Shayakhmetov will 2016 mit Erfolg abschließen

Für viele Topstars aus der Welt des Futsal ist das Jahr 2016 schon jetzt eines der erfolgreichsten ihrer Karriere, obwohl die FIFA Futsal-WM in Kolumbien noch gar nicht begonnen hat.

Für den Russen Vladislav Shayakhmetov hatte 2016 allerdings mit einer unliebsamen – und allzu vertrauten – Enttäuschung begonnen. Denn schon zum dritten Mal in Folge landete Russland bei der UEFA Futsal EURO nur auf dem zweiten Platz. Wenige Wochen später konnte er mit seinem Klub Ugra Yugorsk dann allerdings auf dramatische Weise den Titelgewinn beim UEFA Futsal-Cup feiern. Doch die 3:7-Niederlage gegen Spanien im Endspiel der Kontinentalmeisterschaft nagt noch immer an ihm.

"Wir haben in diesem Finale nicht unser ganzes Können gezeigt", so Shayakhmetov. "Ich weiß nicht, woran es lag. Wahrscheinlich gab es mehrere Gründe. Aber wie auch immer, es liegt in der Vergangenheit und es war eine gute Lektion. Ich könnte eine ganze Menge über dieses Spiel sagen, aber ich fasse es einfach so zusammen: 'Wir analysieren unsere Fehler und werden dadurch stärker.' Nach dem Finale in Belgrad waren wir natürlich schwer enttäuscht, aber jetzt steht alles wieder auf Anfang."

Bei aller Enttäuschung über die damalige Niederlage ist der Spieler, der für viele zur absoluten Weltspitze gehört, auch stolz auf das Abschneiden mit Russland. "Viele Teams in Europa wären im siebten Himmel, wenn sie es auch nur ein einziges Mal ins Finale oder ins Spiel um Bronze schaffen würden", unterstrich er. "Man muss in jedem Falle immer härter und härter arbeiten. Selbst wenn man alles gewinnt, gibt es immer wieder jemanden, der besser ist als man selbst.

Beim UEFA Futsal-Cup Ende April gab es allerdings kein Team, das besser war als Ugra Yugorsk. In einem packenden Finale setze sich der russische Vertreter dort gegen den spanischen Meister Inter FS durch. Bedenkt man, dass es Ugras Debüt im Wettbewerb war, ist diese Leistung noch beeindruckender.

Dass es bei Ugras erstem Auftritt auf europäischer Ebene gleich zum Titelgewinn reichen würde, damit hatte wohl niemand gerechnet – auch nicht Shayakhmetov selbst, obgleich ihm dieses Kunststück 2008 mit MFK Viz-Sinara schon einmal gelungen war. Dass sein jetziges Team allerdings über viel Qualität verfügte, war dem Mann aus Revda, westlich von Jekaterinburg gelegen, durchaus klar. "Wir wussten, dass wir durchaus weit kommen könnten, wenn wir in jedem Spiel unsere Bestleistung abrufen würden", so seine Überzeugung. "Vielleicht hatten wir sogar irgendwo im Hinterkopf, dass wir den europäischen Gipfel erobern könnten."

Im Halbfinale traf man auf das sehr starke Team von Benfica Lissabon. Nachdem die abwechslungsreiche und spannende Partie mit einem 4:4 geendet hatte, musste die Entscheidung über den Finaleinzug im Sechsmeterschießen fallen. Shayakhmetov trat als zweiter Schütze seines Teams an und verwandelte sicher. Sein Teamkamerad Robinho sorgte schließlich für den Siegtreffer. "Die Halbfinalrunde ist immer etwas ganz Besonderes. Es sind die besten der besten Teams. Als ich zum Punkt ging, war ich ganz ruhig. Das ganze ist ja ein Kräftemessen zwischen dem Schützen und dem Torhüter. Ich habe meinen Schuss verwandelt, also war ich dieses Mal der Bessere."

Im Finale wartete dann der Rekordmeister Inter FS, der den Titel schon drei Mal gewonnen und zwei Mal den zweiten Platz belegt hatte. Debütant Ugra hatte im Gegensatz dazu gerade erst zum ersten Mal die nationale Meisterschaft gewonnen. Doch dem Außenseiter gelang mit einem packenden 4:3-Sieg eine riesige Überraschung. "Wir haben nicht zugelassen, dass der Gegner seine Stärken zeigen konnte", so der Spieler mit der Rückennummer zwei.

"Das war kein Zufall. Wir haben uns gründlich vorbereitet, viele Videos analysiert und in unseren Trainingseinheiten sehr intensiv gearbeitet. "Allerdings hatten wir einige Male auch das notwendige Glück", gibt er zu.

In den letzten zehn Sekunden hatte Ugra wohl das größte Glück. Mit nur noch vier Spielern auf dem Feld verlor das Team in der Vorwärtsbewegung und ohne Torhüter den Ball, doch der Schuss von Inter traf nur den Pfosten. Ugra überstand auch die letzten Sekunden ohne Gegentor und hatte damit den UEFA Futsal-Pokal gewonnen. "Wir hatten mit sehr schweren letzten Minuten gerechnet und uns auch auf das Powerplay von Inter eingestellt. Nach der Roten Karte gegen Ivan Chiskala wurde es für uns noch einmal sehr viel schwerer. Aber was soll ich sagen? Inter hatte eine gute Torchance und hat sie nicht genutzt. Das meinte ich mit Glück."

Auf das Glück allein wollen sich Shayakhmetov und Co. beim bevorstehenden Futsal-Fest in Kolumbien allerdings nicht verlassen. Mit Blick auf die Konkurrenten in der Gruppe, nämlich Thailand, Ägypten und Kuba, warnt er besonders vor den ersten beiden. "Ich habe Thailand erst vor ein paar Wochen beobachtet. Das ist ein junges und sehr schnelles Team", so seine Einschätzung. "Man erkennt deutlich die Handschrift der europäischen Experten, die dort gearbeitet haben. Dieses Team ist eine große Herausforderung für jeden Gegner. Ich habe auch Ägypten gegen Spanien beobachtet. Afrikanische Spieler sind meist individuell sehr stark."

Da es für den 35-Jährigen wohl die letzte WM-Teilnahme wird, ist er besonders motiviert, das Abschneiden von 2008 zu verbessern, als er mit Russland das Halbfinale erreichte. Shayakhmetov wird jedenfalls stolz auf sein Abschneiden mit der russischen Mannschaft sein dürfen. "Wenn man nicht mehr ganz jung ist und der größte Teil der Karriere schon hinter einem liegt, dann will man noch einmal alles geben, was noch drin ist."

"Als Spieler bin ich jedenfalls hochzufrieden. Das wird ja immerhin meine dritte Weltmeisterschaft. Den größten Teil meiner Karriere habe ich auf höchstem Niveau gespielt. Darauf darf ich schon ein wenig stolz sein. Viele Menschen haben mir geholfen, so weit zu kommen. Wann immer ich im russischen Nationaltrikot aufs Spielfeld laufe, denke ich an sie. Ich muss kämpfen – für sie, für mein Land und für alles, was dazu beigetragen hat, dass ich auf diesem Niveau spiele."