Dienstag 19 Oktober 2010, 10:02

Vom Freizeitvergnügen zum Leistungssport

Mit einer Küstenlänge von über 1300 Kilometern und mehr als 400 000 aktiven Fussballspielern verfügt Sri Lanka eigentlich über ideale Voraussetzungen, um eine erfolgreiche Beach-Soccer-Nation zu sein. Allerdings konzentrierten sich die Fussballbehörden des Inselstaats bis vor Kurzem fast ausschliesslich auf den traditionellen Rasenfussball.

Beach-Soccer galt als reines Freizeitvergnügen, dem man am Strand als Alternative zum Sonnenbaden oder Schwimmen nachgehen kann. Natürlich lebt Beach-Soccer von seinem Image als unterhaltsamer, lockerer Zeitvertreib und wird an den Stränden der Welt auch weiterhin auf diese ungezwungene Weise gespielt werden. In Tat und Wahrheit hat dieser Sport aber noch viel mehr zu bieten. Um ihn auf einem höheren Niveau ausüben zu können, müssen die Spieler mit den Spielregeln vertraut sein; zudem brauchen sie Schiedsrichter, die für die Einhaltung der Spielregeln sorgen, Trainer, die mit ihnen an Technik und Taktik arbeiten, sowie entsprechende nationale und regionale Strukturen.

Obwohl der organisierte Beach-Soccer noch am Anfang seiner Entwicklung und weltweiten Verbreitung steht, finden schon seit 1995 regelmässig Weltmeisterschaften statt, die seit der ersten offiziellen FIFA Beach-Soccer-Weltmeisterschaft 2005 in Rio de Janeiro unter dem Dach der FIFA ausgetragen werden. Mittlerweile erkennen immer mehr FIFA-Mitgliedsverbände mit bislang ungenutztem Potenzial im Beach-Soccer-Bereich, dass sich ihnen hier eine Chance auf internationale Lorbeeren bietet – eine reizvolle Perspektive, insbesondere für diejenigen Länder, die sich realistischerweise kaum Hoffnungen auf eine Teilnahme an der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ machen dürfen. Vor diesem Hintergrund lud die FIFA-Abteilung Ausbildung und technische Entwicklung im August Vertreter von elf zentralasiatischen Fussballverbänden (Afghanistan, Bangladesch, Bhutan, Indien, Kirgisistan, Malediven, Nepal, Pakistan, Tadschikistan, Turkmenistan und Usbekistan) nach Sri Lanka ein, um sich im Rahmen einer Seminarwoche mit Theorie und Praxis des Beach-Soccer auseinanderzusetzen.

In Zusammenarbeit mit dem sri-lankischen Fussballverband (FFSL) und mit Unterstützung des AFC-Instrukteurs Gabriel Joseph organisierte die FIFA je einen Kurs für Trainer und für Schiedsrichter sowie einen Lehrgang für technisches und administratives Personal. Den Abschluss der Woche bildete ein Beach-Soccer-Festival, das vom FFSL veranstaltet wurde.

Oft nutzt die FIFA bereits bestehende Wettbewerbe oder Lehrveranstaltungen, um zusätzlich Kurse für Trainer, Schiedsrichter oder Administratoren anzubieten; für die Woche in Sri Lanka wurde das Programm jedoch von Grund auf neu erstellt. Die Kombination von theoretischem Unterricht und praktischen Übungen im Sand bewährte sich und führte zu einem regen Gedankenaustausch – wovon vor allem diejenigenVerbände profitierten, die sich zuvor kaum mit Beach-Soccer beschäftigt hatten.


Enorm hilfreich

"Die vielen nützlichen Informationen, die wir hier erhalten haben, werden enorm hilfreich sein, um diesen jungen und dynamischen Sport in Zentral- und Südasien voranzubringen", erklärte Alisher Faysiev, Leiter der Entwicklungsabteilung des usbekischen Fussballverbands, gegenüber FIFA World. Einigen der Teilnehmer war es sogar völlig neu, dass Beach-Soccer auch in Ländern gespielt werden kann, die keine Strände haben.

"Vor dem Seminar dachten wir, dass Beach-Soccer deshalb so heisst, weil man ihn nur auf einem Strand spielen kann", musste Mindu Dorji, technischer Direktor des Fussballverbands des Binnenlands Bhutan, zugeben. "Erst jetzt ist uns bewusst, dass dieser Sport auch für uns interessant sein könnte." Eine angenehme Überraschung erlebten auch die anwesenden Experten der FIFA und deren Partner im Beach-Soccer-Bereich, Beach Soccer Worldwide, die allesamt die rasche Auffassungsgabe der zentralasiatischen Teilnehmer lobten.

"Wenn man bedenkt, dass Beach-Soccer für die meisten von ihnen absolutes Neuland war, bin ich beeindruckt, wie schnell sie mit den Spielregeln vertraut waren und wie gut sie diese am Ende der Woche bereits anwenden konnten", sagte FIFA-Beach-Soccer-Schiedsrichterausbilder Stephan Fässler.

"Das Seminar wird sehr viel dazu beitragen, unseren Sport bekannter zu machen", prophezeite Josep Ponset, Leiter Wettbewerbe bei Beach Soccer Worldwide, nachdem er einige Tipps zur Durchführung von Beach-Soccer-Veranstaltungen gegeben hatte. "Wer hier dabei war, ist bestens gerüstet, um Beach-Soccer in seinem Land weiterzuentwickeln."

Beim abschliessenden Beach-Soccer- Festival traten zwölf lokale Männer- und Frauenteams an. Als Trainer und Schiedsrichter fungierten dabei die Teilnehmer der entsprechenden Kurse. "Das Festival war eine ausgezeichnete Idee", fand der erfahrene brasilianische Beach-Soccer-Trainer und FIFA-Instrukteur Marcelo Mendes. "Die Spiele boten den Teilnehmern die Chance, ihre neu erworbenen Kenntnisse gleich ein erstes Mal in der Praxis zu testen."

Insgesamt war die Seminarwoche also ein voller Erfolg und wird als solides Fundament für die Entwicklung des Beach-Soccer in ganz Zentralasien dienen – insbesondere auch in Sri Lanka, das seine Rolle als Gastgeber hervorragend erfüllte. "Beach-Soccer hat bei uns riesiges Potenzial", zeigte sich Anura Calixtus De Silva, stellvertretender Generalsekretär des FFSL, überzeugt. "Wir haben viel gelernt und freuen uns darauf, diesen Sport auf der ganzen Insel bekannt und beliebt zu machen!"