Dienstag 29 März 2022, 22:00

Fünf Hammergruppen von vergangenen Weltmeisterschaften

  • Bei jeder WM gibt es in der Regel eine "Hammergruppe", in der mehrere Teams auf gleich hohem Niveau aufeinandertreffen

  • 2002 schied der damalige Favorit Argentinien unter Marcelo Bielsa in Gruppe F mit England, Schweden und Nigeria vorzeitig aus

  • In der ersten "Hammergruppe" bei der WM 1958 in Schweden waren Brasilien, Österreich, England und die Sowjetunion vertreten

Wie bei jeder FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ werden die am Wettbewerb teilnehmenden Nationen und ihre Fans den Atem anhalten, wenn am Freitag, dem 1. April, in Doha die Gruppenauslosung für Katar 2022 stattfindet. In der Vergangenheit bescherte so manche Auslosung großen Fussballnationen ein grausames Schicksal, denn sie landeten in einer der berühmt-berüchtigten "Hammergruppen" mit vielen gleich starken Gegnern und mussten vorzeitig die Koffer packen. Während die Spannung und Vorfreude auf die Auflage von 2022 steigt, werfen wir einen Blick zurück und beleuchten fünf besonders starke Gruppen der Turniergeschichte.

Gruppe F – FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Korea/Japan 2002 (Argentinien, England, Schweden, Nigeria)

Nachdem Argentinien die Südamerika-Qualifikation mit 13 Siegen aus 18 Spielen als Tabellenführer abgeschlossen hatte und von der besten Offensive des Kontinents angeführt wurde, wollte das Team es bei der WM 2002 in Korea/Japan wissen und galt im Vorfeld gemeinsam mit Frankreich als Topfavorit. Das Team von Marcelo Bielsa landete in der ausgesprochen starken Gruppe F, in der mit Nigeria der Sieger des Afrikanischen Nationen-Pokals 2000 und Drittplatzierte der Auflage von 2002, vor allem aber auch der erklärte Erzfeind England vertreten war. Trotz eines Auftaktsieges gegen die Nigerianer (1:0) scheiterte die Albiceleste nach einer Niederlage gegen England und den genialen David Beckham (0:1) und einem Remis gegen die Schweden mit dem damals 20-jährigen Zlatan Ibahimovic bereits in der ersten Runde. Die Tre Kronor und die Three Lions gingen als Sieger aus dieser ersten "Hammergruppe" der 2000er-Jahre hervor und stürzten Argentinien und die Super Eagles ins Tal der Tränen.

Argentinien gegen England im Jahr 2002

Gruppe G – FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Südafrika 2010™ (Brasilien, Portugal, Elfenbeinküste, Korea DVR)

2010 war Gruppe G, in der sich Brasilien, Portugal und das afrikanische Schwergewicht Elfenbeinküste ein Kopf-an-Kopf-Rennen lieferten, die stärkste Gruppe des Turniers. Eines der drei Teams sollte die Gruppenphase nicht überstehen. Trotz eines deutlichen Siegs gegen Korea DVR (3:0) und eines torlosen Unentschiedens gegen die Portugiesen mit Cristiano Ronaldo, musste die Elfenbeinküste mit Didier Drogba mit nur einem Punkt Rückstand auf die Seleção das Quinas nach der ersten Runde die Heimreise antreten. Vermutlich nicht zuletzt durch die Strapazen in der "Hammergruppe" schied Brasilien mit Kaká im Viertelfinale aus, während Portugals WM-Abenteuer bereits im Achtelfinale zu Ende war.

Brasilien gegen Portugal im Jahr 2010

Gruppe 4 – FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Schweden 1958™ (Brasilien, Österreich, England, Sowjetunion)

Bei der sechsten WM-Auflage, die 1958 in Schweden stattfand, lauerte die größte Gefahr in Gruppe vier. Hoch motiviert nahm der amtierende Olympiasieger (1956) Sowjetunion an seiner ersten Weltmeisterschaft teil. Österreich wollte derweil an seine gute Leistung bei der letzten Auflage anknüpfen, bei der man den dritten Platz belegt hatte. Brasilien, das 1950 den zweiten Platz belegt und 1954 bis ins Viertelfinale vorgedrungen war, strebte den ersten Weltmeistertitel an. Und schließlich war da noch England, das mit dem großen Bobby Charlton ebenfalls in der Lage zu sein schien, der Konkurrenz die Suppe zu versalzen. Am Ende gelang Brasilien und der Sowjetunion der Einzug in die nächste Runde, während Engländer und Österreicher auf der Strecke blieben. Die unwiderstehliche Seleção mit dem 17-jährigen Wunderkind Pelé sicherte sich ihren ersten Weltmeistertitel mit einem beeindruckenden 5:2-Sieg gegen Frankreich im Halbfinale und demselben Ergebnis gegen Gastgeber Schweden im Endspiel. Zwei Jahre später sollte die Sowjetunion in Frankreich ihren ersten Europameistertitel holen.

Gruppe C – FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Deutschland 2006™ (Niederlande, Argentinien, Côte d'Ivoire, Serbien und Montenegro)

In Gruppe C, die zu Recht als stärkste Gruppe der WM 2006 galt, ging Serbien und Montenegro mit Pauken und Trompeten unter. Dabei hatte das Team seine Qualifikationsgruppe ungeschlagen und als Tabellenführer vor Spanien abgeschlossen, was vor allem einem wahren Bollwerk in der Abwehr geschuldet war (nur ein Gegentor in zehn Spielen). Das Team vom Balkan musste gegen die von José Pekerman trainierten Argentinier, die mit ihrem Staraufgebot (Lionel Messi, Hernán Crespo, Juan Román Riquelme, Carlos Tévez, Javier Saviola) als Favoriten ins Rennen gegangen waren, eine 0:6-Schlappe hinnehmen und wurde unsanft auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Die Côte d'Ivoire, Finalist des Afrikanischen Nationen-Pokals 2006 musste sich gegen die Albiceleste und die Niederlande jeweils mit 1:2 geschlagen geben und war damit ebenfalls ausgeschieden. Oranje von Marco van Basten sicherte sich derweil den zweiten Platz in dieser "Hammergruppe". 

Argentinien gegen Serbien und Montenegro im Jahr 2006

Gruppe E – FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Mexiko 1986™ (Bundesrepublik Deutschland, Uruguay, Dänemark, Schottland)

Die Bundesrepublik Deutschland, die 1982 in Spanien ins Finale eingezogen war, fand sich vier Jahre später mit dem zweimaligen Weltmeister (1930 und 1950) und amtierenden Südamerikameister Uruguay in der "Hammergruppe" wieder. Die Dänen, die zum ersten Mal an einer Weltmeisterschaft teilnahmen, galten als Außenseiter, gingen allerdings aufgrund ihres Halbfinaleinzugs bei der Europameisterschaft 1984 mit breiter Brust ins Turnier, während Schottland unter Alex Ferguson zu allem fähig war. Doch Danish Dynamite, unter der Führung der bestens aufgelegten Michael Laudrup, Morten und Jesper Olsen, Sören Lerby und Preben Elkjær Larsen hinterließ einen starken Eindruck und schloss die Gruppe E als Gruppensieger ab. Die westdeutsche Mannschaft um Rudi Völler und Lothar Matthäus sicherte sich mit einem Sieg, einem Remis und einer Niederlage unspektakulär den zweiten Platz und erreichte schließlich zum zweiten Mal in Folge des Finale.

Deutschland gegen Dänemark im Jahr 1986