Dienstag 10 November 2020, 16:09

Deena Rahman liebt die besonderen Herausforderungen

  • Deena Rahman trägt ihre Leidenschaft für den Fussball hinaus in die Welt

  • Die Halbägypterin hat einen neuen Weltrekord im Blick

  • Die Entwicklung des Frauenfussballs in Bahrain liegt ihr am Herzen

Elfmeter sind nicht jedermanns Sache. Der eine schnappt sich wie selbstverständlich den Ball, geht an den Punkt und versenkt das Ding. Der andere würde sich am liebsten unsichtbar machen, wenn es darum geht beim Elfmeterschießen die Verantwortung zu übernehmen. Freiwillig 24 Stunden durchgehend einen Elfmeter nach dem anderen im Netz versenken? Undenkbar? Nicht für Deena Rahman!

"Ich werde nicht lügen, ich bin ein bisschen verrückt“, erzählt Rahman laut lachend im Interview mit FIFA.com. Die gebürtige Britin will den Weltrekord für die meisten Elfmeterschüsse in 24 Stunden brechen. Wer denkt, dass dies ihr erster Rekord ist, der irrt. Seit einigen Jahren unterstützt sie das ist EPF-Projekt (Equal Playing Field), das den Weg für die Gleichstellung der Geschlechter im Sport ebnet und sich für gleiche Präsenz und Respekt auf dem Spielfeld und im Leben einsetzt.

"Mein Favorit war das Besteigen des Kilimandscharo. Es hat Mühe und echtes Engagement gekostet, um diesen Rekord zu ermöglichen. Im Leben nehme ich immer wieder Herausforderungen an. Wir haben am Toten Meer gespielt, dem niedrigsten Punkt der Welt. Letztes Jahr in Frankreich haben wird das längste Spiel mit den meisten Spielern absolviert. Mein Team - eine Gruppe von fünf – hatte die längste Schicht mit sieben Stunden, von Mitternacht bis 7 Uhr morgens. Sie hatten Mühe, diese Schicht mitten in der Nacht zu füllen. Wir liebten es. Wie man sieht, das ist meine Mentalität", führt sie lachend weiter aus.

Aber warum ausgerechnet Elfmeter?

"Ich habe alle Fussballrekorde nachgeschlagen und mich für einen angemeldet, in der eine Mannschaft die meisten Elfmeterschüsse innerhalb einer Stunde versenkt. Als ich dann noch weiter stöberte, sah ich die Elfmeter in 24 Stunden und dachte: Das klingt nach etwas, das ich gerne tun würde. Und habe mich dafür dann auch beworben. Als Laura von Equal Playing Field zu mir sagte, dass sie etwas für den Guinness World Record Day (18. November) machen wollen und fragte, ob ich interessiert wäre, war ich Feuer und Flamme. Wir hatten das erste Treffen und um ehrlich zu sein, wollten wir eigentlich den Team-Rekord anstreben."

Dass es am Ende die Einzelaufgabe wurde, liegt auch an der Corona-Pandemie. Als Team so viele Elfmeter wie möglich zu schießen ohne dabei die Abstandsregeln zu mißachten? Schwierig. "Ich bin ehrlich, ich wollte nicht, dass der Fokus nur auf mir liegt, aber gleichzeitig liebe ich diese Art von Herausforderungen. Ich bin schon gespannt auf die Aussicht, 24 Stunden Elfmeterschießen durchstehen zu müssen. Das bin ich, so bin ich nun einmal."

Doch woher kommt die Leidenschaft für den Sport, die sie immer wieder zu neuen Höhen anspornt? Im Alter von sieben Jahren fing Rahman an Fussball zu spielen und wurde mit 15 für den U-18-Kader Englands ausgewählt, in dem sie 18 Länderspiele absolvierte. 1999 avancierte sie zu einer der ersten Spielerinnen in Europa, die einen Profivertrag bei Fulham erhielt.

"Fulham hat das Pro-Team unglücklicherweise gestoppt und wir wurden wieder Amateure“, beschreibt die Mittelfeldakteurin. "Ich bin eigentlich halb Ägypterin, also meinte mein Vater: Wenn du nicht für England spielst, spielst du für Ägypten. Ich habe dort ein Jahr für einen Verein (Wadi Degla Arsenal Soccer School) gespielt – der an die Arsenal-Fussballschule angeschlossen war und war auch am Training der U-17-Nationalmannschaft beteiligt."

Ein Riss des Kreuzbandes zwang sie jedoch nach England zurückzukehren und eine Pause einzulegen. Mit dem Fussball aufhören? Kam für sie niemals in Frage.

Während ihrer Zeit in Ägypten lernte Rahman ihren späteren Ehemann Paul kennen, der eine Arsenal-Fussballschule in Bahrain gründen sollte. "Ich wusste nicht einmal, wo Bahrain liegt, aber ich fand es heraus“, gibt sie schmunzelnd zu. "Man bot mir tatsächlich einen Job an. Man mochte, was man von meinem Training sah. Im Januar 2010 habe ich meinen Job angenommen, hier weiter trainiert und fünf Jahre für Arsenal gearbeitet. Während dieser Zeit begann ich mit der Nationalmannschaft in Bahrain zu trainieren, um nach meiner Verletzung wieder fit zu werden. Sie sagten tatsächlich, dass sie wollten, dass ich für sie spiele. Nachdem ich alle Formalitäten erledigt hatte, wurde ich Nationalspielerin Bahrains und habe einige Turniere mit dem Team bestritten."

Es kommt also nicht von ungefähr, dass ihr die Entwicklung des Frauenfussballs in Bahrain derart am Herzen liegt. Seit zehn Jahren lebt Rahman in dem Königreich, das östlich von Saudiarabien und westlich vonKatar liegt. "Wir haben unsere eigene Akademie namens Tekkers (Tekkers Academy Bahrain) gegründet. Wir sind jetzt seit fünf Jahren in Betrieb, und zum Glück ist es wirklich gut gelaufen. Wir beschäftigen zehn Mitarbeiter, befinden uns an sieben Standorten. Als ich hierherkam, trainierte ich wahrscheinlich zwei Mädchen und jetzt haben wir über 200 in unserem Programm - der Rest sind Jungen."

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Der Weg dorthin war nicht immer einfach. Rahman musste Barrieren durchbrechen, Vertrauen aufbauen, Überzeugungsarbeit leisten.

"Als bemerkt wurde, wie sehr die Mädchen den Fussball genießen, wurden wirklich Barrieren durchbrochen und wir konnten darauf aufbauen. Bahrain ist ein kleines Land, was gut ist und wir hatten sehr viel Mundpropaganda. Wir haben es geschafft, ein wirklich gutes Mädchenprogramm aufzubauen." Doch damit nicht genug.

"Ich habe hier die erste Frauenliga gegründet. Wir haben zwischen vier bis 12 Teams. In einer Saison kam sogar eine Mannschaft aus Saudiarabien. Das hat wirklich Barrieren abgebaut, weil man dort sehr streng ist, aber jetzt wird es einfacher. Ich denke nur, dass sich die Leute im Laufe der Zeit bewusst geworden sind, dass Sport gut für Frauen ist. Sie wissen, dass unser Programm gut ist und sie sind glücklich. Wir haben auch gute eine Mischung. Wir haben Bahrainer, Leute aus den Straßen dieser Region, aber auch Expats. Es ist die soziale Seite und die damit verbundene Integration verschiedener Nationalitäten. Es war ein Gewinn, bei dem die Menschen die positiven Aspekte des Sports gesehen haben und es wird immer besser", so Rahman zum Abschluss.

Und sollte ihr am Ende gelingen, den Weltrekord zu brechen und einen neuen aufzustellen – wird das dem Frauenfussball in Bahrain sicher weiteren Auftrieb geben. Wir drücken auf jeden Fall ganz fest die Daumen.

Alles Wissenwerte zu Equal Playing Field und den #GWRDay finden Sie HIER.

QUOTE:

The official record is 1111 – very easy to remember. However,  I stumbled across someone who actually did it in September and they got 2075. But they haven't submitted their evidence yet. It's not verified as a record. But I'm not risking that. In my mind the record is 2075 and that is what I am aiming to beat.

Der offizielle Rekord ist 1111 - sehr leicht zu merken. Ich bin aber auf jemanden gestoßen, der es tatsächlich im September getan hat und auf 2075 kam. Aber er hat seine Beweise noch nicht eingereicht. Es ist nicht als Rekord verifiziert. Aber das ri...
Deena Rahman