Donnerstag 06 Juni 2019, 10:17

Turnier-Eindrücke der Scouts

  • Die FIFA U-20-WM dient den besten Talenten als Schaubühne

  • 155 Scouts bei der WM 2019 in Polen akkreditiert

  • Drei Fachleute teilen ihre Eindrücke mit uns

Die Teilnahme an einer FIFA U-20-Weltmeisterschaft bietet jungen Talenten eine einmalige Gelegenheit, ihr Können auf internationaler Bühne unter Beweis zu stellen und bei einem großen Turnier auf sich aufmerksam zu machen. Viele Augen sind auf die Stars der Zukunft gerichtet – einen ganz besonderen Blick haben dabei die Scouts. Im Auftrag der großen Profiklubs halten sie nach den Rohdiamanten Ausschau, die eines Tages in die Fußstapfen von Diego Maradona, Lionel Messi oder Paul Pogba treten könnten. Oder sie suchen einfach nur nach guten Spielern, denen sie in den nächsten Jahren eine ansprechende Entwicklung zutrauen.

Vor den anstehenden Viertelfinals hat sich FIFA.com mit drei Scouts unterhalten, die sich in Polen auf die Suche nach den besten Talenten begeben haben. Dabei geben sie Einblicke in ihre wohl gehüteten Notizbücher und äußern sich ganz allgemein zum bisherigen Turnierverlauf.

Gabriel Ruiz (Leeds United): Fokus auf Italien und Südamerika

Insgesamt haben mich die Spieler aus Ecuador, Italien und Uruguay beeindruckt. Italiens Torhüter Alessandro Plizzari zeigt sehr starke Leistungen, genauso die Verteidiger Davide Bettella und Raoul Bellanova. Gianluca Scamacca hat zwar noch kein Tor erzielt, aber hervorragende Spiele abgeliefert. Bei Uruguay hat mich Nicolas Acevedo überzeugt und vor allem Brian Rodriguez, der meiner Meinung nach vor einer großen Zukunft steht.

Ecuadors Mittelfeld ist mit Alexander Alvarado und Jordan Rezabala ebenfalls sehr gut aufgestellt. Bei den USA haben Mittelfeldspieler Alex Mendez und Sebastian Soto sehr gute Leistungen gezeigt. Selbst bei Neuseeland habe ich viel Interessantes gesehen – insbesondere Linksverteidiger Liberato Cacace hat mir gefallen.

Bei Kolumbien sind mir Luis Sinisterra und Ivan Angulo besonders im Gedächtnis geblieben. Die Franzosen Moussa Diaby und Amine Gouiri haben einmal mehr gezeigt, dass ihnen eine rosige Zukunft blüht.

Bartosz Barnaś (Willem II): Entdeckungen außerhalb Europas

Das Niveau des Turniers ist wirklich sehr hoch. Angenehm überrascht haben mich die außereuropäischen Teams, die in meinem Arbeitsalltag sonst nicht unbedingt im Mittelpunkt stehen. Von den afrikanischen Mannschaften haben mich Mali und der Senegal sehr beeindruckt. Das Gleiche gilt für einige Teams aus Südamerika. Auch Neuseeland hat exzellente Arbeit geleistet.

Ich verfolge schon seit langem die Entwicklung von Argentiniens Ezequiel Barco und Portugals Jota. Das beste Spiel dieses Turniers bisher? Es gab viele tolle Partien, doch die Begegnung zwischen Argentinien und Mali hat mich aufgrund ihrer Dramatik und Emotionen besonders begeistert. Ich möchte betonen, welch wunderbare Atmosphäre hier in Polen herrscht. Die Zuschauer begegnen allen Mannschaften sehr freundlich und sorgen für positive Unterstützung.

155

Ibrahim Ba (AC Mailand): Schweigen ist Gold

Bei diesem Turnier sind mir schon viele Spieler ins Auge gefallen. Es ist eine sehr gute Weltmeisterschaft. Am Ende ist es so, dass es sechs oder sieben sehr gute Spieler pro Team gibt, der Rest ist eher Durchschnitt. Eine Mannschaft mit elf herausragenden Spielern ist sehr selten. Bei meiner Arbeit geht es nicht darum, diesen oder jenen Spieler in den öffentlichen Mittelpunkt zu rücken. Das Wichtigste ist, dass wir vor allem immer den Klub des Spielers informieren – dann liegt es an den Verantwortlichen, ob ein Kontakt zustande kommt. Wenn ich sagen würde, dass sich der AC Mailand für einen bestimmten Spieler interessiert, würde dies nur den Preis nach oben schrauben.

Ich kann jedoch sagen, dass ich viele interessante Dinge bei Mannschaften gesehen habe, über die man sonst eher weniger spricht – Südkorea und Japan zum Beispiel. Die meisten Augen sind ja auf Schwergewichte wie Portugal, Frankreich, Italien oder Argentinien gerichtet. Doch es gibt auch asiatische Spieler, die für Europa durchaus interessant sein könnten.