Samstag 08 Oktober 2016, 07:39

Moreno möchte mit Venezuela weiter tanzen

"Das war ein Tanz, den ich gestern gelernt habe. Die Idee stammte von mir!" Yerliane Moreno lacht, und mit diesem Lachen bringt sie angesichts des Geschehenen sowohl Glück als auch ungläubiges Staunen zum Ausdruck. "Das ist sehr bewegend", so die Venezolanerin im Gespräch mit FIFA.com, als müsse sie sich für ihre Reaktion rechtfertigen. Werfen wir einen Blick zurück auf die Partie gegen Kanada. Die Vinotinto musste unbedingt gewinnen, um ins Viertelfinale der FIFA U-17-Frauen-Weltmeisterschaft 2016 einzuziehen, und Kanada machte gehörig Druck. In dieser Situation lieferte Moreno die Vorlage für einen wunderschönen Treffer der venezolanischen Spielführerin Deyna Castellanos. In der zweiten Halbzeit, als Venezuela nach dem Platzverweis von Nikol Gonzálaz auch noch in Unterzahl spielte, konnte die kanadische Torhüterin den Ball nach einem Schuss von Castellanos nur abklatschen, und Moreno war zur Stelle, um die Kugel in den Maschen zu versenken…und den eingangs angesprochenen Torjubel zu starten.

"Ich habe mit zwei Teamkameradinnen gesprochen. Ihnen hat der Tanz gefallen, weil er witzig ist, also haben wir es gemacht." Castellanos, die gerade aus der Pressekonferenz kommt, kann nicht umhin, die Aussagen ihrer Freundin zu hören und nähert sich. Auf die Frage, ob Moreno zu den besten Tänzerinnen im Team gehört antwortet sie: "Jaaa, klar, sie gehört zu den guten Tänzerinnen, aber wir sind Latinas. Deshalb können wir das alle gut." Moreno wirft Castellanos einen amüsierten Blick zu und entgegnet: "Sie ist der schlechte Einfluss beim Tanzen." Beide brechen in Lachen aus.

"Ich konnte es gar nicht glauben, als der Ball ins Tor ging. Ich wollte so gern bei meiner ersten WM ein Tor erzielen. Ich widme es meinem Vater und meiner Familie", fährt Moreno fort, noch immer unter dem aufmerksamen Blick ihrer Sturmpartnerin bei der Vinotinto. Die Nachwuchsspielerin mit der Rückennummer zehn stammt aus einem kleinen Ort in einem der ärmsten Bundesstaaten Venezuelas und hat dank ihres Vaters mit dem Fussballspielen begonnen. "Er hat mich dafür begeistert, und so habe ich mit sechs Jahren begonnen, auf einem kleinen Platz zu spielen." Mit 13 war die venezolanische Stürmerin bereits regelmäßig in der Nationalmannschaft vertreten. Und dabei ist es auch geblieben.

Das ganze Land ist begeistert "Ich arbeite darauf hin, Profispielerin zu werden und möchte weiterkommen, in einem anderen Land. Dem Beispiel von Deyna folgen", versichert Moreno Castellanos, die derzeit für ein Team in Florida spielt, versucht, ernst zu bleiben, was ihr jedoch nicht gelingt. "Sehr gut, sehr gut, das gefällt mir", witzelt sie. Sie klingt wie eine "große Schwester", was wiederum beide zum Lachen bringt.

"Ich hoffe, dass ich mit Gottes Hilfe und der Unterstützung des Teams weiter Tore erzielen kann", meint Moreno. "Das hoffe ich auch!", entgegnet Castellanos, die am Freitag mit ihrem Treffer gegen die Kanadierinnen auf Platz eins der ewigen Torjägerinnenliste des Turniers vorgerückt ist. Dennoch schreibt sie diesen Torerfolg ohne zu zögern auch ihrer Freundin zu.

Moreno freut sich insbesondere darüber, dass ihre Auftritte zu Hause von allen genau verfolgt werden. "Bei der Südamerikameisterschaft wurde mir schon berichtet, dass die ganze Familie und die Freunde sich bei mir zu Hause versammelt haben, um sich die Spiele anzuschauen. Als ich dieses Tor geschossen habe, haben sie vermutlich den Fernseher umgeworfen." "Das ist in Venezuela im Augenblick ein Wahnsinn", meint auch Castellanos. Jedes Mal, wenn die Vinotinto gewinnt oder einen guten Auftritt hinlegt, steht das Leben im Land still und das Team wird auf Twitter zum Trendthema.

Ob dies auch beim Viertelfinale gegen Mexiko wieder der Fall sein wird? Moreno gibt sich zuversichtlich. "Wir haben schon gegen diese Mannschaft gespielt, und ich glaube, wir müssen noch an einigen Dingen arbeiten. Es wird sicher nicht ganz einfach werden, aber mit harter Arbeit kann man alles erreichen." Damit verabschieden sich die beiden Freundinnen. Jetzt gilt es auszuruhen…und neue Choreographien vorzubereiten.