Samstag 07 August 2021, 21:20

Vallejo: "Wir wollten Gold – können aber auf Silber sehr stolz sein"

• Spaniens Enttäuschung über das verlorene Finale dürfte bald dem Stolz weichen • Brasiliens Konter nie ganz in den Griff zu kriegen • In der Verlängerung entwischte Malcolm Jesus Vallejo und erzielte den Siegtreffer Am Ende hat es nicht ganz gereicht für Spanien und das zweite Gold nach 1992. Dabei hatte die Partie gut angefangen für die Iberer, das sporadische brasilianische Angriffspressing zu Beginn bereitete keine Probleme und selbst schien man in den Spielrhythmus zu kommen. Dann allerdings nahmen die Dinge einen anderen Verlauf: Zuerst gab es Strafstoß für die Brasilianer, den Richarlison noch in den Nachthimmel von Yokohama jagte, doch dann führte eine Unkonzentriertheit in der spanischen Defensive zum ersten Gegentreffer direkt vor der Pause.

In der Folge tat sich das Problem auf, das vor dem Anstoß schon befürchtet worden war – es war wahnsinnig schwierig, die schnellen brasilianischen Spitzen zu kontrollieren und in den ersten Minuten nach Wiederanpfiff entwischten diese den spanischen Abwehrspielern immer wieder und hätten zu diesem Zeitpunkt schon auf 2:0 erhöhen können, ehe Spanien doch egalisierte.

"Es ist eine Schande, dass wir nach unserem Ausgleich nicht das zweite Tor gemacht haben, wir hatten die Chancen dazu", sagte Spaniens Schlussmann Unai Simon und dachte dabei sicher an die beiden Lattentreffer in der Schlussphase. "Silber ist ein bisschen bitter, denn wir sehen die Brasilianer mit der Goldmedaille und das hätten wir sein können. Aber diese Generation wird noch von sich reden machen."

Als es in die Verlängerung ging, wechselte Spaniens Coach Luis de la Fuente beide Außenverteidiger aus – für die rechte Seite kam der etatmäßige Innenverteidiger Jesus Vallejo in Partie. "Ich spiele quasi jedes Spiel mit der Nationalmannschaft dort, auch bei Granada war das so. Man muss da spielen, wo dich der Trainer hinstellt. Manchmal geht das besser, wie gegen Japan, manchmal schlechter, wie heute", so der 24-Jährige.

FIFA COVERAGE - Brazil v Spain: Gold Medal Match Men's Football - Olympics: Day 15

Sicher war es die Idee, mit diesen Wechseln den schnellen Gegenstößen der Südamerikaner etwas entgegenzusetzen. An diesem Abend aber, in der 108. Minute, zog Vallejo gegen Malcom entscheidend den Kürzeren: "Sein Tor kommt nach einer Ecke, sie holen sich den Ball, dann kontern sie uns aus. Malcolm hat sich im Zweikampf gegen mich durchgesetzt. Vielleicht wäre ein Elfmeterschießen am gerechtesten gewesen. Heute hat uns der Fussball nicht für das belohnt, was wir investiert haben."

Vallejo stellt aber die spanische Spielweise nicht grundsätzlich in Frage, sagte gegenüber FIFA.com: "Sie haben viele, sehr schnelle Spieler. Wir haben unsere Spielstil durchgezogen und müssen daraus lernen. Wenn wir als Verteidiger den Ball haben, müssen wir immer sehr konzentriert sein und schon an die Folgeaktion denken. Wir spielen sehr hoch und müssen daher viel sprinten."

Der Abwehrspieler von Real Madrid weiß auch, dass er bei der entscheidenden Aktion des Spiels um die Goldmedaille nicht gerade glücklich aussah, wohl auch hätte besser verteidigen können. Trotzdem stellte er sich danach den Medien ausführlich – und noch auf dem Spielfeld vor allem auch seinen Mitspielern.

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"Ich habe ihnen gesagt, dass ich mich bei allen entschuldigen wollte, denn wir haben alle einen tollen Job gemacht. In den 40 Tagen, in denen wir zusammen waren, haben wir alles gegeben und jetzt wird es erst einmal schwer sein, aber je länger es her ist, desto mehr werden wir es wertschätzen. Wir haben noch einen Tag hier ein Tokio und sollten die Olympischen Erfahrungen und die Medaille hier noch auskosten." Während Vallejo das sagte, umklammerte er mit einer Hand die Silbermedaille von Tokio 2020, die sich insbesondere aus der Nähe als äußerst ansehnlich und voluminös entpuppte. "Natürlich wollten wir die Goldmedaille. Aber wir können sehr stolz auf Silber sein. Heute ist ein schwieriger Tag. Aber ich bin sicher: Wenn wir in Spanien ankommen, werden wir noch stolzer sein als heute."