, und die Chance ergriff, mit seinem Team am Zypern-Cup teilzunehmen.

"Zunächst war ich sehr froh, dass wir diese Gelegenheit bekommen haben. Ein solches Turnier zu spielen ist für ein Team wie die Super Falcons äußerst wichtig. Wir haben gegen Mannschaften gespielt, die in der Weltrangliste etwas höher eingestuft sind. Das hat uns viel Erfahrung gebracht", erzählt der gebürtige Schwede im Interview mit FIFA.com.

Österreich, die Slowakei, Belgien und Thailand hießen die Gegner auf der Insel im südlichen Mittelmeer. "Beim ersten Spiel (gegen Österreich) hatten wir etwas Pech, das können wir fast vergessen. Nach nur sechs Minuten bekamen wir eine Rote Karte. Dafür haben wir uns in der ersten Hälfte eigentlich gut geschlagen. Aber wenn man so lange nur mit zehn Spielern spielt….", dann lassen auch bei der besten Mannschaft irgendwann die Kräfte nach. 1:4 stand am Ende dieser Partie auf der Anzeigetafel.

"Wenn wir danach die anderen Spiele betrachten: Gegen die Slowakei hatten in der ersten Halbzeit ein wirklich gutes Spiel, aber in der zweiten Halbzeit haben wir etwas die Konzentration verloren. Wir hatten in den letzten zwanzig Minuten drei Elfmeter, aber wir haben 4:3 gewonnen. Das Angriffsspiel bei diesem Spiel war gut. Wir hatten einige wirklich schöne Kombinationen", analysiert Dennerby das Turnier mit einem Lachen.

"Meiner Meinung nach war unser Spiel gegen Belgien wahrscheinlich das schwächste. Wir waren sehr langsam im Angriff. Wir haben nicht reagiert; wir haben gehandelt, nachdem etwas passiert ist. Im letzten Spiel gegen Thailand waren wir besser - wir haben wieder mehr wie ein Team gearbeitet. Wenn wir das Spiel gegen Österreich mal ausklammern, haben wir aus dem Spiel heraus nur einen Gegentreffer zugelassen. Ich muss leider zugeben, dass wir aus verschiedenen Gründen zu viele Treffer nach Standards kassiert haben.“

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Noch gibt es also viel Arbeit für den 59-Jährigen und seinen Trainerstab – nicht nur was die Defensive betrifft. "Wir müssen definitiv an unserem Angriffsspiel arbeiten. Es ist eine Sache, viermal gegen die Slowakei und dreimal gegen Thailand zu treffen. Wenn wir jedoch zur Weltmeisterschaft kommen, werden wir gegen Norwegen, die Republik Korea und Frankreich spielen. Für die Spielerinnen ist dies eine völlig neue Herausforderung. Wir müssen am Herausspielen von Chancen gegen die besten Teams arbeiten. Wir müssen an unserem Spielaufbau arbeiten und den Spielerinnen mehr Vertrauen mit dem Ball geben."

Eine große Herausforderung nicht nur für die Spieler, sondern auch für das gesamte Trainerteam, das sich mit einer großen Loyalität der Spielerinnen, die keine Fehler machen wollen, konfrontiert sieht, "Sie wollen wirklich das Beste und das Richtige tun. Ich sage nicht, dass sie das in Europa nicht tun. In Nigeria versuchen sie jedoch extremer zu folgen", so Dennerby, der 2011 mit Schweden bei der Frauen-WM den dritten Platz erreichte. "Das ist in vielerlei Hinsicht gut, wiegt aber auch schwer auf den Schultern der Spielerinnen, weil sie so loyal sein wollen. Sie müssen sich frei fühlen, damit sie Fehler machen können. Sie werden trotzdem ein Lächeln von ihrem Trainer bekommen."

Ein Lächeln, das den Super Falcons das nötige Selbstvertrauen schenken und dabei helfen soll, aus den eigenen Fehlern zu lernen und daran zu wachsen. Und wie heißt es so schön: Fortes fortuna adiuvat – Den Mutigen hilft das Glück.

"Wir haben eine wirklich harte Gruppe, daran besteht kein Zweifel. Ich denke, wir haben wirklich gute Chancen, gegen Norwegen ein gutes Spiel zu machen - auch gegen Südkorea. Und hoffentlich, wenn ich ein wenig träumen darf, haben wir vor dem letzten Gruppenspiel gegen Frankreich drei oder vier Punkte auf dem Konto. Damit wir mit dem Gefühl in die Begegnung gehen können: Wow, das ist ein einmaliges Erlebnis gegen den Gastgeber zu spielen. Wenn ich noch Spieler wäre, wäre das das Spiel meines Lebens.“

Gruppe AWann?Wo?
Norwegen - Nigeria8. JuniReims
Nigeria - Korea Republik12. JuniGrenoble
Nigeria - Frankreich17. JuniRennes