Mittwoch 13 Juli 2022, 12:00

Expertenforum spricht in Zürich über Trainerausbildung

  • Experten aller sechs Konföderationen treffen zu Seminar über Kompetenzförderung zusammen

  • Talentförderung nur über gute Trainer möglich

  • Trainerausbildungsprogramm der FIFA mit globaler Vision

"Jeder kann Trainer werden. Aber es erfordert Kenntnisse, Erfahrung und Ausbildung, jemandem genau zu sagen, was er zu tun hat und wie und wann genau er es zu tun hat. Daher müssen wir uns unbedingt auf die Qualität der Ausbildung konzentrieren." Diese Aussage stammt von Arsène Wenger der mit Blick auf seine Karriere weiß, was erforderlich ist, um nicht einfach nur Trainer, sondern ein guter Trainer zu sein. Der Franzose, der im November 2019 zum FIFA-Direktor für globale Fussballförderung ernannt wurde, hat die Qualität der Ausbilder deshalb ganz oben auf seine Prioritätenliste gesetzt. Daher wurde im Rahmen des FIFA-Trainerförderungsprogramms vom 27. bis 30. Juni in Zürich unter der Leitung von Wenger, Steven Martens (technischer Direktor der FIFA) und Branimir Ujevic (Leiter Trainerförderung bei der FIFA) ein Expertenforum zur Kompetenzförderung abgehalten.

Konkurrenzfähigkeit weltweit verbessern

"Die FIFA will jedem Talent eine Chance geben. Das bedeutet, dass die Spieler aller Leistungsstufen nicht nur Zugang zu guten Wettbewerben haben müssen, sondern auch zu guten Trainern, die sie im Fussball anleiten können", so Martens mit Blick auf den Grund für die Durchführung des Seminars. "Es ist wichtig, dass jeder Mitgliedsverband in der Lage ist, seine eigenen Trainer zu fördern und eigene Schulungsprogramme abzuwickeln. Aus diesem Grund halten wir diesen Workshop ab, der sich speziell darauf konzentriert, wie man weltweit bessere Trainerausbilder fördern kann." Wie Wenger auf der Grundlage einer vor zwei Jahren eingeleiteten innovativen Studie feststellte, hängt die Talentförderung von guten Trainern im Jugendbereich, sowie von guten Kenntnissen und einer entsprechenden Ausbildung der Trainer ab. "Wir haben festgestellt, dass die Länder, die im Weltfussball gute Ergebnisse erzielen, über die besten Ausbildungssysteme und die besten Trainer verfügen. Daher brauchen wir dieses Programm, um den Wettkampf weltweit zu stärken."

FIFA Coach Educators – Competency Development Framework Panel

Unter den Teilnehmern war auch der Australier Scott O'Donell, der vorwiegend in Südostasien tätig ist. Er bestätigt die Notwendigkeit, die Trainerausbildung weltweit zu fördern. "Viele Trainer, mit denen ich in Indien, Kambodscha, Malaysia oder Singapur zusammengearbeitet habe, bleiben in Indien, Kambodscha, Malaysia oder Singapur. Vielleicht sind sie nicht selbstbewusst genug für ein Engagement im Ausland", erklärt er. "Das Trainerförderungsprogramm bietet Gelegenheit, mit Menschen in anderen Ländern zusammenzuarbeiten, ein Netzwerk aufzubauen und Chancen zu erhalten. Das kann für den Fussball in Südostasien nur gut sein, denn das Potenzial ist enorm."

Stets nach Spitzenleistungen streben

Auf der anderen Seite könnte man meinen, dass der fünfmalige Weltmeister Brasilien, der bereits zahlreiche legendäre Trainer hervorgebracht hat, sich weit weniger Sorgen um die Ausbildung macht. Dennoch ist Mauricio Marques, Technischer Koordinator für die Kurse des brasilianischen Fussballverbands (CBF), von der Nützlichkeit des Programms überzeugt. "Als wir zum ersten Mal über die Teilnahme an diesem Programm nachgedacht haben, ging uns Folgendes durch den Kopf: 'Wir haben fünf Sterne auf dem Trikot, wir bringen die besten Spieler hervor, warum sollten wir uns also daran beteiligen?', räumt er ein.

FIFA Coach Educators – Competency Development Framework Panel

"Aber später kamen dann andere Überlegungen hinzu. Selbst wenn man auf dem Gipfel des Weltfussballs steht, muss man immer daran denken, dass man sich trotzdem noch verbessern kann. Wir streben immer nach Spitzenleistungen, das war für uns ein Motivationsfaktor." Marques ist bewusst, dass die Qualität der Trainer im Land des fünfmaligen Weltmeisters mit mehr als 210 Millionen Fussballbegeisterten nicht nur an der Spitze der Pyramide stimmen muss. "Wir beim CBF sind, mit Unterstützung der FIFA, dafür verantwortlich, dies in der Breite umzusetzen, das System demokratischer zu gestalten und auf allen Ebenen zugänglich zu machen", erklärt er und untermauert seine Aussage mit einigen Zahlen: "Angenommen, 20 Trainerausbilder geben im Laufe eines Jahres etwa zehn Kurse mit je 40 Teilnehmern. In diesem Fall erreichen die Ausbilder 400 Trainer pro Jahr. Wenn Sie die Anzahl der Kinder berechnen, die sie betreuen, sagen wir 100 Kinder pro Jahr, dann sprechen wir von 40.000 Kindern pro Jahr allein in Brasilien! Auf alle Konföderationen bezogen, die am Trainerausbildungsprogramm der FIFA beteiligt sind, ist das einfach enorm!"

FIFA Coach Educators – Competency Development Framework Panel

Ein positiver Schritt, ein weltweites Ziel

Die Auswirkungen des Programms sind also allein schon bezüglich der erreichten Personen kolossal. John Peacock, ehemaliger Spieler und Trainer aus England und heute Ausbilder und Berater, stellt jedoch lieber den Wert des Förderprogramms in den Vordergrund.

"Hier geht es nicht nur um Quantität, sondern vor allem um Qualität", betont der Brite. "Wir müssen die Qualität der Trainer weiter fördern und, was noch wichtiger ist, die Qualität der Trainerausbilder, die diese Kurse weiterentwickeln und mit jüngeren und älteren Spielern im Männer- und Frauenfussball arbeiten. Schließlich geht es darum, den Fussball in ihrem Land zu fördern und auf ein höheres Niveau zu heben." "Was die FIFA tut, indem sie Ausbildungsprogramme auf der ganzen Welt unterstützt, ist ein wirklich positiver Schritt. Unsere Aufgabe ist es, diese Botschaften in der ganzen Welt zu verbreiten, damit die im Rahmen dieser Programme verfügbare Unterstützung abgerufen wird und Spieler und Trainer sich zukünftig durch die Förderung verbessern können", meint er abschließend.