Samstag 13 Februar 2016, 07:48

Stars und Einheimische wollen in Ruanda Potenzial freisetzen

Ruanda stand in den letzten Wochen im Zentrum der Aufmerksamkeit des afrikanischen Fussballs. Hier ging nämlich am Sonntag die Afrikanische Nationenmeisterschaft (CHAN) zu Ende, bei der das Nachbarland DR Kongo triumphierte und den Titel wieder mit über die Grenze nahm.

Bei dem Turnier wurde wieder einmal deutlich, dass Afrika über zahllose Talente verfügt, die auf dem eigenen Kontinent aktiv sind. Der Wettbewerb bildete die perfekte Kulisse für das Festival "Unleash African Football", einer Veranstaltung, bei der Fans und Spieler in dem Glauben zusammenkamen, dass der Fussball soziales Wachstum auf allen Ebenen herbeiführen kann.

Das Festival wurde von der Wohltätigkeitsorganisation streetfootballworld in Zusammenarbeit mit der afrikanischen Fussballkonföderation CAF der lokalen Gruppe Association des Jeunes Sportifs de Kigali (Espérance) organisiert. Afrikanische Fussball-Legenden wie der Kameruner Roger Milla und der ehemalige sambische Starspieler Kalusha Bwalya standen bei der breit gefächerten Veranstaltung gemeinsam mit Einheimischen auf dem Platz. Die Stars und ortsansässigen Fussball-Liebhaber fanden sich am 6. Februar, einen Tag vor dem Finale der Afrikanischen Nationenmeisterschaft, im Kimisagara Football for Hope Center in Kigali ein, wo Espérance beheimatet ist.

"Das war eine wichtige Veranstaltung für mich und für meine gesamte Organisation", erklärt Gilbert Ndayambaje, stellvertretender Rechtsvertreter von Espérance. "Der Fussball hat die Kraft, unterschiedliche Menschen aus verschiedenen Bereichen und Domänen zusammenzubringen. Das Festival war eine Gelegenheit zu zeigen, wozu wir als Organisation fähig sind, nämlich den Fussball für den sozialen Wandel zu nutzen."

Gleiche Chancen für Jungen und MädchenKimisagara ist eines der "20 Zentren für 2010" die von der FIFA im Rahmen des Vermächtnisses der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft Südafrika 2010™ aufgebaut wurden. Hier hat die Gruppe eine neue Heimat gefunden, die nach dem Völkermord im Jahr 1994 bereits seit 20 Jahren gegen die Probleme der ethnischen Teilung kämpft. Seit der Eröffnung im Jahr 2012 hilft das Zentrum nun jährlich 10.000 Kindern mit der Bereitstellung von Sozialdiensten und Fussballeinrichtungen.

Untermalt von Musik und Tanz nahmen bei dem Festival zwei Profifussballer aus Ruanda sowie die zuvor erwähnten Stars an einem neuartigen Spiel namens "Football3" teil, bei dem es um die Förderung von Fairplay, Teamwork und Respekt geht. Gemischtgeschlechtliche Teams einigen sich vor Beginn der Partie auf die Spielregeln. Beim Abpfiff machen sich dann beide Mannschaften Gedanken über das Spiel, wobei sowohl Tore als auch Fairplay-Punkte in die Bewertung einfließen.

Ehrenamtler Emmanuel Kayumba, der gleichzeitig in der zweiten ruandischen Liga Fussball spielt, war zunächst skeptisch, gehört jedoch mittlerweile zu den größten Unterstützern des Konzepts, nachdem er entdeckt hat, wie groß das Integrationspotenzial ist. "Als Espérance uns das zum ersten Mal vorgestellt hat, haben wir dem keine große Bedeutung beigemessen, aber nachdem wir über 'Football3' aufgeklärt worden waren, wurde uns klar, dass sich hier die Möglichkeit bietet, mit Mädchen zu spielen und ihnen die Chance zu geben, mitzuhalten", erklärt Kayumba, der von der Anwesenheit von Milla und Bwalya zunächst mächtig eingeschüchtert gewesen war. "Für mich ist es wichtig zu wissen, dass Mädchen in Ruanda und ganz allgemein in der Gesellschaft dieselben Chancen haben wie Jungen."

Die Anwesenden, unter denen sich junge Talente, Würdenträger, Leute aus der Nachbarschaft und viele Kinder befanden, konnten sich davon überzeugen, dass der Fussball ein Medium für Gespräche über so drängende Probleme wie Diskriminierung, Gleichstellung der Geschlechter und HIV/AIDS sein kann. In Workshops wurde die Rolle hervorgehoben, die der Sport bei der Lösung sozialer Probleme in der Region spielen kann.