Freitag 08 April 2022, 18:00

Taremi und Azmoun: Zwei iranische Stars träumen vom Ruhm

  • Iranische Stars spielen seit den 1990er Jahren in Europa

  • Taremi und Azmoun sind die Gesichter einer neuen Generation, die 2022 in Katar dabei ist

  • Das Team Melli peilt in einer Gruppe mit England und den USA das Achtelfinale an

In den 1970er Jahren war die IR Iran die dominierende Fussballmacht in Asien. Mitte der 1990er Jahre gelangte das Team zurück zu alter Stärke, nicht zuletzt dank einer goldenen Generation, die Spielern aus der Region den Weg nach Europa ebnete, als dies noch nicht die Norm war.

Dank ihrer herausragenden Leistungen beim AFC-Asien-Pokal 1996 erregten Ali Daei und Karim Bagheri die Aufmerksamkeit von Arminia Bielefeld, wo sie die ersten Iraner wurden, die in der Bundesliga spielten. Schon bald folgte Khodadad Azizi, der sich dem 1. FC Köln anschloss. Deutschland hatte offenbar eine neue Quelle großer Fußballtalente entdeckt.

Ali Daei und Karim Bagheri im Jahr 1998

Die starken Leistungen der IR Iran bei der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Frankreich 1998™ steigerten das Ansehen und den Status der iranischen Spieler. Dies spiegelte sich in Mehdi Mahdavikias Transfer zum Hamburger SV wider, der dort acht erfolgreiche Saisons verbrachte und zur Vereinslegende wurde. Bis zum AFC Asien-Pokal 2000 spielten bereits sechs Iraner in Europa, während es bei der vorherigen Ausgabe des Kontinentalturniers nur einen gegeben hatte.

Der größte Name dieser goldenen Generation des iranischen Fussballs ist der legendäre Stürmer Ali Daei. Der Torjäger hielt mit 109 Länderspieltoren 15 Jahre lang den Rekord, bis er vor kurzem vom Portugiesen Cristiano Ronaldo übertroffen wurde. 17 Jahre nachdem Daei seine Schuhe an den Nagel gehängt hat, erreicht eine neue Welle iranischer Talente die großen Ligen Europas.

Ein Blick auf die Startformation des Team Melli in den letzten Spielen zeigt, dass etwa die Hälfte der Spieler in Europa spielt, während der Rest entweder in der iranischen Liga oder in Ländern der Region wie Katar und den Vereinigten Arabischen Emiraten aktiv ist. Dies zeigt, welches Kaliber iranische Spitzenspieler haben und wie sehr sie von europäischen Klubs in Großbritannien, Portugal, Deutschland und den Niederlanden geschätzt werden.

Die iranische Mannschaft vor dem Spiel gegen Spanien bei der WM 2018

Niemand veranschaulicht dies besser als zwei der aufstrebenden Stars des Landes, nämlich Mehdi Taremi und Sardar Azmoun. England, die USA und ein noch zu ermittelndes europäisches Team sind die Gruppengegner der IR Iran bei der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Katar 2022™ – und sie tun gut daran, sich besonders intensiv auf diese beiden gegnerischen Spieler vorzubereiten.

Die Karrieren der Stars, die in ganz verschiedenen Regionen ihres Heimatlandes geboren wurden, verliefen völlig unterschiedlich, bis sie beide den Höhepunkt ihrer Fussballkarriere erreichten. Azmoun wurde in der Stadt Gonbad-e Kavus im Nordosten der IR Iran geboren, ganz in der Nähe der Grenze zu Turkmenistan. Von dort aus zog Azmoun noch weiter nach Norden und schloss sich bereits als Jugendlicher dem russischen Klub Rubin Kazan an, wobei er auf die Möglichkeit verzichtete, in der IR Iran zu spielen.

Nach acht Jahren in der russischen Premier League, in denen er beeindruckende 85 Tore erzielte, Torschützenkönig der Saison 2019/20 wurde und zum besten Spieler der Saison 2020/21 gewählt wurde, wechselte Azmoun Anfang dieses Jahres zu Bayer Leverkusen.

Der 27-Jährige war mit zehn Toren einer der besten Stürmer in der WM-Qualifikation. Er ist zudem mit sechs Toren, unter anderem gegen Bayern München und Atlético Madrid, der beste iranische Torschütze in der UEFA Champions League, was seinen Ruf als talentierter Stürmer untermauert und das Interesse großer europäischer Klubs weckt.

Sardar Azmoun bei der WM 2018

Taremi hingegen wurde in der Stadt Bushehr an der Küste des Persischen Golfs im Südwesten der IR Iran geboren und spielte bis 2018 ausschließlich in der iranischen Liga. Zu diesem Zeitpunkt war er 26 Jahre alt, und der Traum, in Europa zu spielen, schien in immer weitere Ferne zu rücken.

Als Taremi 2014 von seinem Heimatverein FC Iranjavan Bushehr zum FC Persepolis, dem erfolgreichsten Verein des Landes, wechselte, glaubten viele, dies wäre bereits der Höhepunkt seiner Karriere. In den vier Jahren bei dem Teheraner Klub stieß er mit dem FC Persepolis 2017 erstmals ins Halbfinale der AFC Champions League vor und wurde zweimal Torschützenkönig der iranischen Pro League.

2018 bekam Taremi endlich die Chance, seine Profikarriere im Ausland fortzusetzen. Er wechselte zu Al-Gharafa in Katar, wo er an der Seite des Niederländers Wesley Sneijder spielte. Schon nach weniger als einem Jahr bekam er dann das Angebot, bei Rio Ave in Portugal zu spielen. Der ambitionierte Stürmer erwies sich auch bei seinem neuen Verein als brandgefährlicher Torjäger und erzielte dort 18 Tore. Prompt holte ihn am Ende der Saison der portugiesische Spitzenklub FC Porto.

Am 13. April 2021 wurde der Stürmer aus Bushehr mit seinem spektakulären Fallrückzieher im Viertelfinale der UEFA Champions League gegen Chelsea zum Gesprächsthema auf der ganzen Welt. Taremis Treffer wurde zum schönsten Tor der UEFA Champions League im vergangenen Jahr gewählt und später auch für den FIFA-Puskás-Preis nominiert.

Der iranische Fussball hat von der Ära Ali Daei bis heute einen langen Weg hinter sich. Doch nun ist die IR Iran auf der internationalen Bühne gut positioniert und hat große Ambitionen. Und nach dem frühen Ausscheiden nach der Gruppenphase bei der WM 2018 in Russland, wo man nur einen Punkt hinter den beiden besten Mannschaften der Gruppe B, Spanien und Portugal, landete, will das Team Melli in Katar erstmals das Achtelfinale erreichen. Und mit Spielern wie Azmoun und Taremi ist dies auch ganz sicher möglich.