Mittwoch 03 April 2019, 07:26

Boca-Nachwuchs will in Zürich glänzen

  • Boca Juniors zu Gast beim FIFA Youth Cup 2019

  • Zahlreiche argentinische Stars begannen im Casa Rosada

  • "Die Boca-Akademie vereint alles, was ein junger talentierter Sportler benötigt"

Selbst wenn die aufstrebenden Argentinier von Boca Juniors noch keine zwanzig sind, verkörpern sie in Zürich ein großes Stück Fussballhistorie: Der Klub, der am 3. April 2019 seinen 114. Geburtstag feiert, verfügt nämlich über ein bekanntes Leistungszentrum und gehört zu den geschichtsträchtigsten Vereinen Südamerikas. Sehen die Besucher des Blue Stars/FIFA Youth Cup den nächsten Superstar? Schon zweimal konnten die Argentinier in Zürich triumphieren (2002, 2010).

Von der weltberühmten Casa Rosada in Buenos Aires, wo einst die Primera Dama Evita vom Balkon winkte, sind es 3,6 Kilometer zur Bombonera, dem Stadion der Boca Juniors. Ein schöner Fußmarsch also, auf dem man Argentiniens Hauptstadt in all ihren schönen Facetten erleben kann. Und am Ende der Strecke steht er dann, der gute alte Betonbau, entstanden zwischen 1938 und 1940, mitten im farbenfrohen Viertel La Boca, wo man auf den Straßen den Tango tanzt.

49.000 Zuschauer passen hinein. Und manch ein Auswärtiger hatte diese Zahl schon belächelt, weil ja jeder andere Weltklub in seinem Stadion von mehr Anhängern unterstützt wird. Wer aber schon einmal auf den Bombonera-Rängen stand, der weiß: Es geht hier nicht um Masse, sondern um Emotionen. Bei La Boca lärmen die Fans so euphorisch, dass unten der Rasen bebt. "Ich habe so etwas noch nie erlebt", sagt beispielsweise Christian Giménez (ehemals Boca Juniors und FC Basel). "Es ist so laut, dass man sich mit den anderen Spielern nicht verständigen kann. Für mich ist es das beste Stadion der Welt."

Bombonera (offizieller Stadionname: Estadio Alberto Jacinto Armando) heißt zu Deutsch: Pralinenschachtel. Der Legende nach erhielt sie ihren Namen, weil der Architekt zum Geburtstag Pralinen geschenkt bekam und die Schachtel in ihrer Form dem Stadion ähnlich sah. Definitiv ist die urige und steile Arena bis heute für jeden Fussballtouristen eine süße Versuchung. Und obschon in jüngster Vergangenheit immer wieder Gerüchte aufgekommen sind, wonach der Klub bald mit einer größeren und modernen Heimstätte wirtschaften möchte, haben sich solche Pläne immer wieder zerschlagen. Die eigenen Fans vergöttern den Ort. Zur Marke Boca Juniors, an die in Südamerika kein anderer Verein herankommt, gehören immer auch Kampf, Leidenschaft und eben auch ein paar Risse im Beton.

Ein Arbeiterklub ist La Boca immer geblieben. Er wurde Anfang des 20. Jahrhunderts von einer Gruppe aus Italien eingewanderter Werftarbeiter gegründet. Gespielt wurde dann natürlich unweit vom Hafen. Es gab ein kleines Stadion mit ein paar Holztribünen, wo heute die Bombonera steht. Was folgte, ist eine ruhmvolle Geschichte: Auf 18 internationale Titel blickt der Verein heute zurück. Sechsmal schon konnte er die prestigeträchtige Copa Libertadores gewinnen. Und immer wieder zogen große Spieler in die Welt, die bei den Boca Juniors das Fussballspielen gelernt haben.

Der Klub verfügt über eine herausragende Sportschule, eine Akademie, die sich in den letzten Jahrzehnten zu einem professionellen Leistungszentrum entwickelt hat. Der Talentschmiede von Boca Juniors entstammen etwa Weltklassespieler wie Carlos Tevez (u. a. Manchester United, Juventus Turin) Fernando Gago (u. a. Real Madrid, AS Rom) oder Juan Román Riquelme (u. a. Barcelona). "Die Boca-Akademie vereint alles, was ein junger talentierter Sportler benötigt", sagt Giménez. "Es ist kein Zufall, dass viele Junioren dieses Klubs eine große Karriere machen."

Die Bombonera ist übrigens bei jedem Spiel ausverkauft. Der Klub könnte, hat er einmal ausgerechnet, 250.000 Dauerkarten pro Jahr verkaufen. Sich auf eine Warteliste zu setzen, ist mehr oder weniger sinnlos, da die Saisontickets von La Boca innerhalb der Familie weitervererbt werden. Doch darüber muss sich zumindest Diego Maradona keine Gedanken machen. Bocas größte Ikone hat im Stadion eine VIP-Loge auf Lebzeiten geschenkt bekommen.