Talavera: "Wir wollen wieder eine Medaille holen "

In Mexiko wird den allermeisten Fans warm ums Herz, wenn die Rede auf das Olympische Fussballturnier kommt. Das weckt den Nationalstolz jedes Mexikaners. Bei den Spielen von London 2012 gewann die mexikanische Auswahl die Goldmedaille und besiegte im Finale keinen Geringeren als den großen Favoriten Brasilien. Es war einer der größten Erfolge in der Geschichte des mexikanischen Fussballs, an den man sich mit großer Bewunderung und etwas Wehmut gerne erinnert.

Vier Jahre später will die nächste Generation junger mexikanischer Spieler ein ähnliches Erfolgserlebnis feiern. Unterstützt von drei Routiniers, allesamt mit Erfahrungen bei FIFA Fussball-Weltmeisterschaften, sind sie alle entschlossen, das unvergessene Gefühl von Wembley wieder aufleben zu lassen.

"Wir wollen wieder eine Medaille holen", verkündet Torhüter Alfredo Talavera, einer der erfahrensten Spieler im Kader, ohne jede Scheu gegenüber FIFA.com, nur Stunden vor dem Auftakt beim Olympischen Fussballturnier der Männer Rio 2016.

Der Torhüter, der im September 34 Jahre alt wird, gehört zu denjenigen Akteuren im mexikanischen Kader, die Olympia voll und ganz genießen werden. Er befindet sich auf dem Höhepunkt seiner Laufbahn und weiß noch sehr genau, wie schwer es ist, nach ganz oben zu gelangen. So fand er erst spät internationale Anerkennung, denn es dauerte bis 2011, bevor er erstmals in die Nationalelf berufen wurde. Seitdem hat er entweder zwischen den Pfosten gestanden oder war Ersatztorhüter des Teams. Rio 2016 ist das erste Turnier, in das er als unbestrittene Nummer eins geht.

"Ich freue mich sehr", erkennt der Torhüter an, der im kleinen Ort La Barca im Westen des Landes geboren wurde. "Olympische Spiele erlebt man nicht alle Tage. Ich war bei der WM in Brasilien 2014 dabei, kam aber dort nicht zum Einsatz. Jetzt bin ich an der Reihe und ich möchte es in vollen Zügen genießen. Ich möchte Spaß haben, bei aller gebotenen Ernsthaftigkeit natürlich, aber Spaß möchte ich schon haben."

Dazu gehört auch, seine Erfahrungen den Jüngeren in der mit Talenten gespickten Mannschaft zu vermitteln. Alfredo weiß, dass sein Beitrag abseits des Platzes fast ebenso wichtig ist wie auf dem Spielfeld. Dieser Aufgabe fühlt er sich gewachsen. "Man erzählt, was man erlebt hat, und versucht dabei zu vermitteln, dass man jeden Augenblick genießen muss. Manchmal vergessen wir einfach, dass das nur ein Spiel ist", räumt er ein. "Wir müssen es so genießen, wie wir es als Kinder getan haben, aber natürlich etwas reifer. Die Siege kommen dann von selbst."

Große Erwartungen In den Tagen unmittelbar vor einem Turnier lässt man der Fantasie gern freien Lauf. Man geht im Kopf den Weg durch das Turnier und träumt vom großen Triumph – den Pokal in die Höhe zu stemmen oder, wie in diesem Fall, sich eine Medaille um den Hals zu hängen und mit Tränen in den Augen die Nationalhymne auf der obersten Stufe des Podests zu hören. Im Fall Mexikos dürfte es nicht allzu schwer sein, sich das alles vorzustellen: Man braucht nur die Geschehnisse vor vier Jahren Revue passieren lassen.

Bedeutet das zusätzlichen Druck? "Nein, so sehen wir das nicht. Wir fühlen uns verpflichtet, alles zu geben und diszipliniert zu sein, die Ergebnisse kommen dann von selbst. Wir sind Titelverteidiger, wir kennen also unseren Weg. Das ist keine Belastung. Wir träumen davon, das alles noch einmal zu schaffen."

Als Sieger des Turniers in London 2012 reist Mexiko als einer der großen Favoriten zum Turnier in Rio an. Die Fans erwarten viel von dieser verjüngten Ausgabe ihrer Nationalmannschaft. Der Torhüter von Toluca weiß dies genau und scheut auch nicht die Verantwortung. Und so bekräftigt er: "Unser Ziel ist eine Medaille, hoffentlich die goldene. Wir sind sehr gut vorbereitet, haben hart gearbeitet und stimmen jetzt kurz vor Turnierbeginn nur noch die letzten Details ab. Wir können es kaum erwarten."

In der ersten Partie am 4. August trifft die mexikanische Auswahl in Salvador de Bahía auf das Team Deutschlands. Talavera, der in Brasilien 2014 als dritter Torhüter dabei war, analysiert den Gegner selbstbewusst. "Es ist ein sehr starkes Team, mit bekannten und erfahrenen Spielern. Um es zu besiegen, müssen wir uns strikt an die taktische Marschroute halten und bei Bedarf auch aggressiv spielen. Wir haben gerne den Ball. Wenn sie uns den lassen, ist es gut, wenn nicht, haben wir auch eine Lösung."

Anschließend geht es erneut in Salvador gegen Fidschi (7. August) und dann in Brasília gegen die Republik Korea (10. August). Der Torhüter beschließt das Gespräch mit einer optimistischen Note: "Wir haben sehr viel Qualität im Team, eine gelungene Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern. Große Talente wie die Verteidiger César Montes und Carlos Salcedo oder Hirving Lozano, der in der Copa América sehr stark gespielt hat. Aber auch erfahrene Spieler wie Oribe Peralta, der schon in London die Goldmedaille geholt hat. Wir sind fest entschlossen, alles richtig zu machen und brennen darauf, dass das Turnier endlich beginnt."