Montag 09 August 2021, 15:00

FIFA feiert den legendären Zagallo, der 90 Jahre alt wird

  • Mário Zagallo feiert heute seinen 90. Geburtstag

  • Die FIFA hat zur Feier des Tages eine Dokuserie produziert

  • Pelé, Mourinho und Ronaldo kommen zu Wort

Mário Zagallo + Fussball = Tränen. Der Sport brachte ihn 1950 zum ersten Mal zum Weinen. Der 18-jährige Soldat aus dem brasilianischen Bundesstaat Alagoas arbeitete damals für ein Sicherheitsunternehmen im Maracanã-Stadion und war nach dem überraschenden Sieg Uruguays gegen Brasilien im entscheidenden letzten Spiel der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ am Boden zerstört. Acht Jahre später weinte er dann Freudentränen, denn der Linksaußen spielte bei der WM 1958 in Schweden eine alles entscheidende Rolle, obwohl er erst einen Monat zuvor sein erstes Länderspiel bestritten hatte, und errang mit der Seleção den ersten Weltmeistertitel. Weitere Tränen flossen, als Zagallo den Titel mit Brasilien bei der WM 1962 in Chile verteidigte, 1970 in Mexiko als Trainer "The beautiful Team" auf den Gipfel des Erfolgs führte und als er Brasilien 1994 in Los Angeles als Assistenztrainer von Carlos Alberto Parreira nach 24 Jahren Durststrecke wieder zu einem Weltmeistertitel verhalf. An seinem 90. Geburtstag gelang es der FIFA dann, Zagallo erneut zu Tränen zu rühren.

Zur Feier des Tages haben wir nämlich eine vierteilige Dokuserie über den Mann gedreht, der stärker mit dem brasilianischen Nationalteam verwoben ist als jeder andere. In der Serie sind Szenen und Bilder zu sehen, die noch nie zuvor gezeigt wurden, und Legenden des brasilianischen Fussballs wie Pelé, Pepe, Carlos Alberto Parreira, Jairzinho, Rivellino, Ricardo Rocha, Dunga, Bebeto, Cafu und Ronaldo sowie hoch geschätzte Journalisten wie Galvao Bueno, Paulo Vinicius Coelho und Tino Marcos zollen ihm Tribut. Außerdem ist ein Trainer zu sehen, auf den Zagallo großen Einfluss hatte, nämlich José Mourinho. Im ersten Teil wird gezeigt, wie Zagallo das entscheidende Spiel der WM 1950 verfolgt hat und 1958 und 1962 dann selbst aktiv dabei war. "Meine Leidenschaft für das Nationalteam begann schon, als es noch an Spielern mangelte und keinen Trainer gab", so Zagallo. "Ich hatte immer nur das Team mit den gelben Trikots im Kopf."

Dann avancierte er im Vorfeld der WM 1958 in Schweden vom Fan der Seleção zum Nationalspieler. Obwohl er erst kurz vor dem WM zu seinem ersten Länderspieleinsatz kam, zog er schon kurze Zeit später an herausragenden Flügelspielern wie Pepe und Canhoteiro vorbei und sorgte dafür, dass Trainer Vicente Feola aufgrund seiner Vielseitigkeit sein ganzes System umstellte. "Zagallo war der Grund für die Umstellung von einem 4-2-4- auf ein 4-3-3-System", so Paulo Venicius Coelho. Pelé fügt hinzu: "Ich muss mich bei Zagallo bedanken, denn oftmals musste ich mich zurückfallen lassen, um die Rolle des dritten Mannes [im Mittelfeld] zu übernehmen, aber er war immer schon da." Im zweiten Teil wird das beleuchtet, was Bueno als "das mit Abstand beste Team aller Zeiten" bezeichnet.

"Sie spielten ein 4-2-4", erklärt Zagallo, der erst 75 Tage vor dem Beginn der WM 1970 in Mexiko zum Trainer ernannt worden war. "Wenn sie mit diesem System in die WM gestartet wären, hätten sie gar nichts erreicht." "Wann sieht man in einem Nationalteam, in Brasilien oder anderswo auf der Welt, schon fünf Zehner in einer Mannschaft?", fragt Bueno. Jairzinho schwärmt: "Zagallos Team war das beste Nationalteam, das ich je gesehen habe." Eine überragende Seleção krönte ihre Turnierleistung mit dem wohl schönsten Tor der WM-Geschichte, einem herrlichen Spielzug, der damit endete, dass Carlos Alberto das Leder zum 4:1-Finalsieg gegen Italien in die Maschen hämmerte. "Wir wussten, dass Facchetti Manndeckung machte", so Parreira. "Zagallo sagte: 'Jairzinho, wenn du kannst, reiß für Carlos Alberto eine Lücke auf'." Paulo Vinicius Coelho dazu: "Das war 'totaler Fussball' – vier Jahre bevor die Niederländer ihn spielten." "Ich habe die Seleção vollkommen verändert", meint Zagallo. "Dieses Team wird immer in Erinnerung bleiben." Im dritten Teil geht es um die WM 1994 in den USA, bei der Zagallo als Assistenztrainer Brasiliens fungierte. "Seine Anwesenheit hat uns Zuversicht gegeben, er war die Verkörperung eines Siegers", so Parreira zu Zagallos Rolle.

"Wir standen unter Druck, denn Brasilien hatte seit 24 Jahren keinen Weltmeistertitel mehr gewonnen, aber er hat uns enormes Selbstvertrauen eingeflößt", meint Bebeto, als eine legendäre Szene eingespielt wird, in der Zagallo brüllt: "Brasilien wird den vierten Titel gewinnen – ob ihr wollt oder nicht!" "Er hat uns lächelnd motiviert und Späße mit uns gemacht", so Cafu. Die Episode endet damit, dass Zagallo sich auf einen Besuch Dungas freut. "Du hast uns gelehrt, Gelb zu lieben, die Farbe Brasiliens", so der Weltmeisterkapitän. "Du hat immer für Brasilien gekämpft – auf und neben dem Platz. Du bist für uns alle ein Vorbild." "Jetzt werde ich emotional", antwortet Zagallo mit Tränen in den Augen.

Im vierten Teil wird Zagallos großer Einfluss im Elfmeterschießen gegen die Niederlande bei der WM 1998 in Frankreich beleuchtet. "Ich habe mir Taffarel gegriffen und gesagt: 'Du wirst das für uns gewinnen'."

"Es ist der Horror, mit dem Ball in der Hand vom Mittelfeld zum Elfmeterpunkt zu gehen", meint Ronaldo. "Aber alles, woran ich denken konnte, war seine unbändige Energie. Ich habe viele wichtige Trainer gehabt, aber Zagallo war ohne Zweifel der beste von allen." Die Episode endet mit Hommagen. "Danke, dass es dich gibt", sagt Rivellino. Pele: "Ich möchte dir für alles danken, denn vieles, was in meinem Leben und mit der Seleção passiert ist, verdanke ich dir."

Und auch wir danken einem Mann für alles, den Mourinho als einen "der größten Namen der Fussballgeschichte" bezeichnet. Alles Gute zum 90. Geburtstag, Mário Zagallo!