Dienstag 27 Juni 2017, 16:14

Ter Stegen ist der Kronprinz

  • Marc André ter Stegen bleibt im Tor

  • Starke Leistung gegen Kamerun

  • Kritik beim Gegentreffer



Von Steffen Potter (Team-Reporter Deutschland) aus Sotschi

Die Ausgangslage Manuel Neuer ist die unumstrittene Nummer eins im Tor des Weltmeisters. Daran dürfte sich auch bis zur FIFA Fussball-Weltmeisterschaft 2018™ nichts ändern. Eine klar definierte Nummer zwei gab es bislang nicht. Zuletzt wurden Ter Stegen (25), Bernd Leno (25) und Kevin Trapp (27) berufen, ohne dass sich dabei auf eine klare Reihenfolge hinter Neuer festgelegt wurde.

Im Vorfeld des FIFA Konföderationen-Pokals wurde in Aussicht gestellt, dass im Tor am Rotationsprinzip festgehalten wird.

Rotation – oder auch nicht In der ersten Partie gegen Australien stand erwartungsgemäß Leno zwischen den Pfosten, nachdem Trapp (Testspiel gegen Dänemark) und Ter Stegen (WM-Qualifikation gegen San Marino) die Spiele in den Wochen vor Turnierstart bestritten.

Gegen Chile durfte Ter Stegen ran und überzeugte. Jeder ging davon aus, dass gemäß des Rotationsprinzips gegen Kamerun nun wieder Trapp an der Reihe sei. Doch einen Tag davor ließ Bundestrainer Joachim Löw wissen, dass er mit Ter Stegen plane. Rasch wurden von den Journalisten daraufhin voraussichtliche Aufstellungen umgeschrieben.

Was für Ter Stegen toll lief

Der Stammkeeper des FC Barcelona wird nun also für den Rest des Turniers zwischen den Pfosten stehen, insbesondere wenn es bis ins Finale geht. Lediglich bei einem Spiel um Platz drei und vier könnte es sein, dass noch einmal einer seiner Konkurrenten zum Zug kommt – vielleicht dann Trapp.

Es ist auch eine Vorentscheidung im Kampf um die Nummer zwei hinter Neuer, auch wenn der ehemalige Gladbacher das nicht groß kommentieren möchte. "Irgendwann kommt der Punkt, an dem man sich festlegt", sagte Torwarttrainer Andreas Köpke, Europameister von 1996. "Marc ist nochmal gewachsen bei Barcelona." Der Auserwählte dankte es gegen Kamerun mit mehreren tollen Paraden vor der Pause, als es noch 0:0 stand und demonstrierte wie schon gegen Chile seine Fähigkeiten mit Ball am Fuß, die in der Nationalmannschaft ebenso wie bei Barça extrem geschätzt werden.

Was nicht so toll lief

Fast wäre es also der perfekte Abend gewesen für den UEFA-Champions-League-Sieger von 2015, wenn nicht kurz vor dem Ende Vincent Aboubakar am ersten Pfosten per Kopf zum 1:2 getroffen hätte. In den deutschen Medien wurde flugs diskutiert: Torwartfehler? Kein Torwartfehler? Köpke bezog Position: "Den muss er nicht unbedingt halten. Da ist normalerweise ein Verteidiger da. Diesmal war es der Gegner und dann ist es aus kurzer Distanz schwierig zu halten."

Auf die Frage, ob ihn diese neuerliche Diskussion nicht schon wieder nerve, antwortete Ter Stegen vor dem Training am Dienstag: "Nein, aber ich weiß, wann ich einen Fehler gemacht habe und wann nicht." Da also eher nicht, das klangt zwischen den Zeilen durch. Unkritisch mit sich selbst ist er aber nicht: "Man kann und muss sich immer noch verbessern und an sich arbeiten. Nicht nur an Schwächen, sondern auch an seinen Stärken."

Was es bedeutet

Ter Stegen ist nun eindeutig der Kronprinz hinter Neuer – in der Vergangenheit wurden diese Kronprinzen regelmäßig auch die Nummer eins.