Dienstag 05 Oktober 2021, 14:00

Blackburn: "Wir haben nichts zu verschenken"

  • In der WM-Qualifikation liegt Panama aktuell nur zwei Punkte hinter Tabellenführer Mexiko

  • Rolando Blackburn hat bislang zwei Tore erzielt

  • Der Einfluss von Trainer Thomas Christiansen ist deutlich zu spüren

Fragt man Rolando Blackburn, den 31-jährigen panamaischen Nationalstürmer, nach seinen größten Vorbildern, fallen ihm schnell drei Namen ein: der Brasilianer Ronaldo, Edinson Cavani und Carlos Tévez. Das Fenómeno bewundert er, weil er mit seinen Treffern die Fans verzauberte, als Blackburn noch davon träumte, Fussballprofi zu werden. Der Uruguayer Cavani ist dagegen ein noch aktives Vorbild. Mit Calos Tévez verbindet ihn indes eine besondere Beziehung, die über das Spielfeld hinausgeht. "Genau wie er stamme ich aus einem ärmlichen Viertel. Ich komme aus San Joaquín am Rande von Panama-Stadt. Dort gibt es große Talente für den Fussball, aber auch viel Gewalt und viele Tote", erzählt er in einem Exklusiv-Interview mit FIFA.com. Dort hat er gelernt, gegnerische Spieler zu umdribbeln, aber auch den Verlockungen eines leichtsinnigen Lebens zu widerstehen. "Ich habe dagegen angekämpft. Ich habe viele Dinge in meinem Viertel erlebt, mich aber nie negativ beeinflussen lassen. Darauf kommt es am Ende an." Dann erhielt er beim Nachwuchs des FC Tauro eine Chance und begann, eine Mentalität zu entwickeln, die für ihn heutzutage - auch als gereifter Spieler - noch überaus wichtig ist. "Als ich zum Training fuhr, hat mich das 50 Centavos gekostet. Als es schwer wurde, dieses Geld aufzubringen, haben Bekannte mir ein wenig Geld zugesteckt, bis ich die 25 Centavos für die Hinfahrt und die 25 für die Rückfahrt zusammenhatte. Dennoch war ich schon damals fest entschlossen, kein einziges Training zu verpassen. Und das hat mir sehr dabei geholfen, meinen Weg zu finden."

Der Lohn für die Anstrengung

Gegenwärtig läuft alles nach Plan, denn er hat bereits zwei Treffer in der laufenden CONCACAF-Qualifikation für die FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Katar 2022™ erzielt. "Was die Auswahlmannschaften angeht, bin ich gegenwärtig äußerst erfolgreich. Ich danke Gott für all das, was ich erleben darf. Aber natürlich muss ich auch meine Mitspieler erwähnen, die das alles erst möglich machen." Diese gemeinschaftlichen Anstrengungen haben dazu geführt, dass Panama einen guten Start in die letzte Runde mit acht Teams hatte, wo man mit derzeit fünf Punkten nur zwei Zähler hinter Tabellenführer Mexiko liegt. Das fussballerische Konzept von Thomas Christiansen, der im August 2020 die Auswahl übernahm, ist immer besser auf dem Platz zu erkennen. "Wir haben gut angefangen, mit einer Spielweise, die wir schon lange nicht mehr gezeigt haben. Mit der Amtsübernahme durch Christiansen haben sich viele Dinge rasch geändert. Er hat die Mentalität unserer Nationalspieler geändert, die es nun auf Augenhöhe mit jedem Gegner aufnehmen wollen. Er steht für einen intensiven und sehr schnellen Fussball."

Rolando Blackburn #9 of Panama celebrates after scoring

Am kommenden 7., 10. und 13. Oktober rollt der Ball wieder in der Nord-, Mittelamerika- und Karibik-Zone. Panama trifft auf El Salvador, die USA und Kanada. Die neun Punkte, um die es dabei geht, könnten es ermöglichen, sich oben in der Tabelle festzusetzen. "Alle Spiele dürften sehr schwer werden. Panama wird nichts geschenkt bekommen, das wissen wir. Deswegen müssen wir jedes Spiel so angehen, als ob es das letzte wäre. Wenn wir bei der nächsten WM dabei sein möchten, müssen wir nur noch Endspiele bestreiten. Unser Ziel ist ganz klar: Wir haben nichts zu verschenken."

Obwohl man noch nicht ganz auf der Zielgeraden ist, hat man die WM-Teilnahme natürlich im Kopf. Das gilt erst recht für Rolando Blackburn, der in Russland 2018 fast dabei gewesen wäre. Er stand noch im erweiterten Kader, wurde am Ende aber dann gestrichen. "Hindernisse wecken nur meinen Kampfgeist. Damit habe ich auch im Verein großen Erfolg gehabt. Ich wusste, wenn ich weiterhin Tore in der Liga erziele, dass ich wieder in die Auswahl zurückkehren würde. Wir arbeiten hart, um gute Leistungen zu zeigen. Zunächst wollen wir die Qualifikation schaffen und dann auch dort in Katar gut abschneiden. Der Gedanke, bei einer WM dabei zu sein, motiviert mich ungemein." Die kommenden Gegner dürften die Botschaft gehört haben. "Wir werden Schritt für Schritt vorgehen. Dennoch wird sich an diesen drei Spieltagen entscheiden, wie es mit der Auswahl Panamas weitergeht. Wenn wir weiter auf diesem Niveau spielen, diesen Teamgeist zeigen und die eine oder andere Kleinigkeit ändern, dann bin ich überzeugt davon, dass wir allen einen großen Kampf liefern werden", kündigt er zum Abschluss an.