Mittwoch 27 August 2014, 17:52

Llorenç Gomez und der Erfolg in der eigenen Arena

Für eine Gemeinde mit gerade einmal 16.000 Einwohnern wie Torredembarra war das Superfinale der Euro Beach Soccer League schon eine Veranstaltung mit beachtlichen Ausmaßen. Dabei gelang es Spanien als Gastgeber nicht nur, den Erwartungen gerecht zu werden und um den Titel mitzuspielen, sondern es spielte auch noch ein Lokalmatador eine Hauptrolle.

Llorenç Gomez ist erst knapp vier Jahre in dieser Sportart aktiv. Er begann in der Erholungsphase von einer Knieverletzung Beach Soccer zu spielen und blieb dann auch nach seiner vollständigen Genesung dabei. Mittlerweile ist er zu einem Sinnbild für die Runderneuerung des Beach Soccer in seinem Heimatland sowie zu einem Aushängeschild der Sportart avanciert.

Der 22-jährige Angreifer hatte bereits bei der FIFA Beach-Soccer-Weltmeisterschaft Tahiti 2013 herausragende Leistungen gebracht und war ein wichtiges Element in der Mannschaft gewesen, die am Ende den zweiten Platz belegen sollte. Jetzt stellte er seine Fähigkeiten erneut unter Beweis, diesmal allerdings zu Hause, vor heimischem Publikum – mit allem, was dazugehört. "Ich bereite mich gern auf jeden Wettbewerb mental vor. In diesem Fall habe ich viele Nachrichten von Leuten erhalten, die mir erklärten, dass sie sich schon darauf freuten, mich zu sehen und mir schrieben, welche Erwartungen sie an mich hatten... Einen Moment lang habe ich gedacht, dass ich dadurch zu stark unter Druck geraten könnte", gibt Gomez im Gespräch mit FIFA.com unumwunden zu.

"Das Unglaubliche ist, dass sogar ehemalige Teamkameraden an mich herangetreten sind, zu denen ich schon jahrelang keinen Kontakt mehr gehabt hatte. Das war nicht einfach, denn ich hätte nie gedacht, dass ich durch den Beach Soccer in dem Ort so populär werden würde, in dem ich seit meinem siebten Lebensjahr lebe", fügt er hinzu, ohne dabei seinen Humor zu verlieren. "Es war einfach unbeschreiblich, am Stadion anzukommen und zu hören, wie die Leute auf den Tribünen meinen Namen riefen – besonders am Tag des Finales gegen Russland, denselben Gegner, der uns im WM-Finale geschlagen hatte. Glücklicherweise konnte ich das alles in etwas Positives ummünzen und am Ende hat es mir einen Vorteil gebracht", fügt er hinzu.

Immer näher dran Das kann man ihm wohl glauben, denn nach den beiden Treffern, die er im Finale erzielte, war Llorenç Gomez, mit insgesamt acht Toren, Top-Torschütze des Turniers. Zu seinem Bedauern musste er die Auszeichnung mit Anatoliy Peremitin teilen, dem Schützen des entscheidenden Treffers beim 4:3-Finalsieg für Russland. Damit gelang es den Russen erneut, den Spaniern in einem entscheidenden Spiel einen Strich durch die Rechnung zu machen.

Sind die Russen mittlerweile so etwas wie der Angstgegner der Roja? "Nein, ganz und gar nicht! Sie sind kein Angstgegner und lösen bei uns auch kein Lampenfieber oder ähnliches aus. Die Schweiz hat in der Hauptrunde dieser Liga beispielsweise noch mit 8:3 gegen uns gewonnen, in der Endrunde haben wir uns dann mit 8:2 gegen sie durchgesetzt. Wenn man das aktuelle Ergebnis mit dem 1:5 gegen Russland in Tahiti vergleicht, wo uns meiner Meinung nach ein spielfreier Tag gefehlt hat, um uns körperlich in Topform zu präsentieren, dann haben wir schon einen Schritt nach vorn gemacht. Dieses Mal hat uns einfach etwas Glück gefehlt", meint er.

Spanien ist mit fünf Titeln der Rekord-Titelgewinner der europäischen Liga. Den letzten Titel holte man jedoch im Jahr 2006. Laut Gomez werden neue Erfolge nicht mehr lange auf sich warten lassen. "Spanien hatte eine sehr ruhmreiche Etappe, aber wir haben gerade erst den Generationswechsel bewerkstelligt. Daher brauchen wir noch etwas Wettbewerbserfahrung, mehr Zeit gemeinsam in der Arena. Wir spielen auf einem hohen Niveau, sogar höher als damals in Tahiti. Ich glaube nicht, dass es noch lange dauern wird, bis wir für große Freude sorgen werden", meint der Offensivspieler.

Harter Wettbewerb Unter den bevorstehenden Verpflichtungen der Spanier sticht vor allem der europäische Qualifikationswettbewerb für die FIFA Beach-Soccer-Weltmeisterschaft Portugal 2015 heraus, der vom 5. bis zum 14. September im italienischen Jesolo stattfindet. Bei diesem Turnier sind nur vier WM-Startplätze zu vergeben und es hat sich bereits gezeigt, dass bereits kleine Fehltritte fatal sein können. Portugal und die Schweiz können ein Lied davon singen, denn die beiden Beach-Soccer-Mächte waren bei der letzten Auflage in Tahiti nicht dabei.

"Es stimmt schon, dass es jedes Mal schwieriger wird, sich für die WM zu qualifizieren. Als ich angefangen habe, gab es drei oder vier Teams, die das Geschehen dominierten. Die restlichen Mannschaften hatten zwar einiges entgegenzusetzen, aber wenn man in einem Spiel eine gute Phase hatte, dann reichte das, um gegen sie zu gewinnen. Heute ist es gegen jeden Gegner schwer: Teams wie Belarus oder die Ukraine sind beispielsweise technisch, taktisch und physisch viel besser als früher. Das zieht eine generelle Entwicklung nach sich und zwingt einen selbst, sich ebenfalls weiterzuentwickeln – auf individueller und mannschaftlicher Ebene. Wir vertrauen darauf, dass wir uns qualifizieren werden, denn alles andere wäre ein Rückschritt", räumt er ein.

Von den Ergebnissen einmal abgesehen scheint sich Gomez im Beach Soccer bereits einen Namen gemacht zu haben und genießt einen hervorragenden Ruf. Dennoch will er nicht wirklich von Ruhm sprechen und tut den Begriff lachend ab, obwohl er in seinem Heimatort Torredembarra auf der Straße angehalten und um Autogramme gebeten wird. "Ich arbeite weiter darauf hin, dass es so weitergeht und niemand sich betrogen fühlt, aber vor allem möchte ich mit mir selbst zufrieden sein. Das ist das Wichtigste", erklärt er abschließend.

El límite, se lo pone uno mismo. ¿Y sabeis que? ¡El mío está a años luz! ¡Mi sueño todavía no se ha cumplido! SONREÍD pic.twitter.com/35cTxxSL7H

— Llorenç Gómez León (@Llorenc_enzo) agosto 19, 2014

Das Limit setzt man sich selbst. Und wisst ihr was? Meins ist noch Lichtjahre entfernt! Mein Traum ist noch nicht in Erfüllung gegangen.