In den peruanischen Anden finden sich einige der am schwersten zu bezwingenden Berge außerhalb Asiens. Und auch die peruanische Nationalmannschaft hatte vor zehn Monaten einen nahezu unbezwingbar scheinenden Berg zu erklimmen.

Nach den ersten fünf Spieltagen der WM-Qualifikation lag Peru mit nur einem einzigen Punkt abgeschlagen auf dem letzten Platz. Die Schützlinge von Ricardo Gareca brauchten schon ein sehr großes Fussballwunder, um es noch nach Katar 2022 zu schaffen.

Jetzt benötigen sie nur noch einen weiteren Sieg in einem interkontinentalen Playoff gegen die Vereinigten Arabischen Emirate oder Australien. Das von Christian Cueva beflügelte peruanische Team vollendete die Trendwende auf Kosten von Kolumbien und Chile. Der Sieg Kolumbiens war letztlich ohne Bedeutung.

Ein denkwürdiger Abend war es auch für die neu formierte Seleção, die sich mit einem klaren Sieg den ersten Platz sicherte und damit dem Erzrivalen Argentinien den Rekord stahl, sowie für Luis Suárez, der mit seinem Treffer seinen Freund Lionel Messi überholte und sich auf Platz eins der ewigen Torschützenliste der Südamerika-Qualifikation setzte.

Bolivien 0:4 Brasilien Chile 0:2 Uruguay Ecuador 1:1 Argentinien Peru 2:0 Paraguay Venezuela 0:1 Kolumbien

Interkontinentales Playoff 13. oder 14. Juni in Doha Vereinigte Arabische Emirate/Australien - Peru

Noch vor Kurzem war der Druck in Peru groß, Ricardo Gareca, den Mann, der mit dem Team die erste WM-Qualifikation seit 36 Jahren geschafft hatte, in die Wüste zu schicken. Doch mehrere hochrangige Spieler sprachen sich für "El Tigre" aus, und die Verantwortlichen entschieden sich letztlich gegen seine Entlassung. Diese Entscheidung hat sich am Ende ausgezahlt.

Entscheidend für den Einzug in die interkontinentalen Playoffs war Gianluca Lapadula, ein erfahrener in Turin geborener Stürmer, der noch davon träumte, mit Italien an der FIFA Fussball-WM Katar 2022™ teilzunehmen, als Peru ihn vor einigen Jahren erstmals kontaktierte.

Es gelang Gareca, Lapadula zum Tragen des peruanischen Nationaltrikots zu überreden. Diese Entscheidung wird der 32-Jährige nicht bereuen. Denn während Italien sich nach dem Scheitern in der WM-Qualifikation die Wunden leckt, ist Lapadula, der in den letzten sechs Qualifikationsspielen drei wichtige Tore erzielt hat, nur noch einen Schritt von seiner ersten WM-Teilnahme entfernt.

Tite ließ in La Paz eine experimentelle Mannschaft auflaufen, und die mitreißende Leistung seiner Schützlinge wird ihm durchaus zu denken geben, wenn er seine erste brasilianische Elf für Katar zusammenstellt. Bruno Guimarães, Lucas Paquetá, Antony und Richarlison waren nicht zu bremsen, und der eingewechselte Gabriel Martinelli ließ sein ganzes Talent aufblitzen. 

Zwei Traumtore - das erste ein herrlicher Fallrückzieher von Luis Suárez – sicherten Uruguay den Sieg in Chile und damit den dritten Platz, während der Erfolg Kolumbiens in Caracas dank eines von James Rodríguez verwandelten Elfmeters nicht ausreichte, um Peru vom Playoff-Platz zu verdrängen. Eine katastrophale Serie von sieben Spielen ohne Torerfolg wurde den Cafeteros zum Verhängnis.

Argentinien kassierte zwar kurz vor Schluss den Ausgleichstreffer, doch für Julián Álvarez war es dennoch ein erfolgreicher Abend. Der 22-Jährige, der bei Manchester City unter Vertrag steht, erzielte sein erstes Länderspieltor. Trainer Scaloni hat im Hinblick auf das Weltturnier im November und Dezember eine ganze Reihe erstklassiger Stürmer zur Auswahl.

45 Mit dem Sieg in La Paz erhöht Brasilien seine Ausbeute auf 45 von 51 möglichen Punkten. So viele Punkte hat noch nie ein Land in einer Südamerika-Qualifikation geholt. Tites Team knackte den Rekord von Argentinien, das in der Qualifikation für die FIFA Fussball-WM Korea/Japan 2002™ mit Spielern wie Ariel Ortega, Claudio López, Hernán Crespo und Gabriel Batistuta 43 Punkte geholt hatte.

31 Argentinien ist seit 31 Spielen in Folge in den verschiedenen Wettbewerben ungeschlagen und hat damit den nationalen Rekord aus den Jahren 1991 bis 1993 eingestellt. Nur drei Länder haben noch längere ungeschlagene Serien geschafft, nämlich Spanien (35 Spiele von 2007 bis 2009), Brasilien (35 von 1993 bis 1996) und Italien (37 von 2018 bis 2021).

19 So viele Jahre sind vergangen, seit Carlos Gamarra in einem WM-Qualifikationsspiel in Peru das letzte Tor für Paraguay erzielte. Besonders besorgniserregend ist, dass die Albirroja seit mehr als elfeinhalb Stunden kein Auswärtstor mehr in WM-Qualifikationsspielen erzielt hat – das letzte durch einen Elfmeter von Ángel Romero in Argentinien. 0 Noch nie hat eine Nation, die weniger als zwei Punkte aus den ersten drei Runden der Südamerika-Qualifikation geholt hatte, es dann noch zur WM-Endrunde geschafft. Gelingt dies nun Peru, dem 28. Team, in dieser Situation?

Als nach der Halbzeitpause im Estádio Nacional die Hymne "Contigo Perú" (Mit dir, Peru) ertönte, die für die Qualifikation für Argentinien 1978 geschrieben wurde, brüllte Lapadula die Worte unter Tränen heraus.