Mittwoch 03 August 2016, 08:08

Mill: "Das sind Dinge, die man nicht vergisst"

Denkt man an deutsche Rekordspieler, so fallen zweifelsohne große Namen wie Lothar Matthäus, Gerd Müller, Uwe Seeler, Franz Beckenbauer und einige mehr. Doch wer häufig vergessen wird, ist Frank Mill - seines Zeichens Rekordspieler und -torschütze der DFB-Olympiaauswahl (20 Spiele, 10 Tore).

1984 und 1988 nahm der Angreifer am Olympischen Fussballturnier teil und holte vor 28 Jahren als Kapitän die Bronzemedaille in Seoul. "Natürlich kommen in diesen Tagen die Erinnerungen wieder hoch, vor allem weil ich viele Interviewanfragen bekomme", erklärt Mill gutgelaunt, als ihnFIFA.comauf seine Vergangenheit anspricht.

"Olympia ist für jeden Teilnehmer ein tolles und außergewöhnliches Erlebnis. Man sieht viele verschiedene Disziplinen und die unterschiedlichsten Sportler, ob es jetzt ein Zwei-Meter-Ringer oder jemand, der nur 1,50 Meter groß ist. Man kann Wettkämpfe besuchen, dazu die Atmosphäre im Olympischen Dorf spüren. Ich habe damals Ulrike Meyfarth, Carl Lewis und viele große Athleten live gesehen. Das sind Dinge, die man nicht vergisst."

In seiner fast 20-jährigen Karriere absolvierte Mill 387 Bundesliga-Spiele (123 Tore) für Borussia Dortmund, Borussia Mönchengladbach, Rot-Weiß Essen und Fortuna Düsseldorf. Der DFB-Pokalsieg 1989 blieb der einzige Titel - zumindestens auf Vereinsebene. Denn nach Bronze 1988 sowie dem Pokalsieg folgte 1990 die Krönung, als Franky bei der FIFA Fussball-Weltmeisterschaft™ triumphierte. Er selbst fühle sich allerdings nicht als FIFA-Weltmeister, weil er in Italien nicht zum Einsatz kam. "Ich fühle mich als Bronzemedaillengewinner, weil ich aktiv dabei war und etwas dazu beitragen konnte. Das Gefühl ist anders, wenn man auf dem Platz stehen kann."

Unvergessen ist ihm vor allem der 3:0-Erfolg gegen China VR zum Auftakt 1988, als er gleich zweimal einnetzte. Einer seiner Treffer wurde später in Deutschland zum Tor des Monats gekürt. "Einer der wenigen Treffer, den ich von außerhalb des Strafraums gemacht habe, ein Schuss aus 20 Metern."

"Ich persönlich kann die Vereine nicht verstehen, wenn sie die Spieler nicht abstellen. Es wäre gut gewesen, wenn ein Joshua Kimmich oder ein Leroy Sané Olympia-Luft geschnuppert hätten. Sie hätten höchstens ein, zwei Spiele im Klub verpasst. Das wäre machbar gewesen. Den jungen Leuten wird ein tolles Erlebnis genommen. Man darf ja nicht vergessen, dass es fast 30 Jahre gedauert hat, ehe ein deutsches Team wieder bei Olympia dabei ist."

Nun nehmen Matthias Ginter, Lars Bender & Co erneut die Medaillenränge ins Visier, was für den 58-Jährigen definitiv eine machbare Aufgabe ist. "Das Viertelfinale ist allemal drin, aber ich traue ihnen auf jeden Fall auch eine Medaille zu. Das Team braucht sich vor Brasilien, Mexiko oder Argentinien nicht verstecken."

Den deutschen Kickern am Zuckerhut gibt er einen einfachen Ratschlag mit auf dem Weg: "Wichtig ist es, nicht mit einer Niederlage ins Turnier zu starten. Ein Erfolg zu Beginn kann die Spieler beflügeln, ähnlich wie uns 1988."

Am Donnerstag, 4. August, geht es für die Elf von Trainer Horst Hrubesch zum Auftakt gegen El Tri, bevor in zwei weiteren Spielen der Gruppe C gegen Korea Republik (7. August) und Fidschi (10. August) warten.

Im Viertelfinale könnte es mit Argentinien zu einem Duell gegen eines der erfolgreichsten Teams in der Geschichte des Olympischen Fussballturniers kommen. Zwei Jahre nach dem deutschen WM-Triumph gegen die Albiceleste wäre es sicherlich erneut ein packendes Aufeinandertreffen in der K.o.-Phase auf brasilianischen Boden.

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