Sonntag 21 August 2016, 03:15

Nigeria: Von der goldenen zur bronzenen Generation

Am 3. August 1996 feierte Nigeria einen der größten sportlichen Erfolge in der Geschichte des Landes. Dank eines 3:2-Erfolgs im Finale gegen Argentinien erklomm das so genannte Dream Team den Gipfel des Olymps und wird seither als "goldene Generation" bezeichnet. 20 Jahre später konnte das Dream Team VI beim Olympischen Fussballturnier der Männer Rio 2016 zwar kein Gold holen, aber die an diesem 20. August gegen Honduras (3:2) errungene Bronzemedaille hat für den Doppeltorschützen des Tages, Sadiq Umar, nahezu den gleichen Stellenwert.

Da es die bisher einzige Medaille ist, die Nigeria bei den Olympischen Spielen Rio 2016 holen konnte, ist auch dieses Ergebnis ein historischer Erfolg für das Land. Es war zudem alles andere als eine leichte Aufgabe. Nach einer schwierigen Gruppenphase mit zwei knappen Siegen und einer 0:2-Niederlage zum Abschluss gegen Kolumbien setzte sich Nigeria im Viertelfinale 2:0 gegen Dänemark durch. Im Halbfinale jedoch kam gegen Deutschland (0:2) das Aus. Im Spiel um die Bronzemedaille musste der afrikanische Vertreter mitansehen, wie Los Catrachos nach einem 0:3-Rückstand noch der Anschluss gelang. Nigeria musste bis zum Ende zittern, rettete aber den 3:2-Erfolg. 

"Nigeria hat ein gutes Turnier gespielt, wenn man all die Probleme berücksichtigt, denen das Team vor dem Wettbewerb gegenüberstand. Die Spieler können stolz auf ihren dritten Platz sein", sagt der Goldmedaillengewinner von 1996, Sunday Oliseh, gegenüber FIFA.com. "Für den nigerianischen Fussball ist diese Medaille ein großartiges Ergebnis. Wir haben 1996 Gold gewonnen und 2008 Silber, diese fehlte noch in unserer Sammlung. Nun haben wir alle", ergänzt der 54-fache Ex-Nationalspieler und ehemalige Trainer, der inzwischen Mitglied der Technischen Studiengruppe der FIFA ist.

Von Atlanta 1996 bis Rio 2016 Die Generation von 1996 konnte in Atlanta auf exzellente Einzelkönner wie Jay Jay Okocha, Nwanku Kanu und natürlich Sunday Oliseh zählen, aber gleichzeitig dank ihres Teamgeists viele knifflige Situationen überstehen. Auch in dieser Hinsicht braucht sich die Auswahl von 2016 nicht hinter ihren Vorgängern zu verstecken. An der Seite von Superstar John Obi Mikel, der an allen drei Toren der Nigerianer gegen Honduras beteiligt war, konnten mehrere junge Talente auf sich aufmerksam machen.

"Es gibt in dieser Mannschaft exzellente Einzelspieler. Ich mochte besonders Abdullahi Shehu in der Abwehr, der einige schöne Vorstöße gezeigt hat. Okechukwu Azubuike hat mir ebenfalls sehr gefallen, genauso wie Sadiq Umar, der im Angriff sehr solide war. In dieser Mannschaft ist sehr viel Qualität vorhanden. Auch kollektiv gab es viele gute Dinge bei diesem Turnier, aber die Partie gegen Deutschland hat leider auch die Grenzen des Teams offenbart", merkt Oliseh an. Die Frage, ob die Generationen von 1996 und 2016 miteinander verglichen werden können, verneint er dennoch. "Jedes Land hat SEINE goldene Generation. Auch Nigeria. Es kann nicht mehrere geben, oder erst nach längerer Zeit."

"Wenn wir in die Vergangenheit blicken, war der Olympiasieg der größte Erfolg einer nigerianischen Nationalelf. Ich war damals noch gar nicht geboren, aber seit jeher höre ich 'Atlanta 1996 hier, Atlanta 1996 dort.' Es war DER große Moment des nigerianischen Fussballs", bestätigt Sadiq Umar. Aber selbstbewusst ergänzt er zum Abschied: "Sicher, sie haben Gold gewonnen und wir nur Bronze. Sicher, sie haben ein historisches Kapitel geschrieben, aber ich glaube, dass wir mit diesem Sieg immerhin ein paar Zeilen hinzugefügt haben."