Dienstag 12 Mai 2020, 19:32

Mauretanien steigert sich unter Trainer Martins 

  • Corentin Martins ist seit sechs Jahren Nationaltrainer Mauretaniens

  • Er führte Al-Murabitun zum Debüt beim CAF Afrikanischen Nationen-Pokal

  • Der Franzose träumt mit seinem Team von Katar 2022

Corentin Martins steht bereits seit 2014 am Ruder der Nationalmannschaft Mauretaniens. Eine so lange Amtszeit ist für einen Trainer im afrikanischen Fussball äußerst ungewöhnlich. Doch das Festhalten des Verbands an dem Franzosen zahlt sich nun dank seiner realistischen langfristigen Ziele aus.

In einem Interview mit FIFA.com sagte der Ex-Mittelfeldspieler von AJ Auxerre: "Nachdem mein Engagement beim französischen Klub Brest beendet war, suchte ich nach einer neuen Herausforderung. Dann flatterte mir das Angebot aus Mauretanien ins Haus. Als erstes fiel mir auf, wie technisch beschlagen die Spieler sind. Ich habe mir zahlreiche Spiele der nationalen Liga angesehen und war beeindruckt von dem Talent."

Martins hat den mauretanischen Fussball revolutioniert, indem er einheimische Spieler so weit verbesserte, dass sie im Ausland spielen konnten und dann als Profis zurückkehrten, um ihr Land zu repräsentieren.

Zu diesem Prozess sagt Martins: "Da Mauretanien keine Legionäre in Frankreich oder einem anderen europäischen Land hatte, stellte ich anfänglich meinen Kader vornehmlich aus einheimischen Spielern zusammen. Zu Beginn waren nur sieben Akteure dabei, die in einem anderen Land spielten. Jetzt ist das Verhältnis genau andersherum." Ich habe 16 im Ausland aktive Spieler und sechs aus der einheimischen Liga. Das zeigt, wie sehr sie sich verbessert haben."

Niemand würde bestreiten, dass Mauretanien technisch begabte Spieler hervorbringen kann. Früher allerdings stand sich das Team durch den Mangel an Selbstvertrauen oft selbst im Weg. "Als ich in diesem Job anfing, wusste ich, dass das Team keine guten Ergebnisse geholt hatte. Wir haben daher einen graduellen Ansatz gewählt und immer nur bis zum nächsten Spiel gedacht. Wir mussten den Spielern, die über großes Potenzial verfügen, erst Selbstvertrauen vermitteln und ihnen helfen, die Furcht vor den Gegnern abzulegen", so Martins. "Dank einiger guter Ergebnisse und Siege begannen die Spieler dann, mehr Selbstvertrauen zu zeigen. Vor sechs Jahren konnte man vor den Spielen noch die Furcht in ihren Augen sehen. Doch diese Furcht haben sie längst überwunden. Heute sieht das schon ganz anders aus und sie gehen mit einem festen Siegeswillen aufs Feld", fügte er hinzu.

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Historischer Erfolg

Der November 2018 war ein historischer Monat für Mauretanien. Damals hatte man in Nouakchott das Team aus Botsuana zu Gast und brauchte einen Sieg, um sich erstmals für den CAF Afrikanischen Nationen-Pokal zu qualifizieren. Zwar geriet das Team schon in der vierten Minute in Rückstand, doch in der 19. Minute gelang Moctar Sidi El Hacen der Ausgleich für die Gastgeber. In der 84. Minute erzielte Diakite dann den Siegtreffer und machte den Tag damit für das nordafrikanische Land zu einem historischen Datum.

Martins meint zu dieser Leistung: "Dieser Monat wird uns für immer im Gedächtnis bleiben. Was wir an diesem Tag erlebt haben, war einfach unglaublich. Es war der schönste Moment meiner Karriere. Die unbändige Freude der Spieler und des Stabs und die Jubelstürme der jungen und alten Fans auf den Tribünen machten uns sehr stolz auf das, was wir vollbracht hatten."

Bei der Afrikameisterschaft schieden Al-Murabitun dann zwar in der ersten Runde aus, schlugen sich aber dennoch durchaus achtbar. "Nach dem ersten Spiel waren wir etwas enttäuscht, zumal wir eine halbe Stunde ohne Gegentor geblieben waren. Doch unser Gegner war Mali, ein sehr starkes Team. Danach folgte ein Unentschieden gegen Angola. In unserem letzten Gruppenspiel gegen Tunesien waren wir eigentlich ziemlich gut und hätten sogar fast gewonnen. Wir haben viele Chancen herausgespielt, sie aber leider nicht nutzen können. Dennoch bleibt unser Debüt bei der Endrunde eine tolle Erinnerung. Jetzt wollen wir es auch zur nächsten Turnierauflage schaffen", so der Trainer.

Der große Traum von Katar 2022

Martins und seine Schützlinge konzentrieren sich jetzt voll auf die WM-Qualifikation. Hier steht man in einer recht ausgeglichenen Gruppe mit Tunesien, Sambia und Äquatorial-Guinea.

Zu den bevorstehenden Aufgaben meint der 50-jährige Franzose: "Wir kennen Tunesien sehr gut und wissen, dass es ein schwerer Gegner ist. Die Tunesier haben hochklassige Spieler in ihren Reihen und waren bei der jüngsten WM-Auflage dabei. Äquatorial-Guinea kann man am ehesten mit uns vergleichen. Auch dieses Team will für eine Überraschung sorgen. Sambia wiederum hat ebenfalls eine starke Mannschaft, die schon sehr gute Resultate geholt hat. Das Land hat sogar einen afrikanischen Titel gewonnen. Es wird eine schwere Aufgabe, aber wir glauben an unsere Chancen und wollen das bis zum Ende tun."

Dennoch sieht auch Martins die Tunesier als Favoriten. "Obwohl die Gruppe recht ausgeglichen ist, muss man wohl Tunesien als Favorit für die Qualifikation sehen. Doch wir werden sehen, wie sich die anderen Spiele entwickeln. Wir haben in den vergangenen fünf Jahren mindestens fünf Mal gegen Tunesien gespielt, das letzte Mal bei der Afrikameisterschaft. Wir werden uns jedenfalls optimal vorbereiten und hoffen, erneut einen solch magischen Erfolgsmoment zu erleben."

Nachdem er Al-Murabitun zur ersten kontinentalen Endrunde geführt hat, hegt Martins nun also auch WM-Ambitionen, wie er uns zum Abschluss des Interviews verriet. "Natürlich träumt jeder Nationaltrainer von der Weltmeisterschaft. Ich will dieses Ziel mit Mauretanien erreichen. Aber wir werden auch hier jeweils auf das nächste Spiel schauen und dabei unser Bestes geben, um gute Resultate zu holen und an die Spitze der Gruppe zu gelangen. Ich jedenfalls träume den Traum von Katar 2022."