Dienstag 11 Juli 2023, 20:30

Letzte Vorbereitungen und technologische Neuerungen für Schiedsrichterinnen bei der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2023™

  • Intensive Vorbereitungen der Schiedsrichterinnen für hohes Niveau bei Frauen-WM

  • Technologie wichtiger Stützpfeiler

  • Neuerung beim Turnier: Live-Kommunikation der Schiedsrichterinnen im Stadion

Bald sind die letzten Sandkörner der Sanduhr gefallen und das lange Warten hat endlich ein Ende: Die FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2023™ steht vor der Tür!

Während die 32 teilnehmenden Teams noch an den letzten Details feilen, liegt auch das sogenannte FIFA Team One – die Schiedsrichterinnen, Schiedsrichterassistentinnen und Video-Spieloffiziellen – in den letzten Zügen der Vorbereitungen.

„Das Schiedsrichterwesen bei der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2023 soll das höchstmögliche Niveau erreichen. Das Turnier ist zweifellos der wichtigste FIFA-Wettbewerb des Jahres 2023. Daher muss dies unser Ziel sein, und wir werden alles daransetzen, es zu erreichen. Vor allem kommt es darauf an, dass die Schiedsrichterinnen sehr gut vorbereitet sind. Dafür haben wir sehr hart gearbeitet und tun dies noch immer, damit sie zum Turnierstart bereit sind“, erklärt Pierluigi Collina, der Vorsitzende der FIFA-Schiedsrichterkommission.

FIFA.com erklärt die vier wichtigsten Aspekte bezüglich Vorbereitung, Neuerungen in Australien und Neuseeland und der Rolle der Technologie bei diesem Wettbewerb.

Referees Seminar III STARTS Montevideo

Vorbereitung

„Wir haben viel in die Vorbereitung der Offiziellen für diesen wichtigen Wettbewerb investiert. Wir haben unterschiedliche Massnahmen ergriffen, und zwar nicht nur, um die Schiedsrichterinnen vorzubereiten, sondern auch, um die durch COVID verlorene Zeit aufzuholen. Wir dürfen nicht vergessen, dass die Pandemie mitten in den Zyklus zwischen der WM 2019 in Frankreich und der WM 2023 in Australien und Neuseeland gefallen ist. Daher sind einige FIFA-Turniere weggefallen, die sehr wichtig für die Vorbereitung der Spieloffiziellen gewesen wären“, rekapituliert die Leiterin der Frauensektion der FIFA-Schiedsrichterabteilung, Kari Seitz.

Trotzdem gab es im Laufe der vier Jahre 16 Wettbewerbe und spezifische Aktivitäten für Schiedsrichterinnen. Darüber hinaus haben einige Anwärterinnen auf die Teilnahme an der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2023™ an vier Männerwettbewerben der FIFA teilgenommen, darunter auch die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Katar 2022™.

FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2023™

Spieloffizielle, in Zahlen

Spieloffizielle insgesamt

Schiedsrichter und Hilfsschiedsrichter

Schiedsrichterassistenten

Videoschiedsrichter, darunter sechs Frauen

Es wurden Techniktrainer unter Vertrag genommen, um die Schiedsrichterinnen zu begleiten und zu unterstützen, ihre Leistungen zu bewerten und ihnen regelmässig Feedback zu geben. Ausserdem wurden die Schiedsrichterinnen im Projektverlauf von Konditionstrainern der FIFA und medizinischem Personal betreut und ausgebildet, um gute Gesundheit und körperliche Fitness zu gewährleisten.

Vom 9. bis zum 18. Juli findet in Sydney (Australien) am Sitz des FIFA Team One ein letztes 10-tägiges Vorbereitungsseminar statt. In dessen Verlauf nehmen alle Beteiligten täglich an theoretischen Modulen und praktischen Einheiten mit Spielerinnen teil. Darüber hinaus bestreiten sie den „Referee Cup“, ein reales Turnier, um den Spieloffiziellen kurz vor dem Start der FIFA Frauen-Weltmeisterschaft 2023™ Einsatzzeiten zu geben.

System der Video-Schiedsrichterassistenten (VAR)

Bezüglich des VAR wird in Australien und Neuseeland das gleiche System zum Einsatz kommen wie bei der WM 2022 in Katar. Diese Technologie wurde bereits 2019 in Frankreich verwendet und positiv bewertet.

In welchen Situationen tritt der VAR in Aktion?

  1. Tore und Vergehen, die zu einem Tor führen

  2. Strafstossentscheidungen und Vergehen, die zu einem Strafstoss führen

  3. Vorfälle im Zusammenhang mit direkten Feldverweisen (nicht bei zweiter Verwarnung)

  4. Spielerverwechslung

Bei jedem Spiel wird es drei Video-Spieloffizielle geben, und zwar einen Video-Schiedsrichterassistenten (VAR), der mit der Schiedsrichterin auf dem Spielfeld kommuniziert, und zwei Assistenten (sogenannte AVAR). Einer der Assistenten befasst sich mit Abseitssituationen.

Der VAR kann sich auf zwei Arten einschalten. Die erste ist die alleinige Überprüfung durch den VAR in objektiven Situationen, die keinen Raum für menschliche Interpretation lassen. Darunter fällt beispielsweise, ob eine Abseitsstellung vorlag oder ein Vorfall im Strafraum oder ausserhalb stattfand.

Bei der zweiten Art des Eingreifens empfiehlt der VAR der Schiedsrichterin, sich einen Spielzug oder eine Situation nochmals auf dem Monitor am Spielfeldrand anzuschauen. Dies betrifft in der Regel subjektive Entscheidungen und persönliche Einschätzungen, beispielsweise die Intensität eines Foulspiels oder die Frage, ob ein Handspiel zu ahnden ist oder nicht.

Nachdem die Schiedsrichterin die Überprüfung abgeschlossen und eine endgültige Entscheidung getroffen hat, informiert sie über ihr Mikrofon die Assistentinnen im Stadion und die Fernsehzuschauer über ihre Entscheidung. Auch Zusatzinformationen wie das begangene Foulspiel, die verantwortliche Spielerin sowie eine kurze Beschreibung des Vorfalls werden bereitgestellt.

Die FIFA hat diese Kommunikation im Stadion bereits bei ihren letzten beiden Turnieren mit Erfolg eingesetzt, nämlich bei der FIFA Klub-Weltmeisterschaft Marokko 2022™ und der FIFA U-20-Weltmeisterschaft Argentinien 2023™.

Italy v Uruguay: Final - FIFA U-20 World Cup Argentina 2023

Halbautomatische Abseitstechnologie

Alle Stadien der Frauen-WM werden mit zwölf Kameras ausgestattet sein, die die Video-Spieloffiziellen beim Erkennen von Abseitssituationen unterstützen.

Diese Kameras sind synchronisiert und erfassen den Ball sowie bis zu 29 Datenpunkte jeder Spielerin 50 Mal pro Sekunde und berechnen so deren genaue Position auf dem Spielfeld. Die 29 erfassten Datenpunkte umfassen alle Glieder und Extremitäten, die für Abseitsentscheidungen massgebend sind.

FIFA Semi-Automated Offside Technology Demonstration

Der offizielle Spielball von adidas (OCEAUNZ) liefert mit einem eingebauten Sensor für inertiale Messdaten (IMU) ein weiteres wichtiges Element, um Abseitssituationen zu erkennen. Der Sensor im Herzen des Balls übermittelt 500 Mal pro Sekunde Balldaten an den Video-Überprüfungsraum, wodurch sich der Moment der Ballabgabe genau erkennen lässt.

Durch die Kombination der Datenflüsse und die Anwendung von künstlicher Intelligenz lässt sich die genaue Position der Spielerinnen bei der Ballabgabe bestimmen und eine mögliche Abseitssituation automatisch erkennen. Der AVAR wertet die automatisch vom System bereitgestellten Informationen aus, und der VAR informiert dann die Schiedsrichterin auf dem Spielfeld über die Entscheidung. Darüber hinaus wird nach der Bestätigung der Entscheidung eine 3-D-Animation erstellt, mit der die Abseitssituation grafisch dargestellt und erklärt werden kann.

Effektive Spielzeit

Um Zeitverluste zu reduzieren und die tatsächliche Spielzeit bei der Frauen-WM zu verbessern, werden die Schiedsrichterinnen mehr Wert auf eine genaue Berechnung der Nachspielzeit legen. Zeit, die durch Auswechslungen, Verletzungen, rote Karten, Strafstösse, Torjubel oder VAR-Einsätze verloren geht, wird am Ende jeder Halbzeit angehängt.

Die Schiedsrichterinnen sind gehalten, die Partien bei Fouls, Freistössen, Einwürfen und Abstössen rasch fortzusetzen, um unnötige Verzögerungen zu vermeiden, die sich negativ auf den Spielfluss auswirken können.