Donnerstag 25 August 2022, 09:30

FIFA-Präsident spricht bei Seminar zu Rassismus und Gewalt in Brasilien

  • FIFA-Präsident Gianni Infantino hält Videoansprache bei Seminar zur Bekämpfung von Rassismus und Gewalt im Fussball

  • Vom CBF in Brasilien organisiert

  • Infantino: "Der Fussball muss geschlossen gegen Rassismus, Diskriminierung und Gewalt vorgehen"

Bei einem Seminar in Brasilien hat Gianni Infantino ein geschlossenes Vorgehen des Fussballs gegen Rassismus, Diskriminierung und Gewalt gefordert und davor gewarnt, dass kein Kontinent immun gegen diese üblen Auswüchse sei. Der FIFA-Präsident ging auch im Detail auf die Maßnahmen ein, die die FIFA zum Schutz der Spieler vor Anfeindungen in den sozialen Medien ergreifen wird. In einer Videoansprache beim Seminar zur Bekämpfung von Rassismus und Gewalt im Fussball, das der brasilianische Fussballverband (CBF) organisiert hatte, zeigte der FIFA-Präsident sich außerdem geschockt davon, wie Fans sich gegen Spieler der eigenen Teams wenden können.

"Die Fussballgemeinschaft hat die Pflicht, die Spieler zu schützen, die uns mit ihren Auftritten auf dem Spielfeld so viel Freude bereiten", erklärte er zum Auftakt der Veranstaltung, die in der Verbandszentrale des CBF in Rio de Janeiro stattfand. "Die FIFA schreckt nicht vor diesem Kampf zurück, aber denken Sie daran, dass wir alle eine Gemeinschaft sind. Wir brauchen daher die Unterstützung und Mithilfe unserer [FIFA]-Mitgliedsverbände und der kontinentalen Konföderationen. Die FIFA ist nach wie vor entschlossen, gemeinsam mit Ihnen Rassismus, Diskriminierung und Gewalt jeder Art überall radikal auszumerzen." Weitere Redebeiträge zum offiziellen Veranstaltungsauftakt kamen von CBF-Präsident Ednaldo Rodrigues, CONMEBOL-Präsident Alejandro Dominguez, Rodrigo Pacheco, Präsident des brasilianischen Bundessenats, und Mizael Conrado, Präsident des brasilianischen paralympischen Komitees. Eröffnet wurde die Veranstaltung vom legendären brasilianischen Sänger und Songwriter Gilberto Gil.

CBF President Ednaldo Rodrigues presents at the Seminário de Combate ao Racismo e à Violência no Futebol

Rodrigues erklärte, er habe im Laufe seiner Karriere selbst unter Diskriminierung gelitten. "Durch solche Haltungen habe ich mich aber nie aufhalten lassen und sie geben mir heute mehr denn je die Kraft, die Hürden im Kampf um eine gerechtere, menschlichere und brüderlichere Gesellschaft zu überwinden", erklärte er. Der FIFA-Präsident warnte vor einer weltweiten Bedrohung des Fussballs durch Rassismus. "Ich weiß, dass lange Zeit viele glaubten, der südamerikanische Fussball sei relativ frei von Rassismus. Dieser galt eher als ein europäisches Problem. Trotzdem darf kein Kontinent in seiner Wachsamkeit gegenüber dieser Bedrohung nachlassen", erklärte er. Ermutigend fand er jedoch, dass der CBF das Problem erkannt, das Seminar organisiert und Gastredner aus Europa eingeladen habe, um sich ein Bild von den Erfahrungen anderer Regionen zu machen. Infantino betonte, der FIFA sei die schädliche Wirkung, die Beiträge in den sozialen Medien auf Spieler haben könnten, durchaus bewusst. "Dieses Problem beschränkt sich nicht auf Rassismus. Hier spielen auch Homophobie und andere Formen der Diskriminierung eine Rolle", meinte er.

Gianni Infantino erklärte, die FIFA werde dieses Problem bei zukünftigen FIFA-Turnieren durch einen eigens eingerichteten Moderationsdienst bekämpfen, der solche Kommentare abfängt, damit sie vom Empfänger und dessen Followern erst gar nicht gesehen werden. "Die FIFA will ihren Worten Taten folgen lassen. Deshalb schreiten wir entschieden ein, um das Problem direkt anzugehen", sagte er. "Keine wie auch immer geartete Diskriminierung soll unseren schönen Sport beeinträchtigen dürfen – und in diesem Punkt gibt es keinen Fehlerspielraum." Außerdem wurde bei der Veranstaltung über den FIFA Good Practice Guide zu Vielfalt und Antidiskriminierung sowie über die Zusammenarbeit mit geschulten Beobachtern zur Ermittlung von Diskriminierungsvorfällen bei Spielen informiert. Einige konkrete Beispiele aus der Praxis, darunter einige aus Brasilien, wurden ebenfalls präsentiert. Darüber hinaus wurde betont, dass es unerlässlich sei, die Fans in den Kampf gegen Diskriminierung einzubinden.