Mittwoch 22 Dezember 2021, 08:00

Ngapeth – Volley!

  • Earvin Ngapeth ist eine Volleyball-Legende

  • Goldmedaille bei den letzten Olympischen Spielen und bester Spieler des Turniers

  • Bevor er sich dem Volleyball zuwandte, war er begeisterter Fussballer

Ein Ball, zwei Teams, Liberos, Passspieler, Angriffe, ein zitterndes Netz – was das Vokabular angeht, haben Volleyball und Fussball viel gemein. Das kann auch Ivan Perišić bestätigen, der mit Kroatien bei der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2018™ den zweiten Platz belegte und die kroatischen Farben auch in der internationalen Beach-Volleyball-Szene vertreten hat! Auch der belgische Torwart Thibaut Courtois kann zu diesem Thema einiges sagen, denn er stammt aus einer Volleyballerfamilie und war selbst lange in diesem Sport aktiv, bevor er sich endgültig für den Fussball entschieden hat.  Beim Franzosen Earvin Ngapeth ist es genau umgekehrt. Als Jugendlicher spielte er Fussball und entschied sich dann für eine Karriere als Volleyballer, die ihn dieses Jahr zum Olympiasieg führte. 

Am Mikrofon von FIFA.com spricht der französische Nationalspieler über seine Fussball-Leidenschaft, die noch immer ungebrochen ist, und verrät uns seine Favoriten für die The Best Football Awards™.

Earvin, in Ihrem Berufsleben gibt es nicht viele Pausen. Bleibt da Platz für den Fussball? Ja, der Fussball nimmt sogar viel Platz in meinem Leben ein! Zum einen spiele ich an der Playstation FIFA 22, und zwar ständig! Und wenn ich ein bisschen Zeit habe, gehe ich ins City-Stade, und wir organisieren kleine Spielchen unter Freunden. Aber ich muss zugeben, dass ich das nicht mehr so oft mache wie früher, weil ich immer Angst vor Verletzungen habe.

Sie haben lange Fussball gespielt. Warum haben Sie sich dann für den Volleyball entschieden? Als Kind drehte sich bei mir alles um den Fussball. Ich wohnte damals in Fréjus und ging dort ins Ausbildungszentrum. Aber als ich elf Jahre alt war, bin ich mit meiner Familie nach Poitiers gezogen, eine Stadt, in der der Volleyball sehr präsent ist und der Fussball weniger. Also habe ich angefangen, Volleyball zu spielen.

Auf welcher Position haben Sie im Fussball gespielt? Ich war die Nummer neun, Mittelstürmer, und zwischendurch war ich eine Saison Torwart, weil ich mich verletzte hatte.  Der Legende nach haben Sie sogar Layvin Kurzawa, derzeit Verteidiger bei Paris Saint-Germain, auf die Bank verdrängt, als Sie beide noch für Fréjus spielten... Diese Geschichte ist etwas übertrieben [lacht]. Es gab ein einziges Spiel neben 72 anderen, in dem Layvin zu Spielbeginn tatsächlich auf der Bank saß und ich in der Startelf stand ... Aber dann hat der Trainer ihn ganz schnell eingewechselt, als klar wurde, dass wir verlieren würden. Ganz ehrlich, ich war keine Konkurrenz für ihn.

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Sie haben sich vor fünf oder sechs Jahren sogar wieder eine Fussball-Lizenz geholt, mitten in Ihrer Volleyballkarriere. Haben Sie den Fussball so vermisst? Ja, das stimmt! Ich spielte in Russland und hatte etwas Heimweh. Ich war noch ziemlich jung und weit weg von Freunden und Familie. Ich habe meinen Verein verlassen, durfte aber aus vertragsrechtlichen Gründen nicht für einen anderen Volleyballklub in Frankreich spielen. Also habe ich mir für einige Wochen eine Fussball-Lizenz geholt, im Amateurbereich. Das war super, außer dass alle Spiele, die ich hätte bestreiten können, wegen des Wetters abgesagt wurden!

Bereuen Sie es manchmal, dass Sie sich für Volleyball anstelle von Fussball entschieden haben? Nein, meine Karriere als Volleyballer füllt mich aus. Das Leben eines Fussballers scheint mir komplizierter zu sein als meins: mehr Druck, mehr Medienpräsenz ... Aber ich hätte schon gern noch länger Fussball gespielt, weil das Spiel an sich sehr interessant ist.

Sie haben bei den Olympischen Spielen die Goldmedaille gewonnen. Ist das für Sie das Äquivalent der Fussball-Weltmeisterschaft? Ich denke schon. Jede Disziplin hat ihren eigenen Gral. Für uns sind die Olympischen Spiele der absolute Höhepunkt. Für die Fussballer dürfte das die Weltmeisterschaft sein! Wenn man den heiligen Gral einmal erreicht hat, wie motiviert man sich dann für den Kampf um eine andere Trophäe? Die Motivation ist die Quintessenz des Sports. Ob man nun verliert oder gewinnt, ein Wettkämpfer ist immer von dem Wunsch beseelt, noch mehr zu erreichen. Das hört nie auf. Man wird nie satt. Du erreichst ein Ziel, und dann kommt schon das nächste. Der Sport ist ein ewiger Neuanfang.

Ngapeth from France during the Brazil vs France volleyball game

Die FIFA wird in Kürze den The Best – FIFA-Weltfussballer 2021 küren. Wer hätte die Auszeichnung Ihrer Meinung nach verdient? Es gibt viele, die diese Auszeichnung für sich beanspruchen könnten, und es sind oft dieselben! Ich werde daher die ausgetretenen Pfade verlassen und schlage Federico Chiesa vor! Das ist ein super Spieler. Er hat unglaublich viel Einfluss auf das Spiel. Bei der EURO war er in meinen Augen der herausragende Spieler. Und welchem Trainer würden Sie die Auszeichnung The Best – FIFA Welttrainer – Männer verleihen?  Da Italien die EURO gewonnen hat, würde ich für den italienischen Nationaltrainer Roberto Mancini stimmen.

Sie sind Franzose. Wer ist Ihr Lieblingsspieler im Team von Les BleusKylian Mbappé, sein Selbstvertrauen ist bewundernswert. Neben seinen Auftritten auf dem Spielfeld gefallen mir auch seine Interviews. Er ist intelligent und hat einen klaren Kopf.

Wenn Sie Fussballer wären, welcher Spieler wären Sie dann? Ich wäre Karim Benzema. Er hat so viele Tiefschläge erlitten und ist immer wieder aufgestanden!

Und welcher Fussballer würde einen guten Volleyballer abgeben? Thibaut Courtois kommt aus einer Volleyballerfamilie und sein langer Körperbau wäre ideal für Volleyball. Bei den Feldspielern würde ich sagen, dass Peter Crouch vom Profil her auch beim Volleyball erfolgreich sein könnte.

The Best Of...

Der beste Klub der Welt? Das war Auxerre in der Ära von Philippe Méxès, Jean-Alain Boumsong, Djibril Cissé. Später dann Paris Saint-Germain! Ihre schönste Erinnerung als Fan? Die letzte Weltmeisterschaft Der beste Spieler aller Zeiten? Zizou Das beste Spiel, das Sie je gesehen haben? Ich erinnere mich gerne an das Finale des Afrikanischen Nationen-Pokals, in dem Kamerun, das Land meiner Vorfahren, gegen Ägypten gewonnen hat. Die beste Spielerin aller Zeiten? Wendie Renard, ich kenne sie sogar ein bisschen! Der beste Fussballtrick? Ich mag den Regenbogentrick besonders gern.