Donnerstag 01 März 2018, 13:03

Park: "Es gibt immer noch eine Kluft zwischen asiatischen Teams und den Besten"

  • Park Jisung traf bei drei FIFA WM-Endrunden. 2002 erreichte er das Halbfinale

  • Bei ManUnited sammelte er so viele Titel wie kaum ein Asiate vor ihm

  • Park über Russland 2018 und seine Rolle als FIFA-Legende

Park Jisung weiß sehr genau, welchen Stellenwert die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ hat. Trotz aller Erfolge im europäischen Klubfussball steht für den legendären Koreaner fest, dass er die glücklichsten Momente seiner Karriere während der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ 2002 in seinem Heimatland erlebte und dass dieses Turnier der stolzeste Moment seiner Karriere war. Im Gespräch mit FIFA.com sagte Park: "Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie viel mir diese Weltmeisterschaft bedeutet hat."

Park gehörte zu den Schlüsselspielern der Taeguk Warriors, die 2002 bis ins Halbfinale vorstießen. Er erzielte im letzten Gruppenspiel gegen Portugal den Siegtreffer, der seinem Team den erstmaligen Einzug in die K.o.-Runde bescherte. Guus Hiddink, der damalige Trainer der Republik Korea, war derart begeistert von dem unermüdlichen Mittelfeldspieler, dass er ihn nach der WM zum PSV Eindhoven holte. "Das war der Wendepunkt in meinem Leben", so Park.

Der damals erst 22-Jährige nutzte die Chancen, die ihm der europäische Fussball bot, auf perfekte Weise. Er zeigte in Eindhoven starke Leistungen und schaffte es mit dem Team bis ins Halbfinale der UEFA Champions League. Damit weckte er unter anderem das Interesse von Sir Alex Ferguson, der ihn aus den Niederlanden zu Manchester United holte. Im Old Trafford wurde Park dann zu einem der erfolgreichsten asiatischen Spieler aller Zeiten. Er gewann vier Mal den Titel in der Premier League, bestritt als erster Asiate ein UEFA Champions League-Finale und gewann die FIFA Klub-Weltmeisterschaft.

Park spielte noch bei zwei weiteren WM-Endrunden für sein Land, wobei die Südkoreaner allerdings nicht mehr an die Erfolge seines Debüt-Turniers 2002 anknüpfen konnten. Angesichts dieser Erfahrungen und der schwachen Auftritte asiatischer Teams bei den jüngsten WM-Auflagen hat Park indes mit Blick auf Russland 2018 nur bescheidene Erwartungen.

FIFA.com: Ist für die Republik Korea das Überstehen der Gruppenphase in Russland das wichtigste Ziel? Park Jisung: Ja, ich denke schon. Es gibt immer noch eine Kluft zwischen asiatischen Teams und den Mannschaften an der Weltspitze. Daher können wir wohl kaum das Halbfinale anpeilen. Unser vorrangiges Ziel ist also das Überstehen der Gruppenphase. Die meisten asiatischen Teams waren bei der Auslosung in Lostopf 4. Das zeigt ja deutlich, dass wir im Vergleich zu den anderen immer noch ein recht schwacher Kontinent sind. Es wird also schwer, die Gruppenphase zu überstehen. Dafür brauchen wir die volle Konzentration. Das wird für alle asiatischen Teams das große Ziel sein.

Erzählen Sie uns etwas über Ki Sungyeung und Son Heungmin. Sind die beiden derzeit die wichtigsten Spieler der Republik Korea? Ich denke, das kann man so sagen. Die beiden sind sehr wichtig für unser Team. Beide waren schon bei einer WM dabei und haben dabei die wertvolle Erfahrung gemacht, gegen die besten Spieler anzutreten. Das kommt ihnen selbst zugute und erlaubt ihnen, die Erfahrung an die anderen Spieler weiterzugeben.

Viele Spieler sind jetzt im Ausland aktiv. Hilft das der Mannschaft der Republik Korea? Ich denke ja. Wir können uns nicht mehr so auf die WM vorbereiten, wie es 2002 möglich war. Damals spielten die meisten Spieler in Korea und wir konnten problemlos zu Trainingslagern zusammenkommen. Das geht heute nicht mehr, weil die meisten unserer Nationalspieler im Ausland spielen und wir bei den Trainingsdaten und Vorbereitungsspielen an die feststehenden Vorgaben der FIFA gebunden sind. Weil die gemeinsame Trainingszeit also sehr begrenzt ist, ist es umso wichtiger, dass die Spieler ihre Erfahrungen im Ausland sammeln, wo sie gegen sehr starke Teams und Spieler antreten. Das führt zu einem verbesserten Niveau in der Nationalmannschaft. Daher habe ich südkoreanische Spieler schon immer ermutigt, ins Ausland zu gehen, insbesondere nach Europa, wo sie Fussball auf höchstem Niveau erleben und sich steigern können.

Welche Teams sehen Sie bei der bevorstehenden WM als Titelfavoriten? Brasilien hat sehr starke Leistungen gezeigt und auch Deutschland ist enorm stark. Trotzdem ist die Frage gerade bei diesem Turnier nicht leicht zu beantworten. Ich denke, es wir ein sehr spannendes Turnier, weil es nicht leicht fällt, einen eindeutigen Favoriten auszumachen.

Was erwarten Sie von Russland als Gastgeber?  Jedes Land hat wohl seine ganz eigene Weise, sich bei der WM zu präsentieren. Es wird bestimmt interessant, zu sehen, was die Russen zeigen werden und worauf sich sich konzentrieren. Bei jeder Weltmeisterschaft gibt es einzigartige Momente und einzigartige Ereignisse. Ich war schon zum Finale der Champions League in Russland. Die Atmosphäre und das gesamte Umfeld waren toll. Ich bin sicher, die Russen werden auch die WM hervorragend organisieren.

Sie haben ja ihre Erinnerungen an Moskau und das Luschniki-Stadion schon angesprochen. Sie waren mit Manchester United hier, als das Team die Champions League gewann. Ja. Allerdings sind meine Erinnerungen an dieses Spiel nicht die besten, weil ich nicht zum Einsatz kam [Ferguson sagte später, er bedauere, Park nicht eingesetzt zu haben]. Aber mein Team hat die Champions League gewonnen und das wurde natürlich ausgiebig gefeiert. Ich kann mich noch gut an das Stadion und die Atmosphäre erinnern und freue mich schon darauf, zu sehen, was sich alles verändert hat und wie die Atmosphäre jetzt sein wird.

Es wird viel über den Einsatz von Technologie bei dieser WM gesprochen. Was halten Sie von der Nutzung von Technologie im Fussball? Die Technologie ist einfach überall auf der Welt präsent und auch in jedem Sport. Der Fussball kann sich dieser Entwicklung nicht verschließen. Ich denke, wir sollten Technologie einsetzen. Die wichtigste Frage ist allerdings, wie wir das tun. Wir müssen gut darüber nachdenken und herausfinden, welche Möglichkeiten für den Fussball am besten geeignet sind.

Eine letzte Frage noch: Sie gehören zu den FIFA-Legenden. Können Sie uns erzählen, was das genau bedeutet und warum Sie dabei sind? Ich denke, es ist sehr wichtig, dass ehemalige Spieler eingebunden werden, denn wir verfügen über die Erfahrungen aus unserer gesamten Karriere. Und weil die Fans genau verfolgen, was die Spieler machen, können wir die Fans auch beeinflussen. Fussball ist nicht nur für die Spieler da – er ist für jeden, der Fussball liebt. Wenn also ehemalige Spieler bei FIFA-Turnieren eingebunden sind, dann können sie die Fans und auch die aktiven Spieler beeinflussen. Damit entsteht eine weitere Bindung zwischen den Fans und dem Fussball.