Donnerstag 09 September 2021, 00:00

Sampaios Angola zwischen Gegenwart und Zukunft

  • Angola nimmt erstmals an der FIFA Futsal-Weltmeisterschaft teil

  • Rui Sampaio erläutert seine Ziele für die WM in Litauen

  • In der Gruppenphase trifft das Team auf Japan, Paraguay und Spanien

In einem Land, in dem Basketball Sportart Nummer eins ist und das elf Titel bei der Basketball-Afrikameisterschaft gewinnen konnte, musste sich der Futsal seinen Platz in der Gunst der Zuschauer hart erkämpfen. Nun treten die Palancas Negras bei der FIFA Futsal-Weltmeisterschaft Litauen 2021™ erstmals in ihrer Geschichte auf der großen Weltbühne dieser Spielvariante an. Der neue Nationalcoach Rui Sampaio will die unter seinem Vorgänger erreichte WM-Qualifikation nun veredeln. Wie in vielen Regionen Afrikas besitzt Fussball auch im südwestafrikanischen Angola nahezu Religionsstatus. Jung und Alt jagen in den Straßen dem runden Leder hinterher. Seit einigen Jahren gewinnt allerdings auch eine andere Spielvariante immer mehr Anhänger in dem sportbegeisterten Land. "Futsal gibt es in Angola erst seit 2004. Ab 2008 haben wir uns unter schwierigen Bedingungen schrittweise weiterentwickelt und zuletzt erstaunliche Fortschritte erzielt", erklärt Sampaio im Gespräch mit FIFA.com. "Es bedurfte viel harter Arbeit und einiger Opfer, um 2019 das Niveau zu erreichen, das uns diese historische Qualifikation beschert hat." Der angolanische Erfolg kommt nicht von ungefähr. Vielmehr ist er das Ergebnis intensiver Bemühungen auf und abseits des Platzes, den Futsal im Land weiterzuentwickeln und Spieler für diese Variante zu gewinnen. Der Auswahltrainer weiß: "Es wurde ein riesiges Projekt ins Leben gerufen, um Männer und Frauen für Futsal zu begeistern. Dazu hat der Verband mehrere Turniere auf die Beine gestellt, zum Beispiel Provinzmeisterschaften für die U-9 oder für Ältere, Klubmeisterschaften oder einen angolanischen Pokalwettbewerb." Dabei betont der Chefcoach der Palancas Negras, wie wichtig die Ausbildung ist, die seiner Meinung nach den Futsal in Afrika enorm voranbringen kann. "Auf unserem Kontinent gibt es aktuell nur wenige gute Teams, etwa Marokko oder Ägypten. Dieses Ungleichgewicht erklärt sich durch mangelnde Investitionen in die Ausbildung von Trainern, Managern und Schiedsrichtern", bedauert Sampaio. Gleichzeitig hebt er aber auch das Potenzial seiner Mannschaft hervor: "Angola hat gute Voraussetzungen, um zu den führenden Teams des afrikanischen Kontinents aufzusteigen und sich vielleicht sogar auf internationaler Ebene zu etablieren."

Das Beste aus der WM mitnehmen Angola wird ab dem 12. September in Litauen auf seine großen Talente angewiesen sein. In Gruppe E bekommt es die Nation mit dem zweifachen Weltmeister (2000 und 2004) Spanien, mit Paraguay (Viertelfinalist bei der Auflage 2016 in Kolumbien) sowie mit Japan (vierte WM-Teilnahme) zu tun. Nichtsdestotrotz will der 55-jährige Nationalcoach die Flinte nicht vorzeitig ins Korn werfen: "Ich habe vor keiner Mannschaft Angst. Im Gegenteil – wir werden auf dem gleichen Niveau wie unsere Gegner spielen und uns keinesfalls einschüchtern lassen. Bei einer WM gibt es keine schwachen Teams. Wir wollen der Welt in unseren drei Vorrundenpartien zeigen, welche Qualität der Futsal in Angola ¬– und auf dem gesamten afrikanischen Kontinent – hat", so Sampaio weiter. Auf ihren Auftritt in Litauen bereiten sich die Angolaner in Portugal vor, wo sie Testspiele gegen die portugiesische Nationalmannschaft sowie gegen Costa Rica, Usbekistan und Venezuela absolviert haben. Rui Sampaio spricht von einer schwierigen Vorbereitung, hofft jedoch, das Beste aus der Situation gemacht zu haben: "Die Gesundheitslage hat uns finanziell schwer belastet. Doch wir sind überzeugt, dass wir bestmöglich vorbereitet ins Turnier gehen und in Litauen unsere Ziele erreichen." Rui Sampaio steht seit vergangenem Februar an der Seitenlinie der Angolaner und kann es kaum erwarten, zu seiner ersten WM aufzubrechen. Trotz allem möchte er, dass von dieser WM-Teilnahme auch nachfolgende Generationen profitieren: "Mit unserer Qualifikation für dieses bedeutende Turnier können wir weitere Fortschritte machen und wichtige Erfahrung sammeln, um für 2024 ein noch stärkeres Team aufzubauen. Das ist unsere Priorität."