Freitag 01 Oktober 2021, 14:00

Ziskason Nesá: "Es ist wichtig, dass Frauen in der Fussballgemeinschaft akzeptiert werden"

  • Die Färöer haben zum ersten Mal eine Vollzeit-Nationaltrainerin mit Pro-Lizenz

  • Der Verband profitiert von der Unterstützung der FIFA

  • Wir sprachen mit Maria Ziskason Nesá, die beim Färöer Fussball-Verband für die Entwicklung des Frauenfussballs zuständig ist

Knapp 53.500 Menschen leben auf den Färöern, einer zu Dänemark gehörenden Gruppe aus 18 Inseln mit autonomer Verwaltung. Diese bieten 1,289 Kilometer Küstenlinie und den Besuchern dramatische Landschaften, die auf den Nordatlantik treffen. Wie populär der Frauenfussball auf den Färöern dabei eigentlich ist, deuten diese grundlegenden Fakten allerdings nicht an. 30 Prozent aller registrierten Spieler sind weiblich. Das ist besonders beachtlich, wenn man bedenkt, dass der weltweite Durchschnitt bei 14 Prozent liegt und in Europa mit elf Prozent sogar noch etwas niedriger. "Wir sind sehr stolz auf unsere sehr hohe Beteiligung. Zehn bis elf Prozent der Gesamtbevölkerung spielt Fussball. Ein Drittel unserer Spieler ist weiblich - wir haben also bereits eine hohe Teilnahmequote, auf die wir wirklich stolz sein können", erzählt Maria Ziskason Nesá, die beim Färöer Fussball-Verband für die Entwicklung des Frauenfussballs zuständig ist.

"Wir brauchen jedoch mehr Menschen, die sich im Frauenfussball engagieren. Das ist eines unserer Schlüsselelemente für das Wachstum. Wir brauchen mehr Spielerinnen, aber auch mehr Trainer und Menschen, die sich in der Führung engagieren. Zurzeit haben wir 1.900 registrierte Spielerinnen (Mädchen und Frauen). Das ist viel, wenn man bedenkt, dass wir eine sehr kleine Bevölkerung haben. Aber da wir ein so kleines Land sind, brauchen wir wirklich alle Mann an Deck, um Ergebnisse zu erzielen."

Faroe Islands Women's National Team

Den ersten Schritt in diese Richtung haben die Färöer bereits unternommen. Anfang 2021 wurde mit der finanziellen Unterstützung der FIFA zum ersten Mal eine Frauen-Nationaltrainerin mit PRO-Lizenz auf Vollzeitbasis eingestellt. Neben ihrer Aufgabe als Trainerin arbeitet Lene Terp darüber hinaus Hand in Hand mit heimischen Klubs und Nesá zusammen. "Lene steht den Vereinen für Trainingseinheiten zur Verfügung, berät Trainer und gibt Ratschläge für Trainingseinheiten mit Mädchen. Diese Möglichkeit hatten wir noch nie, und wir hatten auch noch nie eine weibliche Inhaberin einer Profi-Lizenz. Auf diese Weise ist sie ein großes Vorbild für Trainerinnen", unterstreicht die ehemalige Sportjournalistin das wichtige Signal, dass mit der Anstellung von Terp an die Öffentlichkeit ausgesendet wird.

"Sie war bereits als Ausbilderin in unseren eigenen Trainerkursen tätig. Wir hatten gerade einen Kurs mit 19 Frauen, die das durchliefen, was wir B2 und B3 nennen. Das ist auch für uns ein großer Schritt. Für diese weiblichen Coaches ist es wichtig, jemanden zu sehen, in dem sie sich widerspiegeln können, den sie als Vorbild und sich selbst vielleicht als wertvoller Teil der Trainergemeinschaft sehen. Einerseits geht es darum, jemanden zu haben, dem man nacheifern kann, andererseits ist es aber auch wichtig, dass Spielerinnen, Trainerinnen und Frauen im Allgemeinen in der Mainstream-Fussballgemeinschaft akzeptiert werden." "Für unsere männlichen Trainer ist es wichtig, dass sie eine Trainerin sehen, die ins Spiel kommt. Die sie ernst nehmen und erkennen, dass sie etwas Neues einbringen und ihnen vielleicht ein paar andere Perspektiven aufzeigt (und andersherum). Diese gleichberechtigte Beziehung zwischen einem weiblichen und einem männlichen Trainer ist ebenfalls von großem Wert. Ich bin wirklich begeistert, wenn ich sehe, wie Lena ein Jungen-Team trainiert und wie die U-15- und U-17-Jungen zu ihr aufschauen, Ratschläge von ihr annehmen und von ihr trainiert werden. Das gibt ihnen eine Idee und das Verständnis, dass Frauen einen Platz im Fussball haben."

Women's Football Development (Faroe Islands)

Für Ziskason Nesá ist jedoch nicht nur der Respekt anderer für die Spielerinnen und Trainerinnen wichtig, sondern auch der Respekt vor sich selbst und der Glaube an die eigenen Fähigkeiten. "Wenn eine große Organisation wie die FIFA uns ernst nimmt, dann müssen wir das auch tun", bringt sie es kurz und knapp auf den Punkt. "Manchmal ist es für die Mädchen auf den Färöern schwer zu verstehen, warum sie dem Fussball den Vorrang geben sollten. Die Spielerinnen auf den Färöer-Inseln können davon nicht leben. Wenn es darum geht, sich für eine Ausbildung, einen Job oder den Fussball zu entscheiden, werden sie sich für die Ausbildung und den Job entscheiden, weil das für sie mehr Sinn macht."

"Fussball ist ein Hobby und etwas, das Spaß macht. Sie glauben nicht daran, dass es etwas ist, für das man alles geben und alles opfern muss. Sie sehen, dass es in der großen Welt möglich ist, eine Karriere im Fussball zu machen und tatsächlich Profi, Trainerin oder Schiedsrichterin zu werden. Hier haben wir diese Vorbilder nicht - noch nicht. Wir versuchen, sie zu schaffen und mehr Frauen im Trainerbereich zu fördern und Spielerinnen zu ermutigen, die Ambitionen haben, ins Ausland zu gehen und vom Fussball zu leben. Das könnte ein Weg sein, dem andere folgen können."

"Hören Sie mir nicht zu, weil ich eine Frau bin. Hören Sie mir zu, weil Sie glauben, dass ich tatsächlich qualifiziert bin, über Fussball zu sprechen."
Maria Ziskason Nesá

Unterstützung der FIFA in Stichpunkten

  • Programme zur Frauenfussballförderung: Vom Verband wurde Unterstützung zur Frauenfussballförderung beantragt, diese wurde im Jahr 2020 genehmigt und ausgezahlt.

  • Ende August wurde von Karl Lines der Workshop: "Kompetenzförderung für Administratoren" durchgeführt.

  • FIFA-Stipendium für Trainerinnen: Die Färöer sind einer von 25 Mitgliedsverbänden, die bisher von diesem Programm profitiert haben.

Bilder mit freundlicher Genehmigung der Färöer Football Association