Sonntag 15 Mai 2016, 10:23

Routinier Mizo führt Ägypten erneut zur WM

Inmitten der wirtschaftlichen und politischen Probleme, die Ägypten derzeit durchmachen muss, ist eine gute Nachricht immer willkommen. Dieses Mal kam sie aus dem Futsal: Die Nationalmannschaft qualifizierte sich durch den Einzug in das Finale der Afrikameisterschaft, die soeben in Südafrika zu Ende ging, für die FIFA Futsal-Weltmeisterschaft Kolumbien 2016.

Die ägyptischen Hallenfussballer haben bei diesem Wettbewerb selten enttäuscht und waren seit 1996 bei jeder Auflage dabei. FIFA.com sprach mit Mannschaftskapitän Mizo über seine Anfänge und über die Gründe, sich für diesen Sport zu entscheiden, sowie seine Ziele für das Gipfeltreffen in Kolumbien.

Frühe Liebe und Führungsqualitäten Mizo wurde im Alter von 18 Jahren Profifussballer und früh für den Hallensport entdeckt. Als er das Angebot erhielt, in der Futsal-Nationalmannschaft zu spielen, zögerte er keine Sekunde, die Disziplin zu wechseln. "Es war keine schwere Entscheidung. Ich konnte mir die Gelegenheit nicht entgehen lassen, das Nationaltrikot meines Landes zu tragen. Ich hatte Lust zu reisen und wie ein Profi zu leben, deshalb habe ich sofort akzeptiert."

Mizo hat zweifellos die richtige Entscheidung getroffen. Schon kurz darauf unterschrieb er einen Vertrag beim katarischen Verein Al Khor, wo er wertvolle Erfahrungen sammelte. Anschließend kehrte er in seine Heimat zurück und schloss sich Misr Al Maqasa an. Die Mannschaft zählte damals sieben weitere Nationalspieler. Mizo bestritt drei CAF Futsal-Afrikameisterschaften (2007, 2012 und 2016) und qualifizierte jeweils für die FIFA Futsal-WM. Er war in Brasilien 2008 sowie in Thailand 2012 dabei und steht in Kolumbien 2016 vor seiner dritten Teilnahme.

Mizo ist dabei nicht nur für das Toreschießen zuständig, sondern zugleich der Spielführer seines Teams. "Der Kapitän muss sich beherrschen und die Spieler zusammenhalten. Daher unterlasse ich es, zu schreien oder gegen Schiedsrichterentscheidungen zu protestieren. Solche Dinge sind nutzlos und hindern mich daran, konzentriert zu bleiben."

Zu seinen Aufgaben gehört es zudem, die Moral seiner Mitstreiter zu heben, wenn diese Unterstützung brauchen. "Wenn ein Spieler eine klare Torchance vergibt, ist er frustriert und das Pech kann ihn über die gesamte Partie hinweg verfolgen. Ich muss sein Selbstvertrauen stärken und ihn immer wieder ermuntern. Das Ergebnis kann sich jede Sekunde ändern. Ich verliere bis zum Schlusspfiff niemals die Hoffnung", bekräftigt Mizo.

"Ich muss auch die Probleme auf dem Platz regeln. Der Trainer kann nicht für alles die Verantwortung tragen und muss sich um viele andere Dinge kümmern. Kapitän zu sein, bedeutet nicht nur die Binde zu tragen. Es ist eine große Verantwortung. Du musst das Rückgrat der Mannschaft sein."

Angesichts der dritten WM-Teilnahme könnte man annehmen, dass das weltweite Kräftemessen auf den routinierten Spielführer der Pharaonen nicht mehr den gleichen Zauber ausübt. In Wirklichkeit ist das Gegenteil der Fall: "Die Weltmeisterschaft bleibt der große Traum für jeden Spieler. Diese dritte Qualifikation hat mich genauso gefreut wie meine erste. Man kann nur alle vier Jahre an diesem Wettbewerb teilnehmen. Das ist ein unbeschreibliches Gefühl."

Zumal diese Errungenschaften für den ägyptischen Kapitän eine Gelegenheit darstellen, sich auf seine Weise bei seinen Eltern zu bedanken, die ihm stets eine Hilfe waren: "Sie sind der Grund für meinen Erfolg, denn sie haben mir von Anfang an geholfen und mich bei allen schwierigen Entscheidungen unterstützt. Ich hätte es schön gefunden, dass mein Vater miterlebt, wie ich die Kapitänsbinde trage und eine WM bestreite. Ich widme ihm meine Erfolge."

Erneuerte Ambitionen Mizo geht die WM mit frischem Selbstvertrauen und grenzenlosem Ehrgeiz an. Er sieht gute Chancen für sein Team und verweist auf die jüngsten Leistungen der kolumbianischen Gastgeber. "Ich habe die Kolumbianer sehr genau verfolgt. Anfangs hätte ihnen niemand zugetraut, die Gruppenphase zu überstehen. Am Ende sind sie ins Halbfinale eingezogen. Ich hoffe, dass wir nun unsererseits für eine Überraschung sorgen können. Ich weiß, dass wir weit kommen können, wenn wir eine gute Gruppe erwischen!"

Aber was genau versteht Mizo unter einer "guten Gruppe"? "Die Auslosung wird es gut mit uns meinen, wenn wir Spanien, Russland oder Italien aus dem Weg gehen können. Ich will das Halbfinale erreichen. Es wird in dieser Auflage viele neue Teams geben. Ich glaube, dass unsere Erfahrung den Ausschlag geben kann, um sie zu schlagen."

Gespannt harren Mizo und das ägyptische Volk nun der Dinge, die ihre Nationalmannschaft bei diesem Turnier in Kolumbien erwartet. "Ich weiß, dass unsere Landsleute hinter uns stehen. Ich hoffe, dass wir ihnen mit unseren Ergebnissen Ehre machen können. Ich wäre sehr enttäuscht, wenn wir in der ersten Runde ausscheiden oder ich das Gefühl haben müsste, dass wir nicht alles gegeben haben."

Die Gruppenauslosung für die Endrunde findet am 19. Mai statt. Dort stellt sich heraus, ob Mizo weiter träumen darf.