Freitag 07 August 2020, 18:55

Jung: "Ich werde kämpfen, um 2022 dabei zu sein"

  • Jung Wooyoung war beim Sieg der Republik Korea gegen Deutschland bei der FIFA Fussball-WM 2018 dabei

  • Der Mittelfeldspieler will mit seinem Klub Al Sadd die AFC Champions League gewinnen

  • Er ist sicher, dass Katar 2022 ein fantastisches Erlebnis für alle wird.

Die Republik Korea erlebte 2002 einen märchenhaften Fussballsommer, als das Land gemeinsam mit Japan die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ ausrichtete. Die Taeguk Warriors zeigten beeindruckende Leistungen und landeten schließlich auf dem vierten Platz. Das Turnier war ein Wendepunkt für unzählige Koreaner, die sich durch die Leistungen ihres Teams beeindrucken ließen und sich neue, ambitionierte Ziele für die Zukunft setzten. Am stärksten war der Einfluss der WM dabei auf junge Fussballer, die stärker denn je motiviert waren, in die Fußstapfen von Stars wie Ahn Junghwan und Lee Woonjae zu treten, um nur zwei zu nennen.

In der Stadt Ulsan fanden drei Endrundenspiele statt. Tausende Menschen strömten auch an anderen Tagen zum Stadion, das gleichzeitig als Fan-Zone diente, um ihr Nationalteam in Aktion zu sehen. Der damals erst 13-jährige Jung Wooyoung war mit seiner Familie dabei und erlebte mit, wie das Team bis ins Halbfinale stürmte. "Ich erinnere mich noch gut an diese unvergesslichen Momente. Wir haben sehr gut gespielt und ein großes Team nach dem anderen besiegt. Es war ein wunderbares Gefühl, diesen Siegeszug des Teams und den Einzug ins Halbfinale mitzuerleben. Diese Erlebnisse haben dafür gesorgt, dass ich den gleichen Weg einschlagen wollte", so Jung.

Allerdings hätte der heutige Star der Taeguk Warriors sich lange nicht träumen lassen, dass er selbst 16 Jahre später in Russland ebenfalls bei einer WM antreten würde. Im Gespräch mit FIFA.com sagte Jung: "Ich hätte zu Beginn meiner Karriere nie gedacht, dass ich einmal selbst bei einer WM spielen würde. Doch mit Beständigkeit und harter Arbeit habe ich mich immer weiter verbessert und mir schließlich meinen Platz im 23 Mann starken WM-Kader für Russland gesichert. Darauf bin ich ziemlich stolz."

In den ersten beiden Spielen wurde der defensive Mittelfeldmann jeweils eingewechselt, bevor er im letzten Gruppenspiel gegen Deutschland in der Startaufstellung stand. "Nach unseren Niederlagen gegen Schweden und Mexiko erwartete niemand, dass wir gegen Deutschland auch nur ein Unentschieden holen würden. Es war ein schweres Spiel gegen ein Team, das ununterbrochen angriff. Doch wir waren entschlossen, einen Sieg zu holen und unser harter Einsatz hat sich letztlich ausgezahlt", so Jung.

"Wir waren sehr glücklich über den Sieg gegen den Titelverteidiger, mit dem wir bewiesen haben, dass wir auch mit ganz großen Teams mithalten können. Natürlich hätten wir gern das Achtelfinale erreicht, doch in den ersten zwei Spielen war das Glück nicht auf unserer Seite. Wir waren unzufrieden mit unserem Ausscheiden nach der Gruppenphase und hatten erwartet, in der Heimat eher lauwarm begrüßt zu werden. Doch als wir das Flughafengebäude verließen, warteten Tausende Fans auf uns und dankten uns für unsere gute Leistung. Diese Wertschätzung der Fans war ein großartiges Gefühl", so Jung weiter.

Erfahrung und Ambition

Seitdem hat Jung zwei weitere Jahre Erfahrungen gesammelt und gehört auch in der Qualifikation für Katar 2022 weiterhin zum Kader der Republik Korea. Er hofft, gemeinsam mit dem Team die gute Bilanz ausbauen zu können: Seit Mexiko 1986 war die Republik Korea bei jeder WM-Endrunde dabei. "Ja, wir haben eine lange WM-Tradition und wollen dieses Erbe weiterführen. Die bisherigen Qualifikationsspiele waren ziemlich schwer. Unsere Gegner wollen uns den Platz bei der Endrunde verwehren. Derzeit liegen wir in unserer Gruppe nur auf dem zweiten Platz, aber wir haben auch ein Spiel weniger absolviert als alle anderen Teams. Außerdem haben wir noch drei Heimspiele [gegen Turkmenistan, Libanon und die DVR Korea]. Damit haben wir gute Chancen, die Gruppe zu gewinnen und die letzte Qualifikationsrunde zu erreichen", so Jungs Einschätzung.

Mit acht Punkten liegt die Republik Korea derzeit auf Platz zwei hinter Turkmenistan (9 Punkte), punktgleich mit Libanon. Die deutlich bessere Tordifferenz von 10:0 spricht ebenfalls für gute Chancen des Teams auf dem Weg zur WM in Katar.

Erfahrungen in Katar

Jung begann seine Profikarriere im Ausland und spielte von 2011 bis 2018 für verschiedene Klubs in Japan und der VR China. Dann schloss er sich dem Klub Al Sadd in Katar an, wo er nun bereits in der zweiten Saison spielt. Nach zwei Jahren in dem Land, das die nächste Auflage der WM ausrichtet, hat er sich bereits gut an das Leben am Persischen Golf gewöhnt. "Ich hätte nie gedacht, wie gut mir das Leben hier gefällt. Alle sind sehr freundlich. Das hat mir enorm geholfen, mich an das neue Umfeld zu gewöhnen. Ich freue mich auch, dass ich mehrere koreanische Restaurants in Katar gefunden habe. Aber ich mag auch die traditionellen katarischen Gerichte, die wir in den Trainingslagern gemeinsam mit unseren Teamkameraden essen. Ganz besonders gern esse ich Lammfleisch", so Jung mit einem breiten Lächeln.

Zwei der acht Stadien für Katar 2022 sind bereits eröffnet und Jung hat in beiden bereits gespielt. "Schon allein an den Stadien vorbeizufahren, ist ein wundervolles Erlebnis. Man verspürt sofort den Wunsch, darin zu spielen. Wir haben schon öfter im Khalifa International Stadium gespielt und auch im Al Janoub Stadium in Al Wakrah war ich schon. Einfach fantastisch. Ich kann mir gut vorstellen, wie sich die Spieler in zwei Jahren bei der WM fühlen werden. Ich hoffe, meine Topform halten zu können, um meinen Platz im Nationalteam zu verteidigen und bei diesem fantastischen Turnier dabei sein zu können."

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Jung hat Al Sadd zum Titelgewinn in der katarischen Stars League, beim Sheikh Jassim (Super) Cup und im katarischen Pokalwettbewerb verholfen. Das größte Ziel des Teams ist nun allerdings der Titel in der AFC Champions League. "Leider war das Glück auf kontinentaler Ebene nicht auf unserer Seite. Bei den letzten Auflagen sind wir jeweils im Halbfinale ausgeschieden. Nun wollen wir das Finale erreichen und die Trophäe holen. Ich denke, unsere Chancen haben sich verbessert, seit bestätigt wurde, dass wir unsere verbleibenden Spiele in Doha austragen können und nicht reisen müssen. Wir sind fest entschlossen, wieder in die Erfolgsspur einzubiegen", so Jung.

Jung empfindet es als großes Glück, dass er bei Al Sadd die Kabine mit dem legendären Spanier Xavi Hernandez teilen konnte, der mittlerweile Trainer des Teams ist. "Ich erinnere mich noch, dass ich ihn schon 2002 bei der WM gesehen habe. Für mich ist er immer noch einer der größten Stars vom FC Barcelona und Spaniens. Er hatte eine herausragende Karriere. Es war fantastisch, bei Al Sadd an seiner Seite zu spielen. Ich habe viel von ihm gelernt. Er ist ein großartiger Mensch und hat eine tolle Zukunft als Trainer vor sich", so Jung abschließend.