Mittwoch 31 Mai 2023, 14:00

Frauenfussball in Saudiarabien weiter im Aufwind

  • Das Frauen-Nationalteam Saudiarabiens wurde im März dieses Jahres erstmals in der FIFA/Coca-Cola-Weltrangliste geführt 

  • Der Mitgliedsverband sieht sich als Vorreiter für andere Fussball-Entwicklungsländer 

  • In der Liga spielen mittlerweile mehr als 50.000 Spielerinnen - 3.600 Schulen nehmen teil 

Monika Staab brachte als Technische Leiterin des saudiarabischen Frauen-Nationalteams den Stein ins Rollen. Mittlerweile hat sie den Staffelstab an die finnische Trainerin Rosa Lappi-Seppala abgegeben und steht nicht mehr selbst an vorderster Front im saudiarabischen Frauenfussball. Doch ihr Einfluss auf die Entwicklung, die Kapitel um Kapitel fortschreitet, ist unbestreitbar. 

Im März 2023 erreichte das Team einen wichtigen Meilenstein mit der erstmaligen Aufnahme in die FIFA/Coca-Cola-Weltrangliste der Frauen auf Rang 171. Unmittelbar danach wurde bereits der Anspruch laut, sich für die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™ zu qualifizieren. 

"Während meiner Zeit als Cheftrainerin haben wir einen unglaublichen Weg geschafft", so Staab. "Das war echte Fussballgeschichte. Das erste offizielle FIFA-Länderspiel auf den Malediven gegen die Seychellen – und wir haben gewonnen! Es war einfach großartig, wie diese jungen Frauen spielten. 

Es gab rund 800 Bewerberinnen für die Probetrainings, von denen wir schließlich 35 ausgewählt haben. Es war ein langer Prozess, die besten Spielerinnen zu finden. Ich denke, für diese 25 Spielerinnen, die auf die Malediven gereist sind, war dies der schönste Moment ihres Lebens." 

Bevor sie die Leitung des Frauenfussballs in Saudiarabien übernahm, hatte Staab die ganze Welt bereist und die Entwicklung des Frauenfussballs in nicht weniger als 85 Ländern vorangetrieben. Die Entwicklung des Frauenfussballs in Saudiarabien hat nach Staabs Überzeugung Auswirkungen, die weit über die Landesgrenzen hinaus spürbar sind. 

"Das alles hat Auswirkungen auf alle arabischen Länder, alle muslimischen Länder in der ganzen Welt. Es beweist, dass es möglich ist. Wir reisen hinaus in die Welt und zeigen, dass Frauenfussball in dieser Region möglich ist. Das ist ein leuchtendes Vorbild für alle. Ich habe das Gefühl, dass wir jetzt so etwas wie ein Vorbild für viele andere Fussball-Entwicklungsländer sind", so die in Deutschland geborene Globetrotterin. 

"Ich habe viele Jahre als Instruktorin für die FIFA gearbeitet und ich weiß, wie wichtig es ist, dass die FIFA all diese Entwicklungsprogramme für den Frauenfussball anbietet. Wir wollen nicht nur, dass in SaudiarabienFrauenfussball gespielt wird, sondern dass in allen FIFA-Mitgliedsverbänden Frauenfussball gespielt wird." 

Die Leiterin der Abteilung Frauenfussball beim Fussballverband Saudiarabiens (SAFF) Aalia Al Rachid hat die beeindruckende Entwicklung des Frauenfussballs aus nächster Nähe miterlebt. Es wurde nicht nur ein Nationalteam gegründet, sondern seit 2019 gibt es auch eine Premier League und eine First Division sowie eine landesweite Liga mit 50.000 Mädchen und rund 3.600 teilnehmenden Schulen. 

"Heute gibt es im Königreich vier regionale Trainingszentren", so Al Rachid weiter. "Wir haben auch etwas für die Ausbildung von Fussball-Lehrerinnen gearbeitet. Dazu haben wir 40 Kurse angeboten, um sie auf die Ausbildung und Förderung von Spielerinnen in Schulen vorzubereiten." Wir haben jetzt drei aktive Frauen-Nationalteams und 23 Mitarbeiter in der Abteilung zur Entwicklung der Frauenfussballpyramide." 

SAFF-Generalsekretär Ibrahim Alkassim freut sich sehr, dass sich Saudiarabien immer stärker zu einer Fussballnation entwickelt. Der Verband hat gerade seine Bewerbung um die Ausrichtung des AFC Asien-Pokals der Frauen 2026 bestätigt. 

"Es gibt innerhalb des Fussballverbands von Saudiarabien schon eine interne Konkurrenz, ob die Männer oder die Frauen zuerst eine Weltmeisterschaft gewinnen", sagt er mit einem Zwinkern. 

"Saudiarabien ist ein gutes Pflaster für Fussballwettbewerbe. Ende des Jahres haben wir hier in Saudiarabien die FIFA Klub-Weltmeisterschaft und wir laden alle Teilnehmer und Besucher ein, hierherzukommen und sich selbst vor Ort ein Bild zu machen." 

Wichtige Ziele

Die FIFA wird ihre Ziele durch die Umsetzung einer fünfstufigen Strategie erreichen:

Regieren und führen ... ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis anstreben

In jedem Mitgliedsverband wird ein Platz im Exekutivkomitee den Interessen der Frauen gewidmet sein, und bis 2026 wird mindestens eine Frau im Exekutivkomitee sitzen, während bis 2022 mindestens ein Drittel der Mitglieder der FIFA-Kommission Frauen sein werden. Dazu kommt die Stärkung und Ausweitung des Programms zur Entwicklung weiblicher Führungskräfte und Verbesserung der Professionalisierung und der regulatorischen Aufsicht.

Aufklären und befähigen

Aufgreifen und Fokussieren spezifischer sozialer und gesundheitlicher Probleme und Kontaktaufnahme mit NRO und staatlichen Akteuren, um nachhaltige Projekte zu entwickeln, die das Leben von Frauen verbessern.

Sich entwickeln und wachsen ... auf und neben dem Spielfeld

Bis 2022 sollen in 100 % der Mitgliedsverbände Frauenfussballstrategien eingeführt werden, und bis 2026 soll die Anzahl der Mitgliedsverbände mit organisierten Jugendligen verdoppelt werden. Ausweitung von Fussball in Schulprogrammen, Schaffung von Elite-Akademien und Erhöhung der Anzahl qualifizierter Trainer und Schiedsrichter, um den Zugang zum Fussball für Mädchen deutlich zu verbessern.

Präsentation des Spiels ... Verbesserung der Frauenwettbewerbe

Optimierung der regionalen Qualifikationen für FIFA-Wettbewerbe und Entwicklung dieser Veranstaltungen, um bereits in jungen Jahren Spieler auf höchstem Niveau aufzubauen. Förderung und Einführung neuer internationaler Wettbewerbe und Verbesserung der Rahmenbedingungen für Profiklubs.

Kommunizieren und vermarkten ... den Bekanntheitsgrad und den Wert erhöhen

Förderung des Bekanntheitsgrads von Spitzensportlerinnen und Schärfung des Profils des Frauenfussballs durch Verbesserung des Engagements, Nutzung von Technologien, Umsetzung einer klaren Markenstrategie und Einsatz von Vorbildern und Botschaftern sowie eines speziellen Programms für Frauenlegenden. Bis 2026 soll ein kommerzielles Frauenfussballprogramm eingeführt werden.