Dienstag 08 März 2022, 06:00

Zwei Geschwister beflügeln den WM-Traum der Philippinen

  • Die in den USA geborenen Geschwister Olivia und Chandler McDaniel spielten bei der erstmaligen WM-Qualifikation der Philippinen wichtige Rollen

  • Chandler erzielte entscheidende Tore und Olivia zeigte starke Paraden

  • Die beiden sprachen mit FIFA.com über die Bedeutung der Qualifikation und ihre Hoffnungen für 2023

Kürzlich qualifizierten sich die Philippinen erstmals für eine FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™. Dieser historische Erfolg ist zumindest teilweise zwei in Amerika geborenen Schwestern zu verdanken.

Die 24-jährige Chandler ist die jüngere der McDaniel-Schwestern und bewährte sich während der Qualifikationsspiele für den AFC Asien-Pokal der Frauen 2022 im vergangenen September als starke Angreiferin der Malditas. Zunächst bereitete sie beim 2:1-Sieg des Teams von Alen Stajcic gegen Nepal beide Tore vor und dann erzielte sie gegen Hongkong den entscheidenden Treffer zum Weiterkommen des Teams.

Bei der kontinentalen Endrunde im Januar dieses Jahres, die gleichzeitig als Qualifikation für die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft Australien/Neuseeland 2023™ diente, glänzte Chandler erneut und erzielte im Auftaktspiel gegen Thailand den entscheidenden Treffer.

Ihre Schwester Olivia, die Stammtorhüterin des Teams, zeigte zwischen den Pfosten mindestens ebenso starke Leistungen. Die ältere der McDaniel-Schwestern avancierte im Viertelfinale gegen Chinese Taipei zur Heldin ihres Teams, als sie im Elfmeterschießen zwei Schüsse mit tollen Paraden hielt und dann selbst ihren Elfmeter verwandelte. Damit sicherte sich das Team das Ticket für Australien und Neuseeland 2023.

"Schon vor dem Spiel sagte ich mir wieder und wieder, dass wir gewinnen werden", so Olivia gegenüber FIFA.com. "Ich habe vor und nach jedem Elfmeter gebetet. Selbst nachdem wir zwei Elfmeter verschossen hatten, glaubte ich noch daran, dass wir am Ende siegen würden. Ich hatte Vertrauen.

Es ist das allererste Mal, dass sich ein Team von den Philippinen für eine FIFA-WM qualifiziert hat, bei den Männern und Frauen. Nach den Jubelszenen stand ich einfach nur auf dem Feld und ließ einen tiefen Seufzer der Erleichterung los. Und erst dann wurde mir allmählich klar, was wir erreicht hatten."

"Dieses große Ziel hat das Land in den letzten anderthalb Jahrzehnten angestrebt", so Chandler. "Viele Menschen im Hintergrund haben sehr viel dafür getan, das Team auf dieses Niveau zu bringen. Alle Spielerinnen, frühere ebenso wie aktuelle, haben sich immer dafür eingesetzt, dieses Team besser und besser zu machen."

Philippines goalkeeper Olivia McDaniel celebrates with teammates after sealing maiden qualification for the 2023 FIFA Women's World Cup Australia/New Zealand

Träume werden wahr

Für Chandler war das Erreichen der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft die Erfüllung eines Kindheitstraums.

Die in Kalifornien geborenen Schwestern haben eine philippinische Mutter und haben die Leidenschaft für den Fussball von ihrem Vater geerbt. "Unsere Familie steht sich sehr nahe und wir spielen alle Fussball", erzählt Chandler. "Mein Vater hat mich, meine Schwester und meinen Bruder trainiert. Ich war ziemlich klein und nicht besonders schnell, also brachte mir mein Vater insbesondere Ballkontrolle, Schusstechnik und Ballannahme bei."

Die Schwestern machten schnell große Fortschritte und bekamen beide die Möglichkeit, in Wettbewerbsligen zu spielen. Chandler wurde sogar ins olympische Förderprogramm und in Auswahl-Trainingslager des US-Nationalteams eingeladen. Damals begann sie, von großen Erfolgen zu träumen.

"Ich erinnere mich, dass wir in der achten Klasse aufgefordert wurden, einen Aufsatz darüber zu schreiben, was wir in der Zukunft erreichen wollten", erzählt sie. "In schrieb, dass ich Profifussballerin werden und eines Tages an der Frauen-WM teilnehmen wollte. Meine Lehrerin meinte, das sei ein guter Traum, aber auch ein schwieriger und letztlich unrealistisch, wenn ich für ein kleines Land wie die Philippinen antrete."

Doch unbeirrt machten sich Chandler und ihre Schwester daran, derartige Zweifel zu widerlegen. "Meine Familie neigt dazu, ziemlich stur zu sein, wenn man uns sagt, dass wir etwas nicht schaffen können", sagt sie mit einem Grinsen.

Als sie zwölf Jahre alt war, hielt das philippinische Nationalteam ein Trainingslager in Kalifornien ab, und Chandler durfte mittrainieren, nachdem ihre Mutter den damaligen Cheftrainer der Mannschaft, Ernie Nierras, angesprochen hatte. Und damit begann der Weg der McDaniels-Geschwister bei den Malditas.

Hoch hinaus in Down Under

Dank ihrer Leistungen in der Qualifikation sind die Schwestern auf den Philippinen mittlerweile landesweit bekannt. Sie erhalten unzählige motivierende Nachrichten von Fans, sie geben Interviews in den Medien und trafen sogar schon mit ihrem Idol, der philippinischen Boxlegende Manny Pacquaio, zusammen. Am schönsten sind jedoch die Auswirkungen, die ihr Erfolg auf die Nation hatte.

"Das Team hatte schon immer eine sehr treue Fangemeinde. Die ist nun dank dieser Qualifikationsspiele noch deutlich größer geworden", freut sich Chandler. Es ist toll, dass die Begeisterung so groß ist. Das hat das Land wirklich zusammengebracht und uns nach einem schwierigen Jahr auf den Philippinen ein Gefühl des Stolzes geschenkt. Dass wir uns für die Weltmeisterschaft qualifiziert haben, zeigt, wie wir Philippiner sind: Wir sind Kämpfer und geben nicht so schnell auf."

"Das bringt mehr Spannung und Aufmerksamkeit für das Spiel", meint auch Olivia. "Ich möchte nicht nur junge Mädchen, sondern Kinder im Allgemeinen motivieren, ihre Zeit in Fussball zu investieren. Die Philippinen haben vielleicht nicht die Mittel, die andere Länder haben, aber alles, was man wirklich braucht, ist ein Ball an den Füßen."

So nah sie sich auch stehen, haben die Schwestern vor der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft im kommenden Jahr doch unterschiedliche Ziele. "Wenn Sie mich vor dem Halbfinale des AFC Asien-Pokals gegen die Republik Korea gefragt hätten, dann hätte ich wohl eine andere Antwort gegeben", sagte Chandler, die sich in jenem Spiel einen Kreuzband- und Meniskusriss zuzog. "Jetzt konzentriere ich mich vor dem Turnier nur noch auf die Rehabilitation und hoffe, dass ich wieder gesund werde und mir einen Platz im Kader sichern kann."

Olivia hingegen konzentriert sich bereits darauf, was das Team möglicherweise erreichen kann. "Wir wollen konkurrenzfähig sein, ganz egal, wer unsere Gegner sind. Und wir wollen den Sprung in die zweite Runde schaffen. Ich weiß, dass das sehr ehrgeizig klingt, aber wir haben unser Ziel in der Qualifikation erreicht, und solange wir uns anstrengen und weiter gut trainieren, ist alles möglich.