Mittwoch 15 September 2021, 05:00

Zwei Debütanten geben sich die Ehre

  • Zypern und Luxemburg nehmen erstmalig an der Qualifikation für eine FIFA Frauen-WM teil

  • Nachwuchsförderung steht in beiden Ländern im Fokus

  • Mit Quantität zu mehr Qualität

Die Teilnahme an einer FIFA Frauen-Weltmeisterschaft ist für viele Spielerinnen ein Meilenstein in ihrer Karriere. Viele Nationen nehmen regelmäßig an dem globalen Kräftemessen teil, andere hingegen streben nach der ersten Teilnahme. Für die Frauen-Nationalmannschaften Zypern und Luxemburgs steht ein ganz anderes historisches Ereignis an. Beide Teams werden zum ersten Mal überhaupt bei einer Qualifikation für eine FIFA Frauen-Weltmeisterschaft antreten.

"Wir haben lange überlegt, ob wir den Schritt wagen sollen. Wir haben uns dazu entschieden, da wir der Meinung sind, dass dies der richtige Weg ist, um weiterzukommen", so Carine Nardecchia, Präsidentin der Frauenkommission des Luxemburger Fussballverbandes, gegenüber FIFA.com. "Durch die Teilnahme erhoffen wir uns, dass der Frauenfussball in Luxemburg mehr Präsenz in den Medien erhält. Die jungen Mädchen sollen dadurch vermittelt bekommen, dass der Frauenfussball im Aufschwung ist und man auch als Mädchen in einem Fussballverein seiner Leidenschaft nachkommen kann."

Women's National Team of Luxemburg

England, Österreich, Nordirland, Nordmazedonien und Litauen heißen Luxemburgs Gegner in Gruppe D. Gegner, von denen die von Daniel Santos trainierte Elf im Hinblick auf die Weiterentwicklung viel lernen und Rückschlüsse auf die eigenen Stärken und Schwächen ziehen kann. "Wir sind auf dem richtigen Weg, haben vor zwei Jahren eine Analyse des Frauenfussballs in Luxemburg durchgeführt. Wir haben uns Gedanken gemacht, was man verbessern könnte und haben klare Ziele vorgegeben", erzählt Nardecchia, die nicht nur für den Frauenbereich verantwortet, sondern auch im Jugendbereich tätig und Präsidentin des Futsals ist.

"Wir haben ein neues Projekt mit Herrn Santos auf die Beine gestellt, in dem wir den Trainerstab erweitert, mehr Regelmäßigkeit in die Trainingseinheiten gebracht und die Nachwuchsförderung in den Vordergrund gesetzt haben. Ziel ist es, in den unteren Kategorien WU13, WU15 und WU17 mit TikTok zu arbeiten, um auch den jüngeren Mädchen den Fussball näherzubringen und ihnen zu vermitteln, dass nicht nur Jungs Fussball spielen. In den Jahrgängen 2007/2008 haben wir zum Beispiel sehr gute Nachwuchstalente. Parallel fand ich es wichtig, die Frauen unserer Nationalmannschaft den Leuten über Facebook vorzustellen. So werden ab jetzt jeden Tag ein, zwei oder drei  Spielerinnen inklusive Trainerstab und Betreuer vorgestellt. Ich möchte, dass die Frauenmannschaft in den Fokus gerät, und dass man draußen genau weiß, welche Spielerinnen für das Team Luxemburg spielen." Nachwuchsförderung (Frauen) in Luxemburg

  • 62 Frauenmannschaften inklusive Jugendmannschaften

  • U-13-Nationalmannschaft (3x Training pro Woche)

  • U-15-Nationalmannschaft (4x Training pro Woche)

  • U-17-Nationalmannschaft (3-4 x Training pro Woche)

  • 1x pro Woche Talentsichtungstraining

Zypern setzt auf Quantität

Auch auf der Insel im östlichen Mittelmeer kommt die Entwicklung des Frauenfussballs immer mehr in Schwung. Zwar hat das Frauen-Team des Landes bisher selbst noch nie am Zypern-Cup teilgenommen, der seit 2008 ausgetragen wird. Dennoch sorgt dieses Turnier dafür, den Frauenfussball den Zyprioten näherzubringen. Dies soll nun auch mit der Qualifikationsteilnahme geschehen.

"Es ist sehr, sehr wichtig für Frauen und Mädchen, dass wir an den Qualifikationswettbewerben teilnehmen. Die Spielerinnen haben etwas, wofür sie spielen können. Es ist eine Ehre für sie, für ihr Land zu spielen. Selbst in unserer schweren Gruppe mit den Niederlanden, einer der besten Mannschaften Europas, und Island wird es für alle eine tolle Erfahrung sein", erklärt die ehemalige Nationalspielerin Froso Ppekri, die im Verband Zyperns für die Entwicklung des Frauenfussballs zuständig ist.

Youth Football Cyprus

Durch diese Spiele erhält Zypern einen besseren Einblick in die Organisation anderer Teams, wie zum Beispiel die des Vize-Weltmeisters. Darüber hinaus hilft die hohe Qualität der gegnerischen Spielerinnen dabei, mehr aus dem Potenzial der eigenen Mannschaft herauszuholen und den Ehrgeiz zu wecken.

Oberste Priorität hat jedoch, die Anzahl der Spielerinnen zu erhöhen. "Wenn wir es schaffen, die Mädchen im Spiel zu halten, wird die Entwicklung kommen - aber das braucht Zeit. Bevor wir mit der Jugendarbeit angefangen haben, haben höchstens 200 Mädchen/Frauen Fussball gespielt. Jetzt haben wir die U-17, U-14 und U-11-Jugendligen eingeführt. Wenn wir diese Ligen beibehalten und weiter ausbauen, werden wir eine gute Basis haben, mit der wir arbeiten können. Was kann man mit 200 fussballspielenden Mädchen/Frauen erreichen? Unser erstes Ziel ist es, die Beteiligung zu erhöhen, und dann werden wir versuchen, auch die Qualität zu verbessern - jetzt brauchen wir Quantität", gibt Ppekri ehrlich zu Protokoll.

"Wir haben die Zahl bereits mehr als verdoppelt, haben etwa 450 Spielerinnen. Leider konnten sie letztes Jahr aufgrund der Pandemie nicht spielen. Es würden sicher mehr Mädchen spielen. Viele haben den Fussball verlassen, nicht nur den Fussball, sondern jede Sportart. Aber sie kommen zurück. Ich glaube nicht, dass sie auf der Couch sitzen bleiben werden", beendet die 30-Jährige das Interview lachend.

Bilder mit freundlicher Unterstützung der Cyprus Football Association (CFA) und der Fédération Luxembourgeoise de Football (FLF)