Donnerstag 12 September 2019, 09:38

Jürgen Klopps entscheidende Partie

  • Nach Gewinn der UEFA Champions League ist der Deutsche als The Best – FIFA-Welttrainer Männer 2019 nominiert

  • Im Halbfinal-Rückspiel siegte er mit Liverpool nach 0:3-Hinspielniederlage 4:0 gegen den FC Barcelona

  • "Man konnte das weltweit hören"

Schmerzhaft war er gewesen, jener 26. Mai 2018, als Liverpool FC mit Trainer Jürgen Klopp das Endspiel der UEFA Champions League mit 1:3 gegen Real Madrid verlor. In der Saison 2018/19 hatte man lange das Gefühl, dass es die Reds zusätzlich motivierte, erneut in das große Finale zu kommen, um es dieses Mal zu gewinnen.

Doch dann unterlag man im Halbfinal-Hinspiel mit 0:3 beim FC Barcelona. Es schien so, als würde es wieder heißen: "Nächstes Jahr wird unser Jahr". Es sollte aber anders kommen…

Die Taktik

Verletzungsbedingt musste Klopp auf Mohamed Salah und Roberto Firmino verzichten, für die Xherdan Shaqiri und Divock Origi anfingen, während zur Pause Georginio Wijnaldum für den angeschlagenen Andrew Robertson eingewechselt wurde. Am Ende hatten Origi und Wijnaldum je einen Doppelpack auf dem Konto und Shaqiri das dritte Tor vorbereitet.

Von den Grundformationen wählte Klopp das 4-3-3, während Barcelona überwiegend im 4-4-2 verteidigte. Da die Katalanen das Zentrum relativ kompakt halten wollten, ermöglichte dies Liverpool immer wieder, mit langen Bällen die Außen zu suchen – eine der Stärken der Reds in dieser Spielzeit.

Vom Positionsspiel her ähnelte Liverpool im Aufbau dem, was Manchester City spielt – mit fünf Mann in vorderster Linie zwischen den beiden Ketten Barcelonas. Dort, wo sich bei City oft die falschen Außenverteidiger bewegen, fanden sich bei Liverpool die Achter.

Dies erlaubte den Gästen natürlich auch immer wieder gefährliche Konterchancen, die von der Liverpool-Innenverteidigung oder auch Alisson Becker aber brillant gestoppt wurden. Das aggressive Gegenpressing Liverpools erstickte die meisten Barça-Konter aber im Keim.

Das Ergebnis

Wie erwartet begann die Heimmannschaft mit hohem Angriffspressing und zwang Barcelona selbst zu langen Bällen, was nicht unbedingt das Spiel der Katalanen ist.

Das 1:0 nach nur sieben Minuten wurde nach einem von den Gästen schlecht verteidigten langen Ball erzielt, als Origi per Abstauber erfolgreich war. Danach hatten beide Seiten durchaus ihre Chancen, ehe die Klopp-Elf auf 2:0 erhöhte – erneut knackte man Barcelonas Defensive über den rechten Flügel, nach erfolgreichem Gegenpressing folgte die Flanke von Trent Alexander-Arnold und der mittlerweile eingewechselte Wijnaldum war zur Stelle.

Nur zwei Minuten später explodierte The Kop vor Freude. Dieses Mal ging es über den linken Flügel, die Flanke kam von Shaqiri und Wijnaldum köpfte unhaltbar ein.

Es folgte eine der legendärsten Ecken der Fussballgeschichte, die zum 4:0 der Reds und dem Einzug in das Endspiel führte.

Doch was wäre dieser Sieg wert gewesen, hätte man erneut das Finale verloren? Es wäre ein Pyrrhussieg gewesen. Dass der 2:0-Endspielerfolg gegen Tottenham Hotspur FC vier Wochen später weit weniger spektakulär ausfiel, dürfte Klopp, seiner Elf und den LFC-Fans herzlich egal gewesen sein.

Die Reaktion

Ich denke nicht, dass es möglich ist, aber weil Ihr es seid, haben wir eine Chance.

"Wenn ich diesen Klub beschreiben müsste, dann ist er ein großes Herz, das heute Abend wie verrückt geschlagen hat. Das konnte man weltweit hören. Gegen Barcelona zu gewinnen, ist eine der schwierigsten Sachen im Fussball, und dann noch zu Null, keine Ahnung wie sie das gemacht haben. Diese emotionale Atmosphäre zusammen zu schaffen ist so besonders. Es dreht sich alles um die Spieler. Die Mischung aus diesem Potenzial und unglaublichem Herzen ist eine Mischung, die ich nie zuvor gesehen habe. Es zeigt, was im Fussball möglich ist. Ich habe den Jungs vorher gesagt: 'Ich denke nicht, dass es möglich ist, aber weil Ihr es seid, haben wir eine Chance.' Sie sind echte Mentalitätsmonster."

Jürgen Klopp

Vor dem Spiel hielt er eine unglaubliche Rede. Es war brillant und ich denke, er hat uns so angetrieben.

Dejan Lovren über Jürgen Klopp

"Nach dem Spiel in Spanien waren wir zuversichtlich, dass wir vier Tore schießen und 4:0 gewinnen können. Die Leute haben das bezweifelt. Sie dachten, das wir dazu nicht in der Lage wären. Aber wir haben wieder gezeigt, dass im Fussball alles möglich ist. Ich war wirklich sauer, dass der Trainer mich auf die Bank gesetzt hat. Ich habe nur versucht, meiner Mannschaft zu helfen und bin glücklich, dass mir das mit zwei Toren gelungen ist."

Georginio Wijnaldum