Donnerstag 02 Februar 2023, 15:00

Schiedsrichterinnen für Australien & Neuseeland 2023™ auf dem richtigen Weg

  • Zweites von drei Vorbereitungsseminaren für Schiedsrichterinnen bei der FIFA Frauen-WM Australien & Neuseeland 2023 in Doha

  • Seminar bringt Vertreterinnen von AFC (Asien), CAF (Afrika) und OFC (Ozeanien) zusammen

  • Kari Seitz: "Eine Art Boxenstopp auf dem Weg nach Australien und Neuseeland"

Sowohl für die Teams als auch für die Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter sind die Wege zu den FIFA-Weltmeisterschaften lang und kurvenreich. Und das ist noch untertrieben, wenn das Turnier am anderen Ende der Welt stattfindet.

Das 2020 gestartete Projekt "Road to Australia and New Zealand" hatte den Fahrplan von 170 Schiedsrichterinnen-Kandidatinnen für die FIFA Frauen-WM 2023 festgelegt. Drei Jahre später und weniger als sechs Monate vor dem Anpfiff des Turniers sind es nur noch 33 Schiedsrichterinnen, 55 Schiedsrichterassistentinnen und 19 Videoassistentinnen, die sich auf dem Weg nach "Down Under" befinden. Während einige von ihnen in Doha Station machten, reisen andere später über Montevideo weiter: Dort wartete noch in diesem Winter ein Vorbereitungsseminar auf sie.

"Es ist eine Art Boxenstopp auf dem Weg nach Australien und Neuseeland", so Kari Seitz, die Verantwortliche der Frauen-Schiedsrichterabteilung der FIFA. "Das ist die Zeit, in der wir alle zusammenkommen, um den Feinschliff vorzunehmen. Man muss gewissermaßen auftanken, die Reifen überprüfen und so weiter. Es ist wie bei einem Nationalteam in der letzten Phase des Trainingslagers. Die haben ja auch ihren Kader schon nominiert und wissen, wer mit zum Turnier reist."

Entsprechend trafen sich die Unparteiischen aus Europa (der UEFA) bereits vom 24. bis 28. Januar in der katarischen Hauptstadt. Im Anschluss trafen sich dann auch die Offiziellen der AFC (Asien), der CAF (Afrika) und der OFC (Ozeanien). Und noch etwas später werden auch Vertreterinnen von CONCACAF und CONMEBOL – dann in Uruguay – zusammenkommen. Auf der Tagesordnung die gleichen Punkte: Tests und körperliche Vorbereitung, Regeneration, Arbeit rund um den VSA und natürlich auch viel Theorie.

"Wir verfolgen sie, wir beobachten sie ständig, wir versuchen, ihnen jede Unterstützung zukommen zu lassen, die sie brauchen, und diese Seminare sind eine Gelegenheit, direkt mit ihnen zu arbeiten, sie persönlich zu sehen, vor Ort zu arbeiten, Feedback von ihnen zu erhalten, ihre Fitness oder ihren Gesundheitszustand zu beurteilen", unterstreicht Pierluigi Collina, der Vorsitzende der FIFA-Schiedsrichterkommission. "Wir haben sehr viele Theoriestunden. Ziel ist es, zu versuchen, alle Vorfälle durchzugehen, die sich auf dem Spielfeld ereignen könnten."

"Wir müssen alle zusammentrommeln und letzte Details klären. Uns bleiben noch fünf Monate, um die Leistung zu optimieren. Darum geht es letztlich bei all unseren Workshops", fügt Seitz hinzu. "Wir wollen sicherstellen, dass die Teilnehmerinnen, wenn sie dieses Seminar verlassen, wissen, wie sie körperlich und medizinisch zu 100 Prozent auf den Tag X vorbereitet sind, und dass sie sich unserer Erwartungen in Bezug auf die Spielanalyse voll bewusst sind."

Bei den Unparteiischen, die sich derzeit in Doha befinden, ist die Aufregung und teilweise auch die Vorfreude auf den 20. Juli, den Anpfiff des Turniers, spürbar. Heba Sadieeh, die beim zweiten Seminar in Doha anwesend war, weiß ein Liedchen davon zu singen: Die Schiedsrichterin wird für Palästina an der Frauen-Weltmeisterschaft teilnehmen, ein Land, das weder bei den Männern noch bei den Frauen je zuvor bei einer Endrunde der Männer und Frauen vertreten war.

"Ich spüre die Verantwortung, die auf mir lastet", gesteht sie. Es liegt an mir zu zeigen, welche Fortschritte mein Land in Bezug auf Fussball im Allgemeinen und auf das Schiedsrichterwesen im Besonderen gemacht hat. Ich bin sehr glücklich, dass ich auf diese Weise mein Land, ja sogar alle Frauen des Nahen Ostens vertreten darf. Mit meiner Teilnahme an diesem Turnier möchte ich andere Frauen inspirieren, die sich vielleicht mit dem Gedanken tragen, später einmal Schiedsrichterin zu werden."

Eine große Herausforderung ist die Situation für die Schiedsrichterassistentin Fanta Koné aus Mali, die Mutter von Zwillingen wurde. "Ich gebe zu, dass es nach der Geburt meiner wunderbaren Kinder nicht immer leicht war. Also habe ich zusammen mit meinem Mann und meiner Abteilung einen Plan ausgearbeitet", erzählt Koné. "Ich habe viel trainiert und viel investiert, um körperlich in Form zu kommen. Und am Ende gab es diese Nominierung für die Spiele der ersten Liga der Männer in Mali, hochintensive Begegnungen, und bald diese Frauen-Weltmeisterschaft!" 

FIFA Women's World Cup Referees Seminar II - Doha

Die Erwartungen sind hoch, die Herausforderungen auch: Der Weg zur FIFA Frauen-Weltmeisterschaft™ ist wahrlich steinig. Aber es ist ein Ende abzusehen. "Das Ziel und die Herausforderung der nächsten fünf Monate ist es, dass alle gesund bleiben. Die körperliche Fitness darf kein Problem sein. In diesem Punkt sind wir sehr klar. Aber mit Blick auf die Gesundheit kann immer was passieren", so Seitz.

"Wir konzentrieren uns darauf, sicherzustellen, dass sich die Unparteiischen angemessen um sich kümmern, denn im Gegensatz zu den Spielerinnen haben diese jungen Frauen in manchen Fällen noch einen Hauptberuf, den sie mit ihrer Schiedsrichterinnentätigkeit in Einklang bringen müssen. Aber das Ziel muss lauten, zu 100 Prozent bereit zu sein."

Zum Abschluss stellt Seitz klar: "Es gibt für Frauen noch viele Probleme im Fussball zu lösen. Es gibt noch immer Länder, in denen Frauen nicht genügen Spiele leiten, und in denen Frauen nicht zusammen mit den Spitzenschiedsrichtern ausgebildet werden. Da müssen wir in Absprache mit der FIFA nachschärfen, damit alles für die Betroffenen getan wird, die Frauen wirklich an sich glauben und die Unterstützung erhalten, die sie brauchen. So wird gewährleistet, dass wir bei dieser FIFA Frauen-WM erfolgreich sein können."