Montag 04 April 2022, 08:48

Als "El Loco" seinem Namen alle Ehre machte

  • Das bevorstehende Duell zwischen Uruguay und Ghana bei der WM in Katar lässt Erinnerungen an das packende Viertelfinale von 2010 wach werden

  • Sebastian Abreu schoss Uruguay mit seinem frechen 'Panenka'-Elfmeter ins Halbfinale

  • Lugano: "Er ist ebenso verrückt wie intelligent"

Dies war einer der denkwürdigsten Elfmeter in der Geschichte der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™.

Auf Sebastian Abreu lastete die enorme Verantwortung, Uruguay erstmals seit vier Jahrzehnten wieder ins WM-Halbfinale zu bringen. Doch auch für Ghana wäre der Halbfinaleinzug ein historischer Erfolg gewesen, und ganz Afrika stand vereint hinter den Black Stars. Die überwältigende Mehrheit des geradezu unerträglich lauten Publikums in Soccer City wünschte sich, dass El Loco verschoss.

Unzählige Spieler hielten in einer ähnlichen Situation dem Druck nicht stand und mindestens ebenso viele entschieden sich für die 'sichere' Option, den Ball flach in eine der beiden Ecken zu jagen. Doch Abreu entschied sich für einen sehr viel unkonventionelleren Weg. Unbeeindruckt von dem ohrenbetäubenden Lärm der Vuvuzelas verwandelte der Uruguayer seinen Schuss mit einem frechen Heber mitten ins Tor.

Abreu nahm mit diesem außergewöhnlichen Schuss ein enormes Risiko auf sich. Wäre der Ball nicht im Netz gelandet, hätte er sich den Zorn einer ganzen Nation zugezogen und wie ein Tölpel gewirkt. Doch es war typisch für ihn, dass er sich dennoch so entschied, wie auch seine Teamkameraden bestätigten.

"Wir sind an seine Verrücktheiten schon gewöhnt, denn das war nicht das erste Mal, dass er so etwas gemacht hat", sagte Uruguays Kapitän Diego Lugano. "Er ist ebenso verrückt wie intelligent. Er studiert die Gegner und Torhüter sehr genau. Er ist kühn und clever."

El Loco selbst allerdings wollte nichts von einer 'Verrücktheit' wissen und verwies darauf, dass es vier Jahre zuvor einen ganz ähnlichen Panenka-Elfmeter gegeben hatte. "Welches Adjektiv wurde für Zidanes Elfmeter (im Finale von 2006) benutzt? Verrückt? Nein, damals hieß es 'magisch'. Warum also nicht auch bei Abreu?", so seine Frage.

"Außerdem", fügte er in einem Interview mit FIFA.com hinzu, "hatte ich den Torhüter genau beobachtet und bemerkt, dass er sich schon in eine Ecke warf, noch bevor der Spieler den Ball traf. Da es bei diesem Elfmeter um den Einzug in Halbfinale ging, dachte ich, dass er auch dieses Mal kaum stehen bleiben würde. Allein schon vor lauter Adrenalin würde er sich in eine Ecke werfen. Ich habe jedenfalls mit großer Zuversicht geschossen."

Und mit Erfolg. Abreus keineswegs verrückte Beurteilung der Situation und seine richtige Einschätzung des gegnerischen Torhüters Richard Kingson führten jedenfalls dazu, dass er nach der Partie auch von seinem Trainer in höchsten Tönen gelobt wurde.

"Ich würde nicht sagen, dass es eine Verrücktheit war", so Oscar Tabárez. "Für mich zeigt dies seine große Klasse, seine Stärke. Seine Kritiker hätten nicht den Mut gehabt, dasselbe zu machen."