Donnerstag 14 November 2019, 23:21

Edu García – der Schutzdrache Mexikos

"Ich mag den Spitznamen. Sie haben ihn mir mit acht oder neun Jahren bei Chivas gegeben und er lässt mich glauben, dass ich hier bin, um Eindruck zu machen, mich durchzusetzen."

Eduardo García, genannt der Drache, weiß genau, was dieser Spitzname bei ihm auslöst, wenn er es auch mit leiser Stimme sagt. Vor gerade einmal zehn Minuten hat er den dritten Elfmeter gegen die Niederlande pariert. Seit gerade einmal zehn Minuten ist der Drache der große Held des mexikanischen Teams, das ins Finale der FIFA U-17-Weltmeisterschaft Brasilien 2019™ eingezogen ist.

"Ich bin total überwältigt. Ich wusste, dass ich es schaffen könnte. Ich habe es mir bildlich vorgestellt", meint er gegenüber FIFA.com. Die Niederländer Taabouni, Braaf und Regeer schien er im Elfmeterschießen mit seinen Blicken zu lähmen. "Für einige hatte ich Hinweise, und bei anderen habe ich mir das Ganze bildlich vorgestellt. Ich habe mir gesagt: 'Das ist meiner, den halte ich.'"

Sein Vater, der genau wie der Sohn Eduardo heißt, hatte schon sehr früh die Vorstellung gehabt, dass sein Sohn die Position zwischen den Pfosten lieben würde. "Sie werden es nicht glauben, aber er war schon Torwart, als er gerade mal ein Jahr alt war!", erzählt der Papa, der auf der Tribüne sitzt und dasselbe himmelblaue Outfit trägt wie sein Sohn.

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Der Sohn kann das nur bestätigen: "Ich mag Fussball seit ich laufen kann, aber ich habe den Ball immer in die Hände genommen. Als ich dann im Kindergarten war, ist mein Papa mit mir zum Fussballspielen auf einen Sandplatz in der Nähe unser Wohnung gegangen. Ich habe gern verteidigt, war gern der Retter der Mannschaft. Und ich habe mich schon immer für den interessiert, der anders gekleidet war. So wollte ich auch sein."

Der Junge hechtete was das Zeug hielt, aber er hatte noch eine andere Eigenschaft, die ihn von anderen abhob. "Er war sehr ernst für sein Alter", lässt der Vater durchblicken.

"Ich war schon von klein auf so", bestätigt der Drache. "Ich hatte keine Erklärung dafür, aber dann wirst du älter und heute ist mir bewusst, was ich will und was ich brauche, um es zu erreichen. Und um mein Ziel zu erreichen, muss ich unter anderem hoch konzentriert sein."

Bei der WM in Brasilien war diese Konzentration auf jeden Fall deutlich sichtbar. Schon in der ersten Partie gegen Paraguay konnte er mit seinem Eingreifen in entscheidenden Situationen auf sich aufmerksam machen. Das galt auch für die regulären 90 Minuten gegen die Niederlande. Schließlich kommt es nicht von ungefähr, dass er der Torwart mit den meisten Paraden in diesem Turnier ist (26). Mit nur drei Gegentreffern zählt er außerdem zu den am seltensten überwundenen Schlussmännern.

Der Drache ist erklärter Bewunderer des Slowenen Jan Oblak: "Selbst wenn er in einem Spiel nur zwei- oder dreimal in Aktion treten muss, ist er immer auf dem Posten." Am Sonntag könnte García nun als dritter mexikanischer Torhüter U-17-Weltmeister werden.

Wir wollten wissen, warum er überzeugt ist, dass es klappen kann. Die Antwort: "Weil wir Mexikaner alles schaffen können."