Dienstag 20 Dezember 2016, 08:18

Nielsen: "Wir bewegen uns in die richtige Richtung“

Wenn Nils Nielsen auf das Jahr 2016 zurückblickt, kann er durchaus mit der Leistung seiner Mannschaft zufrieden sein. Zum zehnten Mal in Folge konnte sich die dänische Frauennationalmannschaft für eine Europameisterschaft qualifizieren und wird im Sommer 2017 in der Vorrunde auf Gastgeber Niederlande, Norwegen und Belgien treffen. Als einer der sechs besten Gruppenzweiten hatte sich Dänemark das Ticket fürs kontinentale Gipfeltreffen gesichert.

"Ich denke, dass wir gut gespielt haben", verkündet der 45-Jährige im FIFA.com-Interview und ergänzt: "In der zweiten Hälfte der Qualifikation sahen wir sehr stark aus und haben die Dinge gezeigt, an denen wir gearbeitet haben. Wir haben nur ein Tor zugelassen und 22 selbst erzielt, 17 davon alleine in den letzten vier Spielen. Das ist für mich sehr zufriedenstellend. Wir waren in einer starken Gruppe, aber wir haben es geschafft, uns direkt zu qualifizieren, und das ist eine gute Leistung für das Team."

Doch während die Däninnen bei der EM zu den Stammgästen zählen, fanden die letzten beiden FIFA Frauen-Weltmeisterschaften ohne die Europäerinnen statt. Dafür gibt es in den Augen von Nielsen einen Grund. "Der Wettbewerb wird immer stärker und so ein kleines Land, wie das unsere, kann nicht erwarten, sich für jede Weltmeisterschaft qualifizieren zu können. Aber mit dem aktuellen Team und der Qualität unserer jungen Spielerinnen werden wir auf dem Weg zur nächsten WM eine Herausforderung darstellen."

Eine deutliche Ansage an die Konkurrenz, die nicht von ungefähr kommt. In den vergangenen Jahren hat sich vieles zum Positiven entwickelt. "Außerhalb des Platzes haben wir tolle Dinge in die Wege geleitet. Wir haben viel mehr lizenzierte Trainerinnen und weibliche Führungskräfte in den Klubs und im Verband. Mit neuen Projekten sollen die Standards verbessert und unseren Spielerinnen der Alltag erleichtert werden. Das ist es auch, was wir in der Nationalmannschaft brauchen, um ganz oben dabei zu sein. Wir haben viele Spielerinnen, die sehr geschickt und engagiert sind, aber sie brauchen ein einfacheres Leben, um sich auf den Sport konzentrieren zu können. Wir sind noch nicht ganz da, wo wir sein wollen, aber wir bewegen uns in die richtige Richtung."

Auch wenn die eingeschlagene Richtung der richtige ist, ist der Weg noch lang. Im März 2007 und 2009 sowie im Juni 2009 erreichte Dänemark mit Platz sechs die bis dato beste Platzierung in der FIFA-Weltrangliste. Seitdem sind viele Jahre vergangen und die Elf ist derzeit auf Rang 20 zu finden.

Deutschland, Spanien und die Schweiz als Vorbilder "Die Länder, die über viele Spielerinnen in professionellen Ligen verfügen, haben einen klaren Vorteil. Wir brauchen noch etwas Zeit", analysiert Nielsen, der 2013 das Amt des Nationaltrainers übernommen hatte. "Aber ich glaube fest an dieses Produkt und daran, dass man es Sponsoren und den Medien schmackhaft machen kann. Ein Produkt, das zu vielen spricht, die nicht in den Männerfussball involviert sind, da sie sich nicht mit den Spielern identifizieren können. Wenn wir diese Menschen dazu bewegen, den Frauen zu folgen, dann macht dies das Leben der Spielerinnen einfacher und sie werden das Spiel für uns weiterentwickeln."

Der in Grönland geborene Fussballlehrer hatte zu Beginn seiner neuen Aufgabe einen schweren Start, da sehr viele ältere Spielerinnen ihre Karrieren beendeten. Doch in den letzten anderthalb Jahren lieferte das Team konstante Leistungen ab und wird seiner Meinung nach bei der EURO ein ernstzunehmender Gegner sein. In seiner Rolle als Auswahltrainer blickt Nielsen selbstverständlich auch auf andere Länder, nicht nur um eventuelle spätere Gegner näher unter die Lupe zu nehmen. Auch deren Methoden, den Frauenfussball weiter nach vorne zu bringen, sind für ihn von Interesse. Denn von ihnen kann sich die weibliche Seite des Sports in Dänemark das eine oder andere abschauen.

"Auf Vereinsebene können wir jede Menge lernen. Wie man beispielsweise Spiele zu einem Event für die Stadt macht und wie sich die Klubs auf professionelle Art und Weise organisieren", fasst er zusammen. Drei Länder haben es ihm ganz besonders angetan: "Ich liebe die Art und Weise, wie Deutschland, Spanien und die Schweiz, wenn auch sehr unterschiedlich, die Wende schafften, in dem sie mit der Talentförderung begonnen haben. Es ist kein Zufall, dass diese Länder so gut sind."