Sonntag 21 Mai 2017, 01:32

Frankreich nicht in Bestbesetzung, aber nicht ohne Ehrgeiz

  • Frankreich geht als amtierender U-19-Europameister in das Turnier in Korea Republik 2017 

  • Kylian Mbappé, Ousmane Dembélé und andere spielberechtigte Spieler sind in Korea nicht dabei

  • Batelli: "Es ist ein Privileg, Spieler dieser Qualität und mit dieser Einstellung coachen zu dürfen"

Im Juli 2013 konnte die ganze Welt mitverfolgen, wie eine Reihe von französischen Juniorenspielern aufblühte, die heute berühmt sind. Sie heißen Paul Pogba, Samuel Umtiti, Geoffrey Kondogbia oder Alphonse Areola und bescherten Frankreich den ersten Titelgewinn bei der FIFA U-20-Weltmeisterschaft. Vier Jahre nach Türkei 2013 hofft eine neue Generation junger Franzosen, deren Karrieren bereits vielversprechend gestartet sind, es ihren Vorgängern in Korea Republik gleichzutun.

"Dieser Jahrgang 97 ist sehr talentiert. Ich kann mich glücklich schätzen, diese Spieler zur Verfügung zu haben. Auch, dass ich mit der Zeit jüngere aufnehmen konnte, die den anderen aufgrund ihrer Reife und ihres Talents voraus waren. Ich denke an Kylian Mbappé oder Christ Maouassa", erklärt Nationaltrainer Ludovic Batelli im Gespräch mit FIFA.com. "Es ist ein Privileg, Spieler dieser Qualität und mit dieser Einstellung coachen zu dürfen. Dank ihres großen Talents haben die meisten in ihren Klubs schnell auf höchstem Niveau gespielt. Es ist ein wenig ihrer individuellen Geschichte zu verdanken, dass unsere Geschichte als Team bei der EURO zu einem Happy End geführt hat, wie alle wissen."

Les Bleuets qualifizierten sich durch den Titelgewinn bei der UEFA U19-EM für diese FIFA U-20-Weltmeisterschaft Korea Republik 2017. Sie wussten über das ganze Turnier hinweg zu beeindrucken und setzten dieser Leistung im Finale das Sahnehäubchen auf: Ein 4:0-Erfolg gegen Italien, das im Verlauf des gesamten Wettbewerbs zuvor nur drei Gegentreffer kassiert hatte. "Ich weiß, dass man uns als Europameister das Etikett des Favoriten anheften wird. Ich glaube nicht, dass wir es sind. Aber das heißt nicht, dass wir keinen Ehrgeiz haben: Wir wollen sehr weit kommen!" Der ehemalige Profi-Torwart betont: "Man kann schwerlich davon sprechen, dass wir der Favorit sind, da uns fünf, sechs wichtige Spieler fehlen."

Mit wehenden Fahnen? Batellis Zurückhaltung erklärt sich tatsächlich aus dem Umstand, dass ihm einige der stärksten Akteure fehlen. Seine Schützlinge haben ohne Ousmane Dembélé, Kylian Mbappé, Maxime Lopez, Theo Hernandez oder Christ Maouassa das Flugzeug nach Korea bestiegen. "Es wäre ein deutlicher Mehrwert gewesen, sie dabei zu haben. Aber am meisten frustriert mich das aus der mannschaftlichen Perspektive. Es kostet viel Zeit, bis ein Kollektiv wie geschmiert läuft", erklärt Batelli.

"Wir werden gute Spieler dabei haben, das macht mir keine Sorgen. Das Problem ist der kollektive Aspekt und auch ein wenig das Gruppenleben. Ich hatte zwei Jahre, um mein Team mit Blick auf die U-19-EM zu formen. In zwei Jahren hat man die Zeit, um an den Automatismen zu arbeiten. In diesem Fall - mit all den Fehlenden und in so kurzer Zeit - wird das ein bisschen schwieriger", ergänzt er.

Das französische Juniorenteam umgibt dennoch eine gewisse Aura des Erfolgs. Mit Jungs vom Kaliber eines Christopher Nkunku, Lucas Tousart, Jean-Kevin Augustin oder Issia Diop, die allesamt Wettkampferfahrung aus der Ligue 1 mitbringen, gibt es schließlich keinen Grund, nicht mit wehenden Fahnen in das Turnier zu starten. "Es ist eine andere Truppe, mit anderen Stärken. Man muss sie auf eine andere Art und Weise zum Leben erwecken und sie vielleicht auch eine andere Spielweise spielen lassen. Eines ist sicher: An Qualität mangelt es nicht", sagt Batelli.

Der Weg der jungen Franzosen wird sicherlich nicht mit Rosenblüten gesäumt sein. "Es gibt zwar keine ganz großen Namen in unserer Gruppe, aber bei allen U-17- und U-20-Weltmeisterschaften hat es immer Überraschungen gegeben. Wir müssen vorsichtig sein. Honduras zum Beispiel gehört zu jenen Teams, vor denen man auf der Hut sein sollte", warnt Batelli im Vorfeld des Turnierauftakts Frankreichs gegen die Catrachos in Cheonan. An diesem 22. Mai wird sich zeigen, ob Les Bleuets wirklich schon in der Blüte stehen.