Samstag 20 Mai 2017, 18:56

England lässt Fluch dank Dowell hinter sich

"Gut Ding will Weile haben" – Diese zeitlose Weisheit fällt einem unweigerlich ein, wenn man die Geschicke der englischen U-20-Auswahl auf der Weltbühne verfolgt. 20 Jahre und fünf FIFA U-20-Weltmeisterschaften gingen ins Land, in denen die jungen Engländer nicht mehr als eine Handvoll Punkte sammeln konnten. In der Spalte "Siege" stand dabei stets eine demoralisierende Null.

Bei ihrem ersten Spiel in der Republik Korea haben die Young Lions nun diese beispiellose Negativserie endlich durchbrochen – und das auf überaus beeindruckende Weise. Sie fuhren einen überzeugenden 3:0-Sieg ein und sicherten sich damit erstmals seit 20 Jahren wieder drei Punkte, und zwar ausgerechnet gegen den Erzrivalen Argentinien.

Kurioserweise hatte die Serie von 17 Spielen ohne Sieg bei FIFA U-20-Weltmeisterschaften ausgerechnet gegen die Albiceleste begonnen, nämlich im Achtelfinale 1997.

"Argentinien hatte damals eine herausragende Mannschaft", sagte Michael Owen im Gespräch mit FIFA.com im Rückblick auf die 1:2-Niederlage in Malaysia. "Ich erinnere mich noch, dass Riquelme und Aimar ganz besonders beeindruckend spielten – und jeder weiß ja, was für Karrieren diese Jungs später gemacht haben."

Ob einige der heute aktiven Südamerikaner eine ähnliche Karriere machen werden, wissen wir noch nicht. Auf Seiten der Engländer allerdings waren gleich mehrere Talente zu sehen, denen durchaus große Erfolge zuzutrauen sind. Einer von ihnen ist Kieran Dowell vom FC Everton, der noch nicht einmal geboren war, als sich die Engländer am 23. Juni 1997 durch Michael Owens Treffer zum 1:0-Sieg gegen Mexiko ihren vorerst letzten Erfolg sicherten.

Dowell war direkt an der Entstehung der beiden ersten Tore für England beteiligt. Dass er damit maßgeblich das Ende einer außerordentlichen schwarzen Serie herbeiführte, war ihm beim Schlusspfiff noch gar nicht richtig bewusst. "Selbst wenn wir das gewusst hätten – viele Gedanken hätten wir daran nicht verschwendet", meinte er, nachdem FIFA.com ihn über die historische Tragweite des Sieges aufgeklärt hatte.

"Es geht uns nur darum, bei diesem Turnier zu siegen. Erfolge und Misserfolge von früher spielen dabei keine Rolle. Es geht um unsere Altersgruppe und um unser Abschneiden in diesem Jahr."

Die Engländer unterstrichen ihre Ambitionen eindrucksvoll. Dominic Calvert-Lewin, Teamkamerad von Dowell bei den Toffees, brachte die Young Lions mit einem Flugkopfball in Führung. Kurz nach der Pause legte Adam Armstrong das 2:0 nach. "Wir sind auf und abseits des Platzes gute Freunde. Ich wusste, dass er dort am zweiten Pfosten lauern würde", so Dowell über seine Vorarbeit zu Calvert-Lewins Tor.

"Wir sprechen sehr viel miteinander und kennen unsere Stärken. Daher wusste ich, dass er zur Stelle sein würde. Zum Glück hat er den Ball erreicht. Armstrong wiederum zeigte einen tollen Vorstoß über die Seite. Ich musste ihn nur noch in Szene setzen."

Für die Engländer steht als nächstes das Spiel gegen Guinea auf dem Programm. Die Afrikaner verloren ihr erstes Spiel mit 0:3 und wollen nun unbedingt mit einem Sieg ihr Schicksal wieder selbst in die Hand nehmen. Dowells kurze Zusammenfassung der aktuellen Situation seines Teams war präzise und prägnant: "Kein Tor kassiert, drei Tore erzielt – es sieht gut aus."

Die englischen Fans hoffen nun, dass sie nicht bis 2037 warten müssen, bis ihr Team die nächsten drei Punkte holt.