Samstag 04 November 2017, 08:27

Skibbe mit Griechenland vor WM-Playoffs

  • Griechenland nach drei aufregenden Jahren vor den WM-Play-offs

  • Coach Michael Skibbe brachte die Elf wieder auf die Spur

  • Die Spiele gegen Kroatien könnten die gescheiterte EM-Qualifikationvergessen lassen

"Wir wollen keine Prämien oder Geld extra. Wir spielen nur für Griechenland und die Menschen dort."

Eine tolle Botschaft. Für Griechenland war es der größte Erfolg seit einem Jahrzehnt. In Recife war das vorherrschende Gefühl zwar Schmerz, da man im Elfmeterschießen in der K.o.-Runde der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Brasilien 2014™ gegen Costa Rica ausgeschieden war, doch die gemeinsame Botschaft der Mannschaft an den griechischen Premierminister war eine voller Stolz. Eine Südamerika-Reise, die unter dem Strich ein Erfolg war.

Für Costa Rica war in Salvador nach einem historischen Viertelfinale gegen die Niederlande Schluss und Griechenland träumt jetzt von einem weiteren WM-Abenteuer nächstes Jahr in Russland – doch erst einmal muss Kroatien in den Playoffs überwunden werden, um eines der vier letzten europäischen Tickets zu lösen. Nach den drei Jahren, die Griechenland hinter sich hat, ist diese Playoff-Teilnahme durchaus eine Leistung.

Nach Brasilien 2014 zog Trainer Fernando Santos in sein Heimatland Portugal weiter (was ja auch nicht ganz unerfolgreich ausging), außerdem beendete Kapitän und Mittelfeld-Ikone Giorgos Karagounis nach 15 Jahren im Alter von 37 seine Nationalmannschaftskarriere. Neuer Trainer wurde Claudio Ranieri.

Nach Otto Rehhagel und Santos wich Ranieri vom defensiven Stil seiner Vorgänger ab und führte die Mannschaft immer mehr in eine System-Revolution, die nicht gut ausging - auch wenn sein Stil in seiner folgenden Rolle bei Leicester City dann wieder genau der richtige sein sollte.

Die Nationalmannschaft Griechenlands jedenfalls präsentierte sich ohne Zusammenhalt und Kampfgeist. Nach einer seelenlosen Niederlage gegen die Färöer in Piräus, seiner dritten Niederlage in vier Spielen, war die Reise für Ranieri bereits beendet.

Seine Nachfolger Kostas Tsanas und Sergio Markarian konnten den Niedergang ebenfalls nicht aufhalten, so dass Griechenland als erste topgesetzte Mannschaft in der Geschichte der WM- oder EM-Qualifikation Gruppenletzter wurde. Das erste Heimtor erzielte man sogar erst im letzten Qualifikationsspiel und verpasste Frankreich 2016 so um Längen.

Nach Santos Vor Skibbe

  • Claudio Ranieri: Rumänien (Niederlage), Finnland (Unentschieden), Nordirland (N), Färöer (N)

  • Kostas Tsanas (Interimstrainer): Serbien (N)

  • Sergio Markarian: Ungarn (U), Färöer (N), Polen (U)

  • Tsanas: Finnland (N), Rumänien (U), Nordirland (N), Ungarn (Sieg)

Auftritt Michael Skibbe. Nach Rehhagel erinnerte man sich beim griechischen Verband an einen weiteren deutschen Trainer und räumte gegenüber FIFA.com sogar ein, dass seine Nationalität "sicher ein Grund, wenn nicht sogar der Hauptgrund" für seine Verpflichtung gewesen sei. Allerdings dauerte es eine Weile, bis er den Trend umkehren konnte. Eine Niederlage gegen Luxemburg zeigte, wie groß die Herausforderung werden würde.

"Ich glaube an gute Disziplin und taktische Wachsamkeit auf dem Spielfeld", sagte Skibbe. "Das war die Grundlage für Griechenlands stärkste Zeit in den 2000ern und den Gewinn der EURO und da wollen wir wieder hinkommen." Mit drei Siegen aus vier Qualifikationsspielen für die WM in Russland (nur ein Tor von Romelu Lukaku in der 89. Minute verhinderte, dass auch Belgien bezwungen wurde), erreichte Skibbe sein Ziel in eindrucksvoller Manier innerhalb von nur einem Jahr.

Sechs Spieler seiner Startelf in Brüssel waren auch bei dem Debakel gegen die Färöer dabei, was zeigt, dass es eine Evolution war, und keine Revolution, die Skibbe vollzog.

Nun geht es gegen den nächsten schwierigen Gegner, zwei Playoff-Partien gegen Kroatien stehen vor der Tür. Skibbe zählt auf seine Defensive, die nun um Sokratis Papastathopoulos und Kostas Manolas herum aufgebaut ist – eine gute Abwehr könnte insbesondere im Hinspiel in Zagreb zum Schlüssel werden.

"Vielleicht ist es gut, das Rückspiel zuhause zu haben. Man kann auswärts zunächst defensiver spielen und dann sehen, wie man das Rückspiel angeht", sagte er FIFA.com nach der Play-off-Auslosung. "Ihre Offensive ist ziemlich stark, aber wir verteidigen meistens auch sehr gut, aber warten wir ab, was auf dem Platz passiert."

Wenn man Griechenlands Fans vor zwei Jahren diese Ausgangslage angeboten hätte, hätte wohl kaum einer von ihnen abgelehnt.