Ein Wunder ist es nicht, dass Luka Modrić im Augenblick mit einem Lächeln zur Arbeit geht. Schließlich arbeitet er mit dem Spieler zusammen, den er für den besten der Welt hält. Außerdem ist sein Chef sein Idol, und seine Kollegen haben ihn als besten Spieler auf seiner Position ausgezeichnet. Modrić durchlebt gerade eine absolute Hochphase und das merkt man ihm bei jedem Spielzug an.
"Ich bin sehr glücklich", erklärt er am 11. Januar im Gespräch mit FIFA.com, bevor er sich auf die Bühne des Zürcher Kongresshauses begibt, um seine Auszeichnung als Mitglied der FIFA FIFPro World XI 2015 entgegenzunehmen.
Dabei war er nicht gerade optimal in das letzte Jahr gestartet, sondern hatte versucht, sich so schnell wie möglich von einer der vielen Verletzungen zu erholen, die ihn im Saisonverlauf plagten. Doch jedes Mal, wenn er auf dem Spielfeld auflief, hinterließ er mit seinem großen Talent Spuren. Gleiches gilt für das noch junge Jahr 2016. Sein Trainer, Zinedine Zidane, hat ihm für sein neues Projekt bei Real Madrid das Vertrauen als Taktgeber im Mittelfeld ausgesprochen. Bislang hat der Spieler mit der Rückennummer 19 nicht enttäuscht.
"Zinedine war ein Idol. Einer dieser Spieler, die ich als Kind bewundert habe", so der vielseitige Mittelfeldspieler. "Ich glaube, alle Jungs haben ihn bewundert. Er gehörte zu den Besten seiner Generation."
Der Kroate nimmt dieses Geschenk des Schicksals dankbar entgegen. Schon als Zizou noch Assistenztrainer von Carlo Ancelotti war, ließ er sich keine Gelegenheit entgehen, mit dem Franzosen Torschüsse von außerhalb des Strafraums zu trainieren. Und auch heute holt er sich immer wieder gerne Tipps vom ehemaligen FIFA Welfussballer, der am 5. Januar das Amt des Cheftrainers von Rafa Benítez übernahm. "Jeder Rat, den er dir geben kann, ist ein Schatz, der dir dabei hilft, dein Spiel zu verbessern", erklärt er. Der Trainer selbst zeigt sich begeistert von seiner Entwicklung: "Was er da mit dem Außenrist anstellt, beeindruckt mich."
Dieser unbändige Wille, Neues dazuzulernen, zeichnet Modrić auf allen Ebenen aus. Auch von seinen Kollegen schaut er sich gern etwas ab. In dieser Hinsicht fühlt er sich privilegiert, weil er tagtäglich mit so hochklassigen Spielern arbeiten darf. Da wäre zum Beispiel Cristiano Ronaldo: "Als Teamkamerad ist er unglaublich, für mich der beste Spieler der Welt. Mit ihm in einem Team zu sein, ist beeindruckend. Man kann viel von ihm lernen: sein Antrieb, die harte Arbeit, die er jeden Tag leistet, sein bedingungsloser Einsatz…das ist schon beeindruckend."
Der neue Stolz Kroatiens Als Kind hätte Modrić nicht im Traum daran gedacht, dass er es einmal so weit bringen würde. Schließlich drohte der Balkankonflikt all seine Träume zu zerstören. Mit 16 Jahren fand er im Fussball dann eine Möglichkeit, zur Normalität zurückzukehren und sein Talent auszuschöpfen. Damals bewunderte er die kroatische Spielergeneration, die bei der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ 1998 in Frankreich die Bronzemedaille holte und damit die ganze Welt beeindruckte. Heute gehört er selbst nun zu einer Generation, die von noch größeren Erfolgen träumen lässt.
"Es ist ein großes Lob für diese Mannschaft, wenn man uns als die beste Generation bezeichnet, insbesondere wenn man berücksichtigt, wie gut andere kroatische Mannschaften in der Vergangenheit waren. Aber wir werden erst im Laufe der Zeit sehen, ob dieses Lob berechtigt ist", so der ehemalige Akteur von Dinamo Zagreb und Tottenham Hotspur.
Die Zeit und die Titel zeigen am Ende, wo man wirklich steht. Nach zwei Weltmeisterschaften und zwei Europameisterschaften kämpft Modrić derzeit noch immer darum, Spuren auf dem internationalen Parkett zu hinterlassen. In einigen Monaten können die Kroaten bei der UEFA EURO in Frankreich erneut ihr Können unter Beweis stellen. Die Erwartungen an das Team, das unter anderem mit Supertalenten wie Ivan Rakitić und Mateo Kovačić aufwarten kann, sind hoch.
"Bei Wettbewerben wie der EURO gibt es viele Faktoren, die entscheidend sein können. Man braucht immer auch das berühmte Quäntchen Glück. Wir hoffen, dass dies der Fall sein wird. Wir erfüllen alle Voraussetzungen, daran gibt es keinen Zweifel. Aber wie weit wir kommen, wird sich zeigen", so der 30-Jährige vorsichtig.
Beim jüngsten Aufschwung der Nationalmannschaft spielt unter anderem der Wechsel des Trainerstabes eine entscheidende Rolle. Im September übernahm Ante Čačić das Amt des Nationaltrainers von Niko Kovać und brachte frischen Wind. "Vor allem hat er Frieden und Selbstvertrauen in die Mannschaft gebracht. Als er das Amt übernahm, gab es rund um das Team viel Negatives, doch wir haben unter ihm eine gute Reaktion gezeigt und unser Können unter Beweis gestellt", meint er. Die Nationalmannschaft und die guten Aussichten für das Turnier in Frankreich sind daher ein weiterer Grund dafür, dass Modrić gar nicht mehr aufhört zu lächeln.