Sonntag 14 August 2016, 11:09

Eine unvergessliche Nacht für "Buba"

Die Handschuhe, die Luis Buba Lopez im Estadio Mineirao von Belo Horizonte in der Partie gegen Korea Republik trug, müssten längst auf dem Weg in ein honduranisches Museum sein. Es gibt wohl kein geeigneteres Ausstellungsstück, um die historische Qualifikation von Honduras für das Halbfinale des Olympischen Fussballturniers der Männer Rio 2016 zu illustrieren. Los Catrachos sind das erste mittelamerikanische Team in der Geschichte des Wettbewerbs, das in die Runde der letzten Vier einzieht.

Der 60-Meter-Sprint von Romell Quioto und die anschließende perfekte Direktabnahme von Alberth Elis zum einzigen Treffer des Tages mögen beeindruckend gewesen sein. Aber dass Honduras im Maracana-Stadion gegen Brasilien spielen wird, verdankt das Team den Reflexen von Buba.

"Alle Spieler sind wichtig, aber wir müssen uns bei Buba bedanken. Er hat eine besondere Leistung gezeigt und war außergewöhnlich, wie ich ihm sagte. Er hat großen Anteil daran. Mit einem großartigen Torhüter können wir große Dinge erreichen", lobte ihn Jorge Luis Pinto bei der Pressekonferenz, obgleich der Nationalcoach ungern Einzelspieler hervorhebt.

"Ein Super-Torwart. Herausragend. Er hat uns gerettet. Hoffen wir, dass er zum Wohle des ganzen Landes so weitermacht. Wir haben uns in der Kabine bei ihm bedankt und ihm gesagt, dass er so weitermachen soll und wir unseren Teil dazu beitragen werden", ergänzte gegenüber FIFA.com der Innenverteidiger Johnny Palacios, der Routinier des Kaders.

Die Begegnung dauerte zwar 90 Minuten plus Nachspielzeit, aber für einen Zusammenschnitt der unglaublichsten Paraden von Lopez reichen die 17 zwischen der 38. und der 55. Spielminute. In dieser Phase, unterbrochen von der Halbzeitpause, fehlte dem Schlussmann von Real España nur noch das Cape, um als Superheld durchzugehen. Zunächst kam er gerade noch mit der Hand an einen Ball, der nach einer scharfen Flanke von außen durch einen Mitspieler abgefälscht wurde und sich gefährlich in Richtung Tor senkte. Anschließend zeigte er eine Show, die insbesondere Son Heungmin nicht vergessen wird. Drei Schüsse der Nummer sieben - drei Paraden der Nummer eins. Eine unfassbarer als die andere, alle mit der linken Hand.

"Es ist schwer zu sagen, ob das die beste Leistung meiner Karriere war. Ich habe mich gut gefühlt, aber die Arbeit hat das ganze Team geleistet. Ich freue mich über die Qualifikation", sagte bei der Pressekonferenz der Held des Abends, der auch in der restlichen Partie stets sicher wirkte.

Es ist nicht das erste Mal in diesem Turnier, dass das Schicksal von Honduras buchstäblich in seinen Händen liegt. Schon im Auftaktspiel gegen Portugal brillierte er mit vier starken Abwehraktionen. Da die Mittelamerikaner 1:2 unterlagen, schienen diese verhinderten Treffer keine weitere Bedeutung zu haben. Das Gegenteil ist der Fall, denn die Mannschaft qualifizierte sich nur dank des um ein Tor besseren Torverhältnisses gegenüber Argentinien für die K.o.-Runde.

Weit scheinen nun die Zeiten zurückzuliegen, als er bei Real España nicht angenommen werden sollte, weil er für einen Schlussmann zu klein war. Damals war er noch nicht bei den 1,83 Metern angelangt, die er heute im Alter von 22 Jahren vorzuweisen hat. Aber die Person, die ihn damals entdeckt hatte, bestand darauf, ihn trotzdem zuzulassen. Es folgte ein meteoritenhafter Aufstieg: 2013 debütierte er in der ersten honduranischen Liga und trug mit einigen gehaltenen Elfmetern zum Meistertitel bei. Schon 2014 fuhr er als dritter Torhüter zur FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Brasilien 2014™. 2015 schließlich gab er sein Länderspieldebüt, in dem er auf Anhieb einen Elfmeter parierte.

Pinto nominierte ihn für die Olympiaauswahl, und Lopez dankte es ihm auf die bestmögliche Weise. Er versetzte die ganze Mannschaft in Begeisterung, die ihn verehrt und sich nun nicht mit dem Erreichten begnügen will. "Wir haben es zusammen genossen wie eine Familie. Es erfüllt mich mit Freude, meine Teamkameraden glücklich zu sehen. Jetzt wird uns bewusst, wie schwer es gewesen ist, die Sonne, die harte Arbeit. Aber das alles verdanken wir Gott. Wir sind glücklich, wollen aber weiter Geschichte schreiben."