Speckmaier und ein Tor für die Ewigkeit

Vor sechs Monaten träumte die 18-jährige Mariana Speckmaier davon, als Profifussballerin in den USA zu spielen und ein Studium der Betriebswirtschaft und Finanzen aufzunehmen. Doch eines Tages läutete das Telefon bei ihr zu Hause in Florida und der Anruf warf all ihre Pläne über den Haufen.

Mariana verschob erst einmal die Aufnahme des Studiums, um sich ganz dem neuen und unbekannten Abenteuer zu widmen, das man ihr vorschlug. Heute kann man sagen, dass sich das Wagnis gelohnt hat, denn ihr Name ist nun in die Geschichtsbücher des Fussballs eingegangen, nachdem sie das erste Tor für Venezuela bei einer FIFA U-20-Frauen-Weltmeisterschaft erzielt hat.

An jenem Abend befand sich am anderen Ende der Leitung José Catoya, Trainer der Nachwuchsauswahl Venezuelas, der ihren Vater sprechen wollte. "Meine Schwester Paulina hatte für das Team bei der U-20-Südamerika-Meisterschaft 2014 gespielt und von daher hatte der Trainer auch von mir schon gehört. Er hatte meine Spiele in den USA verfolgt und rief meinen Vater an, um ihn zu fragen, ob ich nicht für Venezuela spielen wollte. Ich habe ihm sofort zugesagt", erzählt sie FIFA.comnach ihrem Debüt in Papua-Neuguinea 2016 gegen Deutschland, bei dem die Südamerikanerinnen mit 1:3 unterlagen.

Die in Florida geborene und aufgewachsene Spielerin, deren Vater aus Venezuela stammt, hatte zunächst Schwierigkeiten damit, sich anzupassen. "Es fiel mir zu Beginn schwer, mich in ein Team zu integrieren, dessen Spielerinnen schon eine ganze Weile zusammenspielten. Zum Glück habe ich sie in diesen sechs Monaten besser kennen gelernt und jetzt kann ich sagen, dass ich mich bei ihnen sehr wohl fühle".

Ende gut, alles gut In dieser schwierigen Zeit war ihre Schwester bei ihr und beruhigte sie mit ihren Ratschlägen. "Paulina wies mich darauf hin, dass es zunächst schwierig sein würde, denn es sei schließlich ganz anders in den Vereinigten Staaten zu spielen und anschließend nach Venezuela zu gehen, wo man eine ganz andere Spielweise pflegt. Sie hat mir aber auch gesagt, dass ich unbedingt diese Chance nutzen sollte, denn schließlich wäre alles möglich. Obwohl es einige Probleme mit der Sprache gibt, sollte ich dann tatsächlich große Erfolge feiern und unglaubliche Erfahrungen machen", erinnert sich die Spielerin mit der Nummer 18.

Das unermüdliche Bemühen und die Geduld zahlten sich dann gegen Deutschland aus, als sich ihr nach einem klugen Pass in den Strafraum die historische Chance bot. Sie stand alleine vor der deutschen Torhüterin Carina Schlueter, die die linke Seite ihres Tores nicht ausreichend deckte. Mit einem sehr präzisen und nicht unbedingt kraftvollen Schuss bezwang sie die Torfrau. "Es ist schwer, das jetzt zu erklären. Es ist einfach ein unglaubliches Gefühl, dass ich das erste Tor für Venezuela bei einer U-20-Weltmeisterschaft erzielt habe, und das auch noch gleich im ersten Spiel für mein Land", merkt sie zu ihrem Traumdebüt an.

Und obwohl man am Ende unterlag und es Venezuela nicht gelang, den ersten Punkt im Turnier zu holen, bleiben noch genügend Gelegenheiten, dies zu korrigieren und weiterhin im Rennen zu bleiben und Geschichte zu schreiben. "Wir hatten Pech im Abschluss. Es boten sich uns eine Reihe von Torchancen, die wir nicht genutzt haben. Dennoch haben wir alles gegeben und werden jetzt das Spiel analysieren, um uns in der nächsten Partie zu steigern", erklärte sie zum Abschluss, mit den Gedanken schon beim nächsten Gegner Mexiko.