Donnerstag 14 Januar 2010, 09:00

Tejedor: "Gute Zukunft"

Vor zweieinhalb Jahren nahm die Spanierin Marta Tejedor 9.000 Kiometer von ihrer Heimat entfernt eine Herausforderung an, der sie sich mit ganzem Herzen widmet. Chile startete die Vorbereitungen für die Ausrichtung der FIFA U-20-Frauen-Weltmeisterschaft und bot ihr den Posten der Nationaltrainerin an. Tejedor nahm die Herausforderung begeistert an. Sie steht nun vor der schwierigen Aufgabe, die Entwicklung des Frauenfussballs in dem südamerikanischen Land voranzutreiben.

"Dieses Projekt deckt sich genau mit meiner Ideologie und meinen Interessen. Es fasziniert mich, zur Entwicklung des Frauenfussballs in einem Land beitragen zu können, das so viel in diesen Prozess investiert. Außerdem begeistert mich der Fussball an sich und der Wettbewerb. Deshalb ist dieses Projekt für mich so reizvoll", erklärt die chilenische Nationaltrainerin begeistert gegenüber FIFA.com.

Nachhaltiger Wandel als ZielBei besagtem Wettbewerb im Jahr 2008 mussten ihre Schützlinge drei Niederlagen in ebenso vielen Spielen hinnehmen und schieden nach der Gruppenphase aus. Trotzdem sorgten sie bei ihren Landsleuten durch die Bank für große Begeisterung. "Ich glaube, dieses Turnier hatte vor allem auf gesellschaftlicher Ebene großen Einfluss. Heute ist der Frauenfussball in den meisten Vereinen, Schulen, Universitäten und anderen Sportinstitutionen vollständig integriert und akzeptiert. Viele Mädchen und Frauen haben sich inzwischen für den Fussball entschieden. Die Integration der Frau in den Fussball ist inzwischen überall akzeptiert und zur Normalität geworden. Es gibt keine Hindernisse und Vorurteile mehr", versichert die gelernte Sportlehrerin stolz.

Der Nationaltrainerin ist sehr wohl bewusst, dass Chile erst am Anfang eines langen Prozesses steht, der nicht in unmittelbarer Zukunft Früchte tragen wird. Dennoch setzt sie ihre Arbeit fort und kann dabei auf immer mehr Mittel und Unterstützung zählen. Ihr Ziel ist es, für einen nachhaltigen Wandel zu sorgen.

2009 gab es keine offiziellen internationalen Wettbewerbe. Daher konzentrierten sich Marta Tejedor und ihre Mitstreiter auf die Arbeit mit den Mannschaften, die im nächsten Jahr an Wettbewerben teilnehmen werden. Dabei wurde im ganzen Land nach herausragenden Talenten gesucht. "Die Herausforderung für 2010 besteht darin, sich mit einer der Nationalmannschaften für eine Weltmeisterschaft zu qualifizieren", so Tejedor, die im Mai 2000 in Spanien ihre Ausbildung zur Nationaltrainerin mit maximaler Punktzahl abschloss.

Große SchritteIn den letzten beiden Jahren wurden im Frauenfussball große Fortschritte erzielt. "Auf Vereinsebene ist vor allem die Konsolidierung der Liga 'Primera División Femenina' zu nennen, die über immer mehr Altersklassen und Mannschaften verfügt. Außerdem ist die Teilnahme von Everton an der Copa Libertadores beachtlich, bei der der Klub den vierten Platz belegte. Kürzlich wurde zudem die Copa Chile ins Leben gerufen, an der Mannschaften aus dem gesamten Land teilnahmen", erklärt die Trainerin.

Aber natürlich gibt es immer noch Dinge, die verbessert werden müssen: "Die Ausbildung der jungen Fussballerinnen. In Chile gibt es für junge Mädchen noch immer sehr begrenzte Möglichkeiten. Um zur sportlichen Elite aufschließen zu können, müssen wir bereits mit Acht- oder Neunjährigen arbeiten."

Und wie soll der nächste Schritt nach vorn bewerkstelligt werden? "Wir müssen auf gesellschaftlicher Ebene eine größere Standardisierung erreichen. Das würde automatisch dazu führen, dass der Frauenfussball zu einem Massensport wird. Außerdem müssen wir die Vereine mit ins Boot nehmen und die Medien noch stärker einbinden", meint Tejedor.

Talente und ZieleEinige der größten Talente des lokalen Fussballs haben bereits in Ländern Aufmerksamkeit erregt, die in dieser Sportart stärker vertreten sind. Das ist beispielsweise bei Valentina Lefort und María José Rojas der Fall, die ein Stipendium an einer Universität in Kalifornien erhielten und derzeit dort studieren. Yessenia López von Everton wird im nächsten Jahr für Santos spielen.

Aber das immer hochklassigere lokale Turnier hat auch bereits Fussballerinnen aus dem Ausland angezogen. "Es ist sehr interessant zu beobachten, dass inzwischen Spielerinnen aus anderen lateinamerikanischen Ländern am chilenischen Wettbewerb teilnehmen. Dadurch wird unsere Liga attraktiver und hochklassiger", betont Tejedor.

2009 gab es in Lateinamerika außerdem die erste Auflage der Copa Libertadores für Frauen. Das dürfte für diese Sportart als großer Meilenstein zu werten sein. "Damit haben die nationalen Meisterschaften der einzelnen Länder ein Ziel vor Augen, das eine große Zusatzmotivation darstellt. Außerdem bietet das Turnier eine hervorragende Gelegenheit, den Entwicklungsstand auf dem Kontinent zu bewerten", so Tejedor.

Rosige Zukunft?"Meiner Meinung nach gibt es sechs Länder, die sich sehr stark weiterentwickelt haben und ganz oben anzusiedeln sind: Brasilien (den anderen weit voraus), Kolumbien, Paraguay, Chile, Argentinien und Ecuador. Viele verfügen über sehr junge Spielerinnen und damit über ein gutes Zukunftspotenzial", fügt sie hinzu.

Obwohl Sie bisher schon viel erreicht hat, verfolgt Marta Tejedor noch ehrgeizige Ziele: "Mein Traum ist es, mich mit der A-Nationalmannschaft für die Olympischen Spiele 2012 in London zu qualifizieren. Aber einmal abgesehen von rein sportlichen Zielen freut es mich ungemein, dass ich mein Möglichstes für eine Sache tun kann, mit der ich mich voll und ganz identifiziere: die Entwicklung des Frauenfussballs in Chile."